Nicht nichts tun.

Am Ende des Himmels kündigt sich freundliches Wetter an, die dichte graue Decke geht in ein mildes Hellblau über, in das sich vereinzelte Wolkenfetzen mischen. Man hatte doch an das Gute geglaubt, man hatte gehofft, weil Hoffnung oftmals die letzte Zuflucht ist, man hatte sich an alles geklammert, das Halt versprach. Manchmal war es schwierig, … Weiterlesen Nicht nichts tun.

Emmanuelle.

Ich hasse dich, ruft sie, oder nein, sie schreit es, sie brüllt, und man könnte glauben, sie meine es erst, doch Egon glaubt das nicht, er bezweifelt, dass sie es ernst meint, aber allein schon die Möglichkeit, dass es so sein könnte, macht ihm ein wenig Angst. Außerdem sieht ihr Gesicht schrecklich aus, fürchterlich, furchteinflößend. … Weiterlesen Emmanuelle.

Enger.

Das Licht ist anders, auch die Farben. Das ist schon lange so, eine kleine träge Ewigkeit. Wenn er blinzelt, bleiben die Lider manchmal aneinander kleben. Er reißt dann die Augen auf und macht ein langes Gesicht. Seine Hosen sind enger geworden, sie drücken ihn in der Mitte zusammen, doch er will keine neuen Hosen, jedenfalls … Weiterlesen Enger.

Nach Dänemark.

Der Vater stöhnt und ächzt, dann hustet er kurz. «Mir ist es zu eng hier.» Er schnappt nach Luft und zieht am Kragen seines Polohemdes, auf welchem auf Brusthöhe ein grünes Etwas aufgenäht ist, das wohl jenes bekannte Krokodil darstellen sollte, aber eher an eine Seekuh erinnert. Der Vater selbst sieht ein wenig aus wie … Weiterlesen Nach Dänemark.

Der Unmögliche.

Man sollte doch. Man müsste doch. Aber man kann nicht. Schon seine Füße. Wenn er steht und geht, beschreiben seine beiden Füße ein V. V wie Vogel, V wie Virus, V wie Vollidiot. Und dann geht er vorüber, die Füße ragen links und rechts wie irrgewachsene Äste aus seiner Route, und sein merkwürdig federnder Gang … Weiterlesen Der Unmögliche.

Ganz fürchterlich.

Sie reden und reden und reden. Sie werfen ihre Hände in alle Richtungen, sie verleihen der Stirn tiefste Furchen und reißen im nächsten Moment die Augenbrauen nach oben. Sie modulieren ihre Stimmlage, sie erbrechen Wortschwalle, sie atmen schwer. Alles ist ganz fürchterlich. Alles ist so dramatisch. Alles ist so wichtig. Er kann es nicht mehr … Weiterlesen Ganz fürchterlich.

Eine Weise.

Sie war die älteste Frau im Dorf. Vielleicht war sie ein Elefant, vielleicht ein Geist, vielleicht eine hölzerne Statue, vom Leben geschnitzt. Man wusste es nicht, und man fragte sie nicht. Stattdessen fragte man sie alles andere. Die Kinder fragten nach dem Blau des Himmels, nach dem Donner und dem Blitz, nach der Körpergröße der … Weiterlesen Eine Weise.

Gleichartig.

Man geht durch die Stadt, die lärmige, die dröhnende, mit den hupenden Autos und den rufenden Menschen, den plärrenden Lautsprechern und dem konstanten Rauschen, und die Maus, die kleine Maus, man kann sie nicht hören, nicht einmal, wenn sie ganz laut piepst, so laut wie sie kann, ihr Piepsen geht unter, eigentlich taucht es gar … Weiterlesen Gleichartig.

Hitler und der Zölibat.

In einer kleinen Gemeinde im Montafon verteidigt ein Pfarrer den Zölibat. Im Pfarrblatt schreibt Eberhard Amann unter anderem, dass die Neomarxisten nicht nur den besagten Eheverzicht zerstören möchten, sondern auch das Bollwerk der Einehe und die Familie an sich. Um Sinn und Zweck des Zölibats zu verdeutlichen, zieht der Pfarrer dann einen merkwürdigen Vergleich. «In … Weiterlesen Hitler und der Zölibat.

Abwinker.

Er mag das Hotel und den Strand, darum ist er jedes Jahr dort, anderswo wäre es nicht anders, nur mehr vom Gleichen, findet er, und wenn man ihm von den hellen Sommernächten im Norden oder von den schroffen Felsen an der Atlantikküste erzählt, winkt er verächtlich ab und erklärt, dass ihn das nicht interessiere. Er … Weiterlesen Abwinker.

Das Interview.

Es war ein heller Abend nach einem langen Arbeitstag, und er wollte eigentlich nur noch nach Hause. Stattdessen stand er in einer Bar, in welcher er noch nie gewesen war und deren Namen er zuvor nicht gekannt hatte. Der kleine Raum wirkte schummrig und matt, Lichterschlangen zierten Balken und Decke. Der Geruch von Rauch und … Weiterlesen Das Interview.

Dynamit.

Er ist explodiert. Seit ihrer Hochzeit vor acht Jahren hat er Bier getrunken und gesalzene Erdnüsse gegessen. Nun ist er explodiert. Irgendwie. Jemand hat ihm eine Dynamitstange in den Arsch geschoben und die Lunte angezündet. Der Knall war überraschend leise. Jetzt hört sie sein Ächzen. Er sitzt noch immer im Wohnzimmer und sieht fern, zieht … Weiterlesen Dynamit.

Weinbergschnecken.

«Und dann die Banker, die hungrigen, die nimmersatten. Und dann die Versicherungsmenschen mit ihrem künstlichen Lächeln, den zerknitterten Anzügen aus dem Kaufhaus und den Aktenkoffern voller Kugelschreiber, die sie tausendfach verschenken und dabei so tun, als wäre man ein Auserwählter, wenn man einen erhält. Und dann die Staatsangestellten auf den Ämtern, die sich noch in … Weiterlesen Weinbergschnecken.