Frau Elmer.

Jaja, wahrscheinlich war ich ein kleines bisschen verliebt in die Frau Elmer, denn die Frau Elmer kannte alle Bücher in der Bibliothek, wirklich alle, denn über jedes einzelne Buch, das ich auslieh, wusste sie bestens Bescheid, wusste so gut Bescheid, wie man nur Bescheid wissen kann, wenn man ein Buch auch tatsächlich gelesen hat, und … Weiterlesen Frau Elmer.

Figuren.

Bei Anbruch der Dunkelheit steigt Vera auf die Dachterrasse, die zum großen alten Wohngebäude gehört, und zündet sich eine Zigarette an. Mehr als zwei Packungen hat sie geraucht an diesem Tag, der sich nun unweigerlich auflöst in der kühlen Nachtluft. Sie bläst den Rauch hinterher, als letztes Geleit. Vor ihr liegt die Stadt, und obwohl … Weiterlesen Figuren.

Landwirtschaft und Liebe.

Bert liest eine Geschichte von einem, der eine Geschichte liest, und in dieser Geschichte geht es um Landwirtschaft, doch Bert hat keine Ahnung von Landwirtschaft, Agrarwissenschaften sind ihm völlig fremd, und der einzige Bauer, den er kennt, kennt er noch von früher, aus der Schule, damals war er ein stämmiger Junge mit einem dicken Hals, … Weiterlesen Landwirtschaft und Liebe.

Cocktail.

Sie erzählt davon, wie sie am Vorabend nackt ins Wasser gesprungen sei, an jener Stelle, an welcher der Kanal in den See mündet, und wenn dann jemand sagt, er sei am Vorabend auch dort gewesen, an eben jener Stelle, den ganzen Abend lang, dann ist sie leicht irritiert, aber nur kurz, ach, dann haben wir … Weiterlesen Cocktail.

Tom Linde Elendiger Ficker.

Es ist der letzte Tag im Leben dieser Parkbank, doch abgesehen von einigen Mitarbeitenden der Stadtverwaltung ist dies bisher niemandem bekannt, auch die Parkbank selbst weiß nicht, was ihr blüht, was jedoch in der Natur der Sache liegt, schließlich mangelt es Parkbänken grundsätzlich an kognitiven Fähigkeiten, und eigentlich ist es auch falsch, vom letzten Tag … Weiterlesen Tom Linde Elendiger Ficker.

Die Geschichten im Blick.

Manche Menschen tragen ihr Herz in den Augen, vor allem, wenn es schwer ist. Sie war ein solcher Mensch. Ihre Blicke erzählten traurig-trübe Geschichten, die womöglich gar keine richtigen Geschichten waren, höchstens Fragmente, Skizzen. Aber was sind schon richtige Geschichten? Manchmal reichen sechs Wörter, um eine Geschichte zu erzählen. Und ihre Blicke brauchten nicht einmal … Weiterlesen Die Geschichten im Blick.

Müll.

Man sieht ihn häufig im Quartier, manche kennen ihn von früher, denn er war schon damals hier, wohnte irgendwo um die Ecke, und als die anderen in die weite Welt zogen, blieb er vor Ort, ließ die Zeit durch sein Leben laufen, ohne aufzufallen. Nach seiner Schulzeit begann er ein Studium, brache es aber bald … Weiterlesen Müll.

Nichts zu sehen.

Die Menschen sind über die banalen Sessel gestreut, ein Eisenbahnwagen voller Existenzen, die sich nicht berühren; man lebt und atmet hier nebeneinanderher und aneinander vorbei, und wahrscheinlich ist es allen recht so. Man ist sich fremd, aber zumindest ist man vereint im Fremdsein. Zwischen all den Gesichtern, die keine Geschichten erzählen mögen, ist eines, das … Weiterlesen Nichts zu sehen.

Keine wirkliche Geschichte.

An einem Dienstagabend im Januar konnte man auf einigen Nachrichtenplattformen im Internet die Meldung lesen, dass in Kalifornien eine Schießerei in einem Militärkrankenhaus im Gange sei. Ein aktiver Schütze sei im Gebäude unterwegs, Angestellte und Patienten sollen sich verstecken, wegrennen oder kämpfen. Mehr sei derzeit nicht bekannt. Es hätte eine wirkliche Geschichte werden können. Nicht … Weiterlesen Keine wirkliche Geschichte.

Ungeschrieben.

Die Schwerkraft hat es nicht leicht in den Träumen, sie ist herzlich unwillkommen und bleibt häufig außen vor, und während wir gravitativ und träge in den Betten liegen, wie Blei unter Daunen, entschweben wir der Realität, machen die Nacht zum Tage und uns selbst zu Helden einer Geschichte, die keinem Drehbuch folgt und nirgends geschrieben … Weiterlesen Ungeschrieben.