Das Kind hat diese Angewohnheit, man könnte es Spleen nennen oder Marotte, jedenfalls hängt es bei manchen Sätzen ein Ja ans Ende, einfach so oder vielleicht, um die Aussage zu verstärken. Der Lego-Mann kann sehr hoch springen, höher als ein Haus, ja. Häufig ist der Blick des Kindes dann ernsthaft und sehr fokussiert. Die Dinosaurier sind ausgestorben, weil ein Meteorit auf der Erde eingeschlagen ist, ja. Das Gesagte hat in jenem Augenblick große Wichtigkeit, Bedeutsamkeit. Das Weltall ist unendlich, ja. Manchmal nickt das Kind eifrig.
Es ist eigentlich nicht notwendig, dieses Ja, in jenen Sätzen, die das Kind spricht. Es trägt keine eigene Aussage, enthält keine Botschaft, und überhaupt sind es nur zwei Buchstaben, es ist nur eine Silbe. Doch wenn man es hört, dieses Ja am Ende einiger Sätze aus dem Mund des Kindes, dann ist es ungemein wertvoll und wahrhaftig. Es bedeutet nichts und bedeutet zugleich alles. Dieses Ja, in diesem Moment und mit dieser Stimme gesprochen, es ist von unbeschreiblicher Kraft und wundervoller Wucht, es raubt den Atem. Dieses Ja, es erzählt von der Einzigartigkeit des Kindes, vom Lebenswichtigen, von Schönheit, von Charakter. Von Liebe sowieso.
Man weiß, dass es dereinst wieder verschwinden wird, dieses Ja, wie schon gewisse Gurgellaute und merkwürdig artikulierte Wörter und spezifische Gesichtsausdrücke verschwunden sind. Irgendwann wird es von der unerbittlichen Zeit mitgerissen, dieses Ja, es wird fortgespült oder weggeweht, es versickert im Sand, der uns durch die Finger rinnt. Und man wird es sehr vermissen, ohne es wirklich zu merken. Aber noch viel mehr wird man glücklich sein, dass es da war, dieses Ja.
Das Weltall ist unendlich. Ja. Das Weltall vielleicht schon.

Zu diesem Text sag ich kindlich ja. Weil das wieder einer von diesen ist, die Du so berührend nachvollziehbar geschrieben hast. Ja mit Nachdruck, weil das Kind intuitiv ahnt, dass es in dieser Welt wichtig ist, ja sagen zu lernen um sich durchzusetzen mit den eigenen Ideen, Wünschen und Vorstellungen. Die kindlichen Phasen sind so begrenzt. Noch hat man sich nicht voll in ihnen erschöpft und möchte diesen wachsenden Geist noch besser verstehen, seinen sich noch entwickelnden Artikulierungsformen, Eigenheiten und Ausdrücken folgen, sie irgendwie bewahren in ihrer Einzigartigkeit, denn es ist der Beginn der Entwicklung der sprachlichen Verständigung und bei jedem Menschen ist sie anders einzigartig. Bei den eigenen Kindern ganz besonders. Liebe Grüße und Dank für die einfühlsame Geschichte
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Vielen lieben Dank dir fürs Lesen und für deine klugen Worte, für dein JA, das kindliche und nachdrückliche. Ja, man will sich das irgendwie bewahren, will sich so vieles irgendwie bewahren, aufbewahren, und vielleicht bleibt ja auch was, im Hinterkopf, irgendwo.
Nochmals lieben Dank und herzliche Grüsse…
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Seltsam berührt mich dieser Text.
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Das freut mich sehr. Danke dir!
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