Er kleidet die Schönheit ihres nackten Körpers in Worte, versucht es zumindest, denn zur Gänze gelingen kann es nicht. Er schreibt, wie er seine Hände über ihre zarte Haut führt, wie sie über ihre Formen und Konturen gleiten wie ein Schwan über den stillen See. Er schreibt, wie er ihren Hals küsst, ihre Brüste, ihren Bauch. Er schreibt von der süßlichen Wärme ihres Schosses. Er schreibt, wie sein Finger ganz nass ist von ihr, wie das Beben ihres Leibes seinen Atem stocken lässt. Er schreibt über ihre Lust, über seine Lust beim Anblick ihrer Grazie. Er schreibt, wie ein sanftes Streicheln ihn im Innersten berührt, ihn auf wundersame Weise zutiefst erschüttert.
Er schreibt, beschreibt, und dann fragt er sich, ob er sie degradiert, zum Objekt seiner Begierde, ob ihr Körper durch die Manifestation seiner Vorstellungen zum bloßen Gegenstand verkommt. Er fragt sich, ob es sexistisch ist, nur die erotischen Aspekte zu schildern, selbst wenn sie, wie alles, in der Liebe wurzeln, ihr entwachsen. Er fragt sich, ob er sie ihrer Persönlichkeit beraubt in seiner Darstellung, ob er sie aushöhlt mit seinen Worten. Er fragt sich und dann stellt er fest, dass er es eigentlich weiß. Dass er nicht über ihren Körper schreiben kann, ohne sie in ihrer Ganzheit zu denken. Dass er weder gewillt noch in der Lage ist, das Sichtbare vom Unsichtbaren zu trennen. Dass er nicht vom Verb erzählen kann, ohne das Substantiv zu fühlen.

ein schreibender muss IMMER teilaspekte „aussparen“ … denn schreiben ist ja IMMER linear, auch wenn oft versucht wird, das irgendwie dadurch zu „beheben“, dass mann/frau beim schreiben die „perspektiefen“ wechselt …
deine fotos, die du auswählst, lieber schreibfreund, sind IMMER sehr geschmackvoll schön; wo befindet sich deine fundgrube? magst du es mir sagen?
liebe grüße vom finbar
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Lieber Finbar, besten Dank für deine Worte… Ja, das Ausgesparte macht ja manchen Text erst interessant, macht ihn zu einem lebendigen Konstrukt, das man individuell ausformen kann, wenn man denn möchte…
Die Fotos, die stammen zum grössten Teil von der Bilder-Community deviantart.com. Dort gibt es manche Schätze zu heben, aber oftmals muss man sich dafür auch durch ziemlich viel Mist graben…
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ein wundervolles Foto!
Er höhlt sie nicht aus mit seinen Worten im ersten Absatz, er füllt SIE nur nicht aus,
er wird ihr nicht gerecht, wenn er nur diese Aspekte „beleuchtet“.
In Deinem Text wird deutlich, daß es sich nicht um einen Sexisten handelt, sondern um einen Mann, der alles an ihr erkennt, doch den Weg über die Äußerlichkeit geht.
Doch er geht ihn weiter und erfühlt ihr gesamtes Wesen auf diesem Wege
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Liebe Bruni, danke für deine Gedanken zum Text. Ja, er geht den Weg weiter, da hast du absolut Recht…
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Sprachlos schön.
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Sprachlos dankbar.
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