Anna mittendrin. (Eine Kindergeschichte)

Anna ist ein Mauswieselmädchen. Anna ist aber auch ein Hermelinmädchen. Es ist nicht so, dass sich Anna nicht entscheiden könnte. Anna ist tatsächlich beides. Denn die Mutter von Anna ist eine Mauswieseldame. Und der Vater von Anna ist ein Hermelin. Das ist merkwürdig, denn normalerweise suchen sich Mauswieseldamen einen Mauswieselherren, und Hermelinherren mögen normalerweise lieber … Weiterlesen Anna mittendrin. (Eine Kindergeschichte)

Ja.

Das Kind hat diese Angewohnheit, man könnte es Spleen nennen oder Marotte, jedenfalls hängt es bei manchen Sätzen ein Ja ans Ende, einfach so oder vielleicht, um die Aussage zu verstärken. Der Lego-Mann kann sehr hoch springen, höher als ein Haus, ja. Häufig ist der Blick des Kindes dann ernsthaft und sehr fokussiert. Die Dinosaurier … Weiterlesen Ja.

Viel zu laut.

Da ist diese Liebe, vollkommen, unumstößlich, bedingungslos, wie sie wohl nur das eigene Kind auszulösen vermag. Ein Gefühl, das keines Hinterfragens bedarf, keiner Deutung; ein Gefühl, so klar und schön und gut. Und dann das. Man wird laut. Sehr laut. Viel zu laut für die Situation, viel zu laut für jede Situation. Ein Tadel wäre … Weiterlesen Viel zu laut.

Fernsehabend.

Manchmal vergisst sie, wie groß seine Hände sind. Riesige Pranken, fleischig und breit, unverhältnismäßig groß im Vergleich zum restlichen Körper. Sie hat ihren Vater schon immer für seine enormen Hände bewundert. Vielleicht tut sie es noch immer, aber es fühlt sich anders an als früher. Die Hände der Mutter sind dagegen verschwindend klein, doch sie … Weiterlesen Fernsehabend.

So gut wie möglich.

Das Kind weint, und man müsste es doch trösten, das Herz eines Vaters lässt eigentlich keinen anderen Schluss zu, aber man kann nicht, zumindest nicht richtig, es ist schwierig, denn man hat das Kind ja selbst zum Weinen gebracht, mit einem Tadel, der zwar nachvollziehbar ist, aber womöglich ein wenig übertrieben war, und nun weiß … Weiterlesen So gut wie möglich.

Die Fotografin.

Ihr Mann zuckt mit den Schultern, murmelt etwas und räuspert sich, ihre Mutter wischt sich die Hände an der Schürze ab und zieht die Nase hoch, ihr Vater schaltet auf einen anderen Fernsehkanal, und die Freundinnen, die guten wie die austauschbaren, sie finden es ganz toll und wechseln dann das Thema. Sie hat bei einem … Weiterlesen Die Fotografin.

Das Gift im Zahn.

Womöglich spielt es keine Rolle, wann es begann und weshalb. Die Details verlieren zunehmend an Relevanz. Im Vergleich zum Aufbau, zur Formung verläuft der Zerfall meistens in größeren Stücken, in groben Brocken, die sich lösen und zu Boden stürzen, häufig stumm und kaum bemerkt. Hin und wieder blättern sie in den alten Fotoalben auf der … Weiterlesen Das Gift im Zahn.

Bussarde.

Die winterkalte Luft hängt starr und reglos zwischen den Hügeln, ein leichter Dunst hat sich vor den nahezu wolkenlosen Himmel geschoben. Ein Mann steht neben den klaren und präzisen Linien von Eisenbahngleisen und blickt unentwegt nach oben. Über einem nahen Feld kreisen zwei Bussarde. Ihre mächtigen Flügel kontrastieren das Graublau des Himmels, sie wirken wahrscheinlich … Weiterlesen Bussarde.

Enttäuschende, Kinder.

In einem wunderbaren Film erzählt eine junge Frau davon, wie sie von ihrem Vater physisch und psychisch missbraucht wurde, doch sie schildert nicht die Fakten, sondern liest eine kurze Kindergeschichte vor, die sie geschrieben hat, und diese Kindergeschichte, sie handelt von einem Oktopus, der einen Freund sucht und glaubt, diesen in einem Hai gefunden zu … Weiterlesen Enttäuschende, Kinder.