Das perfekte Versteck.

Ein Stück Rinde steht vom Holzstapel ab, ragt hinaus und zeichnet sich wie ein Dolch vor dem schwarzrotblauen Himmel ab, der sich von Minute zu Minute verdunkelt. Er würde das merkwürdige Objekt gerne berühren, es in die Hände nehmen, doch es befindet sich zu weit oben; um es zu erreichen, müsste er am Holzstapel hochklettern, … Weiterlesen Das perfekte Versteck.

Warmwasser.

Der Tag hängt stumm in den Räumen. Vor den Fenstern lässt der hellgraue Himmel die Landschaft matt und bleich wirken, wie eine altes Foto in ungesättigten Farben. Sie lauscht der Stille, fügt sich in das Schweigen, und als sie sich räuspert, zuckt sie erschrocken zusammen, so laut und grob dringt das Geräusch aus ihrer Kehle … Weiterlesen Warmwasser.

Der Mauerbau.

Eines Tages blickt Eva sich um, betrachtet die Schatten der Bäume an den Häuserwänden, lauscht den vereinzelten Rufen eines Bussards und dem leisen Rauschen der nahen Autobahn. Sie kratzt sich an der Schläfe und wischt mit dem Handrücken über ihren Mund. Dann beginnt Eva damit, eine Mauer zu bauen. Sie baut sie hoch, sie baut … Weiterlesen Der Mauerbau.

Sechs Finger.

Während Iris in ihrem Bett liegt und schläft, träumt sie davon, dass sie in ihrem Bett liegt und wach ist. Im Traum sieht sie, wie ihre Hand über ihren Körper gleitet. Viel mehr bleibt von diesem Traum nicht zurück, als Iris am nächsten Morgen erwacht, nur dieser Moment, mit ihrer Hand, ihrem Körper, ihrer Haut, … Weiterlesen Sechs Finger.

Auf Grund.

Er hat einen ziemlich ungewohnten Nachnamen, doch sie bemüht sich gar nicht erst, sich die komplizierte Schreibweise einzuprägen. In absehbarer Zeit wird er nicht mehr dort liegen, wo er jetzt liegt, neben ihr im Bett. Sie wundert sich, dass sie manchmal neben ihm – oder neben anderen – einschläft, ganz nahe am anderen Körper, vielleicht … Weiterlesen Auf Grund.

Evas Haus.

Nachdem es geschehen war, ein weiteres Mal, so heftig und brutal wie nie zuvor, begann Eva damit, alle Fensterläden zu schließen. Wo es keine Läden hatte, hängte sie dicke Tücher vor die Fenster. Wohin sie auch ging und mit wem sie auch sprach, sie ließ niemanden ins Haus blicken, hielt das Innere sorgsam unter Verschluss. … Weiterlesen Evas Haus.

Meeresgrund.

Im Supermarkt ist jeder Salat in der Gemüseabteilung verfault, jeder einzelne Salatkopf grinst mit braunen Blättern aus seiner Kunststoffverpackung. Sie hebt einen Salatkopf hoch, wendet ihn in ihren zitternden Händen und knallt ihn wieder zurück ins Regal, greift sich den nächsten Salatkopf und schleudert auch diesen wieder zurück. Alles ist verfault! brüllt sie in die … Weiterlesen Meeresgrund.

Unter Kühen.

Es klingt beinahe gewaltsam, wenn die Kühe mit ihren großen Mäulern das Gras ausreißen. Eine rohe Urkraft, und dennoch so gemächlich und ruhig. Ihr stoisches Kauen schafft einen taktlosen Rhythmus, und wenn sich hin und wieder ein Bein bewegt, wirkt es wie ein störendes Element im ansonsten ebenmässigen Bild. Das eigentliche störende Element ist derweil … Weiterlesen Unter Kühen.