Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, und die Porzellankiste, sie fragt Vorsicht immer wieder, wer denn ihr Vater sei, doch Vorsicht schweigt, und die Porzellankiste wirft ihre Frage in immer größere Runden, doch niemand scheint eine Antwort zu kennen oder sich um die Ungewissheit der Porzellankiste zu scheren, und dieser schlägt die offensichtliche Vaterlosigkeit ziemlich ungemütlich aufs Gemüt, sie bläst Trübsal, bis sie husten muss, und irgendwann begegnet die Porzellankiste einem Mann in Sandalen, er ist ungewaschen und traurig und jammert, dass sein schweres Kreuz sein Kreuz sehr schmerzen lasse, und sie kommen ins Gespräch, reden über Gott und die Welt, vor allem über Gott, zu welchem der Sandalenmann eine besondere Beziehung zu haben scheint, und schließlich sprechen sie über Väter und über deren Abwesenheit, über das Fehlen, und der Sandalenmann erzählt davon, dass die Person, die er jahrelang als Vater betrachtete, ziemlich sicher unfruchtbar und offenbar auch ein wenig schüchtern gewesen sei und als biologischer Vater unmöglich in Frage kam, und dass seine Mutter offensichtlich eine Affäre gehabt hatte, die seine Zeugung zur Folge hatte, und die Porzellankiste fragt den Sandalenmann, ob er denn wisse, wer sein Vater sei, und der Gefragte zuckt zusammen, legt seinen üppig behaarten Kopf ein wenig schräg und schluchzt leise, und schließlich fragt er die Porzellankiste, wie sie denn damit umgehe, dass sie ihren Vater nicht kenne, worauf die Porzellankiste wütend wird, wild um sich und alles kurz und klein schlägt, sich wie ein Elefant im Porzellanladen gebärdet, und während ein älterer Herr sich äußerst entzückt zeigt und jubelt, wie schön es sei, dass endlich jemand Schwung in den Laden bringe, wischt der Sandalenmann die Scherben zusammen und murmelt, dass sie bestimmt Glück bringen, und tatsächlich taucht in diesem Moment eine dunkle Gestalt auf, tritt zum Sandalenmann mit dem Besen in der Hand und sagt, Luke, ich bin dein Vater, doch der Sandalenmann erwidert, dass eine Verwechslung vorliegen müsse, sein Name sei nicht Luke, was die dunkle Gestalt in unvermittelte Rage versetzt, und als sie ein leuchtendes Schwert zu schwingen beginnt, schreit der ältere Herr laut Vorsicht! und die Porzellankiste hebt den Kopf und ruft Mama? und blickt sich suchend um, doch Vorsicht ist nicht zugegen, da sind nur die dunkle Gestalt und der Sandalenmann und die Porzellankiste und der ältere Herr, der seinerseits eine ungeahnte Beweglichkeit und Dynamik entwickelt und sich mit Gebrüll und einer Mischung aus Jiu Jitsu und Taekwondo auf die dunkle Gestalt mit dem ein leuchtenden Schwert stürzt, und als diese nach erfolgloser Gegenwehr Fersengeld gegeben hat, sagt der Sandalenmann Gott sei Dank!, woraufhin der ältere Herr murmelt, dass es nichts zu danken gebe, und im ersten Moment macht sich der Sandalenmann keine Gedanken über die Worte des älteren Herrn, doch bald darauf, nachdem er zusammen mit der Porzellankiste den Laden verlassen hat, hallt dieser Satz in den Ohren des Sandalenmannes wider, immer wieder, und plötzlich bleibt er abrupt stehen, schlägt die knorrigen Hände vors Gesicht und schreit mit beinahe quietschender Stimme Papa?, doch als er zurück in den Laden stürmt, ist dieser leer, der ältere Herr ist nicht mehr zu sehen, da liegen nur noch einige Porzellanscherben und ein wenig Fersengeld auf dem Boden.

Ich lese mich gerade, nachdem ich rein zufällig auf deinen Blog stieß, durch einige deiner Texte und bin mit jedem immer begeisterter. Genialer Wortverweber, du hast einen neuen Fan.
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Oh, das freut mich sehr, neuer Fan; ich freu mich auf viele weitere Besuche hier… Vielen lieben Dank!
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Ha! Was für eine herrliche Geschichte.
So schmissig geschrieben, die würde sich bestimmt wunderbar zum Vorlesen eignen.
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Vielen lieben Dank dir! Na dann, loslesen…
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