Denkwürdig.

Sie hat ein Eichhörnchen überfahren. Es lief vor ihr über die Straße, und die Straße war nass, und die Sonne, die durch die Wolkendecke gebrochen war, hatte sie geblendet, und sie war wirklich aufmerksam und konzentriert, sie war eigentlich eine gute Autofahrerin, und sie hat noch versucht, dem Tier auszuweichen, doch das alles ändert nichts … Weiterlesen Denkwürdig.

Kaleidoskop-Augen.

Der Himmel über der Autobahn sieht aus wie das Gemälde eines Künstlers, der halluzinogene Drogen konsumiert hat, wie das Fell einer unbekannten Raubkatze, dunkelbunt und wild. Der Himmel, er zieht ihren Blick an, und eigentlich müsste Evelyn auf die Straße schauen, müsste fokussiert und konzentriert bleiben, doch immer wieder dreht sich der Kopf, um das … Weiterlesen Kaleidoskop-Augen.

Die Mütze im Fluss.

Er ist acht Jahre alt, als ihm ein älterer Junge die Mütze vom Kopf reißt und sie in den nahen Fluss wirft. Er wird wütend und traurig zugleich, verflucht den Jungen und wünscht ihm alles Schlimme, beginnt zu weinen und rennt nach Hause. Sechzehn Jahre später hört er zufällig, dass der besagte Junge bei einem … Weiterlesen Die Mütze im Fluss.

Kanten.

Er gibt sich wirklich Mühe. Er lässt sich Zeit. Er hat Kerzen angezündet, mit Vanilleduft. Sie verspürt einen leichten Brechreiz, aber er hat es zweifellos gut gemeint. Seine feuchten Lippen eilen über ihren Bauch. Hin und wieder ertönt ein sabberndes Geräusch, es klingt, als würde ein sehr alter Hund abgestandenes Wasser aus einem Edelstahlnapf schlürfen. … Weiterlesen Kanten.

Vergeblich.

Als sie ein Kind war, sprach ein alter Mann im Religionsunterricht von Vergebung. Sie schaute aus dem Fenster auf die kleine Wiese vor dem Schulhaus. Dort stand ein Baum, und auf dem Baum saß ein Vogel, und der Vogel sang ein Lied, und obwohl sie es nicht hören konnte, wusste sie, wie es klang. Sie … Weiterlesen Vergeblich.

Der Mord.

Ich habe einen Menschen getötet. Nun stehe ich in einer bedrückend stillen Wohnung, die nicht meine Wohnung ist, die ich aber trotzdem bestens zu kennen scheine, und versuche, die blutgetränkten Kleider, die ich in meinen zitternden Händen halte, irgendwo zu verstecken. Ich öffne eine kleine Tür, hinter der ich einen Abstellraum weiß, und will die … Weiterlesen Der Mord.

Der Sündenbock.

Sie braucht ihn, braucht ihn dringend, braucht einen Sündenbock. Denn der Sündenbock ist das einzige Tier, das ihr helfen könnte, das einzige Tier, das sie retten könnte. Doch der Sündenbock, er ist des Einhorns finsterer Bruder, und wenn sie die Augen aufschlägt, zerfallen beide Kreaturen gleichermaßen im grellen Licht der Realität, fallen der Welt zum … Weiterlesen Der Sündenbock.

Immer die.

Die Kapitäne sagen, die Schiffe gingen unter, die grossen Tanker ebenso wie die kleinen Boote, sogar die aufblasbaren Rettungsinseln. Die Piloten melden, die Flugzeuge stürzten ab, die Atemmasken hätten keinen Nutzen, die Schwimmwesten ebenso wenig, und die Getränke seien gratis. Die Feuerwehrmänner rufen, die Brände seien nicht zu löschen, die Häuser würden demnächst kollabieren, die … Weiterlesen Immer die.