Ohne darüber zu reden.

Als sie das erste Mal darüber redet, ohne darüber zu reden, sagt sie das:«Ich habe es ihm versprochen. Habe ihm mein Wort gegeben, niemandem davon zu erzählen, solange er lebt. Habe ihm und mir selbst geschworen, das Geheimnis zu bewahren und mit niemandem darüber zu reden. Darüber, was er getan hat.» Als sie das zweite … Weiterlesen Ohne darüber zu reden.

Die Verschwundenen.

Man hatte den Kindern gesagt, sie könnten spielen, Verstecken und Fangen zum Beispiel, sie könnten Beeren sammeln im Wald, auch gemeinsam singen, und baden im nahen See. Der See sei tief und das Wasser kalt, hatte man ihnen gesagt, und manchmal würden in Ufernähe kleine Fische heranschwimmen und an den Beinen knabbern. Einige Kinder waren … Weiterlesen Die Verschwundenen.

Und vielleicht sogar Magie.

Sie wundert sich darüber, dass es in Filmen manchmal so wirkt, als würden sich die Räder eines Autos rückwärtsbewegen, obwohl das Auto vorwärtsfährt. Sie findet dieses Phänomen äußerst merkwürdig, rätselhaft, geradezu faszinierend. Und weil sie nicht genau weiß, woran es liegt, und sich auch nicht sonderlich stark darum bemüht, es herauszufinden, bewahren sich die rückwärtsdrehenden … Weiterlesen Und vielleicht sogar Magie.

Traurige Hummer.

Sie trägt ihre überdimensionalen Kopfhörer, und über diese überdimensionalen Kopfhörer hört sie das neue Album von Moritz Krämer. Moritz Krämer hat so schöne Worte, und Moritz Krämer nuschelt so schön, keiner nuschelt so schöne Worte so schön wie Moritz Krämer, und gerade singt Moritz Krämer etwas über traurige Hummer, und sie ist froh, dass endlich … Weiterlesen Traurige Hummer.

Die Tänzerin.

Das klingt jetzt sehr seltsam und wohl auch ziemlich unglaubwürdig, aber es ist wahr, voll und ganz und absolut. Es ist keine große Geschichte, sie ist schnell erzählt, ein einziger Satz genügt: In der Nacht, wenn sie ganz allein ist und niemand sie sieht, stellt sich eine junge Frau irgendwo in dieser kleinen Stadt auf … Weiterlesen Die Tänzerin.

Unter dem Schnee.

Es hatte immer wieder geschneit in diesem Winter, die Tage waren häufig grau und bitterkalt. Der Schnee lag wochenlang auf den Feldern und Wiesen. An manchen Tagen schmolzen einige Zentimeter weg, dann wieder fiel neuer Schnee und ließ die Schicht wieder anwachsen. Was unter der Schneedecke lag, blieb verborgen. Und es war kaum vorstellbar, dass … Weiterlesen Unter dem Schnee.

Nach dem Zauber.

Sie lebt in einem Haus mit einem Ziegeldach, und obschon sie schon lange dort wohnt, weiß sie noch immer nicht, wie die Ziegel auf dem Dach befestigt sind und wie es unter ihnen aussieht. Sie wundert sich, sie fragt sich, und eines Tages, mit Entschlossenheit unter den Rippen, beschließt sie, dem Wundern und Fragen ein … Weiterlesen Nach dem Zauber.

Hinter dem Haus.

Er ist wohl gar nicht so alt, wie man im ersten Moment vermuten mag, vielleicht ist er fünfzig, womöglich sogar jünger. Doch er wirkt alt, alles an ihm gemahnt an die Unerbittlichkeit der Zeit, und wäre er ein Haus, würde der Wind durch die Löcher in seinen dünnen und brüchigen Wänden pfeifen. Natürlich fragt man … Weiterlesen Hinter dem Haus.

Die Leiche.

Da war diese kleine Hütte, sie stand am Rande einer kleinen Lichtung im Wald, direkt neben einem abgestorbenen Baum. Üppiges Grün umwucherte das Fundament, das Holz wirkte morsch und wies unzählige Löcher und Lücken auf. Die wenigen Fenster waren zwar in den meisten Fällen noch intakt, doch das Glas war seltsam schwarz und ließ keinen … Weiterlesen Die Leiche.

Die Geschichten im Blick.

Manche Menschen tragen ihr Herz in den Augen, vor allem, wenn es schwer ist. Sie war ein solcher Mensch. Ihre Blicke erzählten traurig-trübe Geschichten, die womöglich gar keine richtigen Geschichten waren, höchstens Fragmente, Skizzen. Aber was sind schon richtige Geschichten? Manchmal reichen sechs Wörter, um eine Geschichte zu erzählen. Und ihre Blicke brauchten nicht einmal … Weiterlesen Die Geschichten im Blick.