Schrauben.

Sie würde die Schrauben am Türschloss wieder festdrehen müssen. Es war ein altes Haus, und wenn jeweils eine Tür zu heftig zugeknallt wurde, lösten sich die Schrauben aus dem Gewinde. Seine Worte hingen noch im Raum, wie der hartnäckige Geruch von faulenden Äpfeln. Ich gehe. Sie wusste nicht, wohin er zu gehen gedachte, was er … Weiterlesen Schrauben.

Am Äquator.

Sie hat allmählich Muskelkater vom Schulterzucken. «Wir sollten darüber reden», sagt er und lässt im gereizt wirkenden Gesicht ein wenig Ermutigung aufleuchten. «Okay», erwidert sie. Und zuckt mit den Schultern, wie so oft. Denn sie weiß nicht, was es zu bereden gibt. Womöglich stimmt das Klischee in der Regel. Frauen müssen über alles reden, Männer … Weiterlesen Am Äquator.

Der beste Roman, den ich je geschrieben habe.

Ich könnte ein Heilmittel gegen AIDS erfinden, den Hunger in der Dritten Welt nachhaltig tilgen und das am verführerischsten duftende Parfum aller Zeiten komponieren. Und noch immer würde ich größte Mühe bekunden, diese Leistungen, meine Leistungen, als gut oder gar besser als gut zu bezeichnen. Das ist nicht Understatement. Das ist nicht Bescheidenheit. Das ist … Weiterlesen Der beste Roman, den ich je geschrieben habe.

William Wilson und das ungewisse Etwas.

Der Satz steht da, auf einem Stück Papier, das an der Wand hängt, ausgeschnitten aus der Modestrecke eines populärkulturellen Magazins, wo es seltsam unpassend wirkte, weitaus unpassender als hier an der Wand. «Bis ans Ende der Welt floh ich vergebens.» Ein Fragment aus «William Wilson», einer Geschichte von Edgar Allen Poe. Ein Zusammenhang des Satzes … Weiterlesen William Wilson und das ungewisse Etwas.

Porzellan.

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, und die Porzellankiste, sie fragt Vorsicht immer wieder, wer denn ihr Vater sei, doch Vorsicht schweigt, und die Porzellankiste wirft ihre Frage in immer größere Runden, doch niemand scheint eine Antwort zu kennen oder sich um die Ungewissheit der Porzellankiste zu scheren, und dieser schlägt die offensichtliche Vaterlosigkeit ziemlich … Weiterlesen Porzellan.

Rauch und Rauschen.

Irgendwann stellte man sich die notwendige Frage, warum Frau K. durch das geöffnete Schiebedach in den Mercedes von Herrn F. defäkiert hatte. Es schien ein reichlich unkonventionelles Vorgehen, das unweigerlich auf ein vorangegangenes Ereignis schließen ließ, das Frau K. in einer Weise gekränkt hatte, die so heftig war, dass ihr keine andere Reaktion einfiel, als … Weiterlesen Rauch und Rauschen.

Undenkbar.

«Was denkst du?» will sie wissen, und er zuckt zusammen, denn er hat mit der Frage gerechnet, weiß aber trotzdem nicht, was er darauf antworten soll. Zwar ist es nicht so, dass er nichts denkt, doch er schätzt es sehr, seine Gedanken innerhalb der sicheren Grenzen seines Kopfes zu wissen, und ist nicht sonderlich erpicht … Weiterlesen Undenkbar.

38317.

Ein anderes Kind erzählte ihm, er solle mal die Zahl 38317 in den Taschenrechner eingeben, das Gerät dann umdrehen und damit die Zahl auf dem Kopf stellen. Er tat es, und dann stand da ein Wort, und er wusste eigentlich gar nicht so richtig, was es bedeutete, doch er wusste, es war etwas Schönes. Dann … Weiterlesen 38317.

Ein Satz über Toilettenpapier.

Vor gefühlten hundert Jahren und mindestens einem Dutzend durchlaufener Phasen meines Seins schrieb ich einen Text über Toilettenpapier, aus vollkommen unerfindlichem Grund, auch heute noch habe ich keine Ahnung, weshalb ich dies tat, womöglich war mir die auslösende Idee bei einem Akt der Defäkation gekommen, jedenfalls entstand dieser Text, eine muntere Ansammlung von Gedanken über … Weiterlesen Ein Satz über Toilettenpapier.

Loblos.

Man soll den Tag nicht vor dem Abend, und überhaupt, zu viel des Lobes sei nicht gut, sagen die diplomierten Pädagogen, sehr viele Menschen hören sehr viel zu gern, wie gut sie seien, sie hören es selbst dann, wenn es niemand ausspricht, hören es so oft, dass sie darauf verzichten, sich zu fragen, ob das … Weiterlesen Loblos.

Emotionale Defäkation.

«Du musst es rauslassen.» «Was muss ich rauslassen?» «Die Scheiße. Die ganze Scheiße.» «Welche Scheiße?» «Halt eben das, was dich bedrückt.» «Ist nicht so schlimm.» «Deine Augen sagen etwas anderes.» «Ich kann das nicht so gut.» «Was?» «Darüber reden. Außerdem ändert sich dadurch sowieso nichts.» «Natürlich ändert sich etwas.» «Ich glaube nicht.» «Es ist wie … Weiterlesen Emotionale Defäkation.

Weinbergschnecken.

«Und dann die Banker, die hungrigen, die nimmersatten. Und dann die Versicherungsmenschen mit ihrem künstlichen Lächeln, den zerknitterten Anzügen aus dem Kaufhaus und den Aktenkoffern voller Kugelschreiber, die sie tausendfach verschenken und dabei so tun, als wäre man ein Auserwählter, wenn man einen erhält. Und dann die Staatsangestellten auf den Ämtern, die sich noch in … Weiterlesen Weinbergschnecken.

Der Exorzismus von Elisabeth.

Elisabeth war ein ganz normales Mädchen. Eine Geschichte, die mit diesen Worten beginnt, wird im weiteren Verlauf mit großer Wahrscheinlichkeit in die Erkenntnis münden, dass es sich bei besagter Elisabeth eben nicht um ein ganz normales Mädchen handelte. So auch diese Geschichte. Denn Elisabeth war zwar tatsächlich ein ganz normales Mädchen. Doch eine kleine Eigenheit … Weiterlesen Der Exorzismus von Elisabeth.

Nichts.

Sie fragten ihn, weshalb er den Türrahmen mit seiner Hand zertrümmert habe und dabei auch die Hand selbst, und er sagte nichts. Er betrachtete die blutigen Stellen an seinen Knöcheln und umklammerte seinen Unterarm, ließ ihn schlapp nach unten hängen und räusperte sich geräuschvoll. Schließlich spuckte er auf den Teppich und verstrich den Speichel mit … Weiterlesen Nichts.

Sexist.

Er kleidet die Schönheit ihres nackten Körpers in Worte, versucht es zumindest, denn zur Gänze gelingen kann es nicht. Er schreibt, wie er seine Hände über ihre zarte Haut führt, wie sie über ihre Formen und Konturen gleiten wie ein Schwan über den stillen See. Er schreibt, wie er ihren Hals küsst, ihre Brüste, ihren … Weiterlesen Sexist.