Da ist diese Liebe, vollkommen, unumstößlich, bedingungslos, wie sie wohl nur das eigene Kind auszulösen vermag. Ein Gefühl, das keines Hinterfragens bedarf, keiner Deutung; ein Gefühl, so klar und schön und gut. Und dann das.
Man wird laut. Sehr laut. Viel zu laut für die Situation, viel zu laut für jede Situation. Ein Tadel wäre womöglich angemessen gewesen, doch das ist kein Tadel, das ist eine Tirade, spätestens dann, wenn die Stimme sich überschlägt. Man sagt Dinge, die man nicht so denkt, nicht so meint; man behilft sich verbaler Waffen, deren verletzende Kraft man eigentlich nur zu gut kennt. Und als der Wortschwall verstummt, fühlt man sich, als hätte man etwas Kostbares zerstört. Es gab wohl einen Anlass, aber keine Notwendigkeit, es gab eine Richtung, aber kein Ziel, es gab Wut, aber keine Substanz. Natürlich fände man Entschuldigungen, doch sie würden nur ansatzweise genügen. Natürlich könnte man die Überreaktion begründen, durch die Dinge des Tages, die Dinge der Zeit, doch man würde wohl selbst nicht verstehen. Falls man schlechtes Gewissen wiegen könnte, es wäre in diesem Moment erdrückend schwer.
Da ist diese Liebe, vollkommen, bedingungslos, wie sie wohl nur das eigene Kind auszulösen vermag. Ein Gefühl, das keines Hinterfragens bedarf, keiner Deutung; ein Gefühl, so klar und schön und gut. Und dann das. Und wenn etwas ein Trost sein kann, dann vielleicht die Hoffnung, dass dieses Unumstößliche, dieses Bedingungslose und Klare auch in der Gegenrichtung Bestand hat.

Auch mir als Vater leider schon passiert, lieber Disputnik, was du hier so einfühlsam und präzise beschreibst…
Und dabei wollte ich es doch besser machen als er, der stets jähzornig agierende Vater, für den das quasi täglich normal war…
Dir einen schönen Tag wünsche, liebe Herbstsonnengrüße vom Lu
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Ich gehe doch sehr davon aus, dass du’s sehr gut und besser gemacht hast als der jähzornige Vater… Vielen Dank dir fürs Lesen und für deine Worte, lieber Finbar, und allerbeste Herbstgrüsse zurück!
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Da bin ich sicher, lieber Schreibfreund,
und dennoch konnte ich was du beschreibst eben nicht ganz vermeiden, und das betrübt auch langfristig mein Gemüt als Vater…
Herzlich, Finbar
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Ich denke, ich verstehe, was du meinst. Aber womöglich ist es gar nicht vermeidbar, wenn man authentisch bleiben will, irgendwie…
Herzliche Grüsse
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Es ist sicherlich nicht einfach dbzgl konsequent zu bleiben und nicht „auszurasten“…
Hard father stuff!
Lots of greetings from Finbar
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und doch ist auch diese bedingungslose Liebe manchmal überfordert und überreagiert u. man selbst ist am allermeisten verwundert darüber u. schwört sich, daß es niemals wieder so sein wird, bis es dann wieder soweit ist, durch die Dinge des Tages, die Überlastung der Nerven, der Überreizung durch Alltägliches, sich ständig Summierendes, der Druck wird zu groß…
Der Liebe tut es keinen Abbruch, es sei denn…
aber das wäre eine sehr andere Geschichte…
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…und vielleicht ist es der Liebe sogar zuträglich, wenn sie ab und an auf dem Prüfstand steht oder zumindest im Wind…
Vielen herzlichen Dank dir, liebe Bruni, für dein Lesen, dein Weiterdenken und deine Worte…
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vielleicht wirkt man/frau dadurch auch echt und ehrlich u. nicht zu grausam perfekt!
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Ja, glaube (und hoffe) ich auch… Vielen Dank dir…
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Das ist ja gerade das unglaubliche an der bedingungslosen Liebe: Sie hält auch so einem Sturm stand. Denn wenn sie es nicht täte, wäre sie eben nicht mehr bedingungslos.
Schöner, poetischer Text!
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Ja, das ist wohl das Unglaubliche; und dann, nach einem Sturm, muss man sich dennoch daran erinnern, manchmal…
Vielen Dank dir fürs Lesen und für deine Worte…
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