Nicht nichts tun.

Am Ende des Himmels kündigt sich freundliches Wetter an, die dichte graue Decke geht in ein mildes Hellblau über, in das sich vereinzelte Wolkenfetzen mischen. Man hatte doch an das Gute geglaubt, man hatte gehofft, weil Hoffnung oftmals die letzte Zuflucht ist, man hatte sich an alles geklammert, das Halt versprach. Manchmal war es schwierig, … Weiterlesen Nicht nichts tun.

Knoten.

Nach dem Duschen stellt sich Emma vor den Spiegel. Sie führt ihre Nase zu ihrem Unterarm und atmet ein. Sie mag den Duft des Duschgels auf ihrer Haut, mag die Frische und Sauberkeit, für die es steht. Dann betrachtet sie ihren Körper. Sie tut das viel zu selten, sollte doch eigentlich häufiger hinschauen, genauer hinschauen, … Weiterlesen Knoten.

Das Vorspielen.

Ihre Mutter hätte das Richtige zu sagen gewusst. Sie hatte stets die passenden Worte gefunden, wenn Anita sich fürchtete oder traurig war, sogar damals, als Lulu, ihre Katze, von einem Auto überfahren worden war. Anita überlegt, was ihre Mutter in diesem Moment sagen würde, doch ihr fällt nichts ein, keine klugen Sätze, nicht einmal ein … Weiterlesen Das Vorspielen.

Pizza.

Natürlich sind Frauen auch nur Menschen, sagt er. Aus dem Zusammenhang gerissen ließe sich seine Aussage vielleicht sogar als relativierendes, positiv gemeintes Verdikt deuten, wenn man denn unbedingt möchte. Aber der Zusammenhang ist da, er ist unvermeidlich. Denn vor und nach diesem Satz bezeichnet er Frauen wahlweise als dumm, einfältig, hysterisch, billig oder fies; er … Weiterlesen Pizza.

Die Spinne.

Jeder Raum ihrer neuen Wohnung ist Brachland, jeder Winkel erzählt von einem neuen Anfang, die Wände sind nackt, als wären sie gerade erst zur Welt gekommen. Der Geruch von Farbe hängt noch in der Luft, vermengt mit den süßlichen Vanillenuancen der Duftkerzen, die sie anzuzünden pflegt. Sie ist ebenfalls häufig nackt, wie frisch geboren, will … Weiterlesen Die Spinne.

Iris.

Den endgültigen Entschluss fasst sie, als sie ihre Zungenspitze um seine Eichel kreisen lässt, schließlich ihre Lippen um seinen Penis legt und den Brechreiz erträgt. Nachdem sich die Gewissheit manifestiert hat, wirkt die Situation einen Moment lang so grotesk, dass sie verharrt. Als er an ihren Haaren zerrt und auf ein Weitermachen drängt, tut sie … Weiterlesen Iris.

Er steigt aus.

Zuerst glaubt er, ein leises Rauschen zu hören, als würde Luft aus einem Fahrradreifen entweichen. Es kommt nicht von draußen, es ist nur in seinem Kopf, denn wenn der Mann die Handflächen fest auf seine großen Ohren drückt, bleibt das Geräusch unverändert. Er wird ein wenig unruhig, blickt sich vorsichtig um, doch die anderen Passagiere … Weiterlesen Er steigt aus.

Die Seiltänzerin.

Die Luft ist staubig, so durchdringend staubig, dass man sich kaum vorstellen kann, wie das Bild ohne Staub aussähe. Der Boden wirkt sandig, so allgegenwärtig sandig, dass man sich in einer Wüste wähnt, und sehr viel, was man sieht, ist Boden. Das war nicht immer so, doch die Häuser, sie wurden eben diesem Boden gleichgemacht, … Weiterlesen Die Seiltänzerin.

Finger.

Wir werden es alle gewusst haben, und auch wenn sich nichts ändern wird, und auch wenn es zu spät sein wird, werden wir sagen können, dass wir es gewusst haben, dass wir die Zeichen erkannt haben, dass es viele Zeichen waren, deutliche Zeichen, unzählige Fingerzeige, die eigentlich niemand hätte übersehen können, und wir werden sagen … Weiterlesen Finger.

Vielleicht Unkraut.

Er glaubte, er sei auf dem richtigen Weg. Man geht ja meistens auf verschiedenen Straßen gleichzeitig durchs Leben, und diese schien zu den guten Straßen zu zählen. Der Asphalt war robust, wenn auch an einigen Stellen Unkraut aus großen Ritzen wuchs, doch ohne Unkraut geht es nicht, Unkraut ist auch Leben, ist wahr und echt. Er … Weiterlesen Vielleicht Unkraut.

Weinbergschnecken.

«Und dann die Banker, die hungrigen, die nimmersatten. Und dann die Versicherungsmenschen mit ihrem künstlichen Lächeln, den zerknitterten Anzügen aus dem Kaufhaus und den Aktenkoffern voller Kugelschreiber, die sie tausendfach verschenken und dabei so tun, als wäre man ein Auserwählter, wenn man einen erhält. Und dann die Staatsangestellten auf den Ämtern, die sich noch in … Weiterlesen Weinbergschnecken.