Die Schwerkraft hat es nicht leicht in den Träumen, sie ist herzlich unwillkommen und bleibt häufig außen vor, und während wir gravitativ und träge in den Betten liegen, wie Blei unter Daunen, entschweben wir der Realität, machen die Nacht zum Tage und uns selbst zu Helden einer Geschichte, die keinem Drehbuch folgt und nirgends geschrieben steht, eine Geschichte, die uns in ferne Welten zu tragen vermag und trotzdem nur tiefer in uns hinein verläuft, mitten in die Untiefen des Ungewissen, in eine Welt, in der wir tun könnten, was wir wollten, selbst fliegen wäre uns möglich, nur fehlt uns dort, in diesem imaginären Konstrukt, die Kontrolle über unser Tun, und obwohl wir es sind, die solche ungeschriebenen Geschichten formen, haben wir keinen bewussten Einfluss auf ihren Verlauf, und wenn wir fliegen, fliegen wir passiv, und wenn wir fallen, wachen wir auf, und manchmal möchten wir uns festhalten an den Ecken und Kanten des Traumes, an seinen Flächen und Konturen, um das Gebilde nicht zu verlieren, wenn wir wieder in die Realität geschleudert werden, doch das einzige, woran wir uns nach dem Aufprall zu klammern vermögen, sind die Gitterstäbe der Betten, falls da welche sind, und sonst krallen wir unsere Finger in die Laken, und am nächsten Morgen, wenn die Schwerkraft wieder die Herrschaft gewonnen hat, versuchen wir uns an die ungeschriebene Geschichte zu erinnern, doch dort, im definierten Rahmen der Wirklichkeit, erkennen wir Geschichten nur, wenn sie mit Sinnen zu erfassen sind, wenn wir sie sehen oder hören oder lesen oder reflektieren, aber die ungeschriebenen Geschichten, sie bleiben im Ungewissen, werden erdrückt von den Dingen der Tatsachenwelt und von der Schwerkraft, die nur in den Träumen zu besiegen ist.

ein sehr passendes Foto für einen Traum, in dem das Fliegen möglich sein könnte
Geflogen bin ich noch nie in meinen Träumen, das tue ich des Tages, wenn ich mich hinsetze, meine Gedanken sammele und versuche, mich in einem Gedicht oder einer Collage auszudrücken.*lächel* Da klappt es mit dem Träumen vom Fliegen entschieden besser.
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Schön, das Fliegen beim kreativen Schaffen! Und wahrscheinlich lässt sich der Flug dabei auch besser steuern als in den Träumen…
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Sehr schön formuliert!
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Vielen Liebdank!
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Reblogged this on Zurück im Leben und kommentierte:
Dieser Text über Träume gefällt mir ausserordentlich gut. Ich wünschte mir manchmal, dass ich mich am Morgen an meine Träume erinnern könnte. Und dann denke ich wieder, dass es ohne Träume vielleicht besser ist, weil mir vielleicht nicht gefallen würde, was ich träume. Manchmal denke ich, dass ich überhaupt nicht träume, weil da keine Erinnerungen sind. Vielleicht wird nicht geträumt, wenn den Emotionen kein Raum gelassen wird? Oder fehlen ungeschriebene Geschichten, wenn das Leben, die „geschriebenen Geschichten“, nicht willkommen sind? Nicht geschrieben werden wollen? Hmmm.
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da unser gehirn wohl niemals ruht, beschäftigt es sich insbesondere des nachts mit allerlei, was wir gar nicht so bewusst ankurbeln, am liebsten mit tatortähnlichen alpträumen … betrachte das als eine art sich (selbstständig) auszutoben“… *lächel*
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Tatortähnliche (Alp-)Träume, jaha. Manchmal entstehen dann aber schon gewisse Fragezeichen, weshalb man sich in dieser Art austoben müsste, also was da offenbar noch im Verborgenen lauert…
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Manchmal wäre es aber doch recht spannend zu wissen, zu welchem Thema ich mich wie austobe. Würde mir vielleicht helfen, mit meinen (nicht vorhandenen) Gefühlen besser umzugehen. Da würde ich sogar tatortähnliche Albträume in Kauf nehmen. Nur nicht, wenn sie wie ein Schweizer Tatort sind. Denn dann würde ich mich unheimlich aufregen. *lach*
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