Wunderlich, weder noch.

Auf dieser Erde die Länder, und in den Ländern die Städte und darin die Quartiere mit den Straßen, und an den Straßen die Häuser, und vor den Häusern die Gärten, all die Gärten, und in diesen Gärten die Pflanzen, all die Pflanzen, all das Blühen und Verblühen, die bunten Blüten und hängenden Köpfe, immer das … Weiterlesen Wunderlich, weder noch.

Was fällt ihnen ein.

Er blättert in einer Zeitschrift, die Schrift der Zeit, die Zeit in Schrift und auch in Bildern, und einige dieser Bilder lassen ihn hadern und verzagen. Wie er sie verabscheut. Eine stilisierte Aufnahme zeigt notleidende Kinder aus einem afrikanischen Land, sie lachen in die Kamera, und er malt sich aus, wie seltsam und aufregend es … Weiterlesen Was fällt ihnen ein.

Rauschen, Schweigen.

Da sind Linien in der Haut der Bäume, tief eingekerbte Namen von Liebenden, und die Bäume schreien stumm, sie haben keine Stimme, und alles, was man hört, ist Rauschen. Da sind Linien in der Haut der Körper, tief eingekerbte Dramen von Leidenden, und die Körper schreien stumm, sie haben keine Stimme, und alles, was man … Weiterlesen Rauschen, Schweigen.

An der Leine.

Die Welt wird kleiner mit der Zeit. Die Grenzen rücken näher, und gleichzeitig wächst ihre Angst, sie zu überschreiten. Die Mauern wachsen, weit über sie hinaus und hinein in den Himmel, der immer dunkler zu werden scheint. Und während sie mit ihrem Hund die gewohnten Wege geht, hält sie sich im Schatten und abseits der … Weiterlesen An der Leine.

Ruhepuls.

Jeder Zoo ist ein Abenteuerland, jedes Einkaufszentrum ein Erlebnispark, jedes Tanzlokal ein Partytempel, jede Bahnfahrt eine unvergessliche Reise. Kaum ein Aspekt des Lebens wird nicht mit dem Versprechen aufgeladen, das Sein entscheidend zu bereichern. Und während wir den einzigartigen Momenten nachjagen wie hungrige Hunde, gerinnen jene Situationen, in welchen nichts Zählbares oder Erzählbares geschieht, zu … Weiterlesen Ruhepuls.

In ihren Räumen.

Sie ist da, und sie ist nirgendwo, allein in diesem Zimmer, in dessen Winkeln sich der Staub sammelt, allein in dieser Stadt, zwischen Millionen leeren Gesichtern, in dieser Welt, die auch im Sommer nicht wärmt, und während draußen kalte Lichter durch die urbanen Adern fließen, hat sie sich über die Rückenlehne des Sofas gelegt, wie … Weiterlesen In ihren Räumen.

Menschen Insekten.

Sie verzichten. Nicht auf Unnötiges, nicht auf Überflüssiges. Sondern auf Grundsätzliches. Auf ihre Freiheit, auf Teile ihrer Identität. Sie schmälern ihren Wert, beugen ihren Charakter, entsagen Bedürfnissen. Und alles, was sie dabei gewinnen mögen, ist die Gewissheit, irgendwo irgendwie dazugehören zu können. Sie geben sich auf und einer diffusen Überzeugung hin, sie glauben nicht mehr … Weiterlesen Menschen Insekten.

Irrende Ameisen

Je mehr man sich von uns entfernt, desto lächerlicher wird unser Treiben, unsere Bedeutung schwindet mit wachsender Distanz. Wir werden von Körpern und Köpfen zu irrenden Ameisen, zu einzelnen Punkten, dann zu einem kollektiven Schimmer und schließlich zu einem Klumpen. Je näher wir uns kommen, desto lächerlicher wird das Treiben der Welt, unsere Bedeutung wächst … Weiterlesen Irrende Ameisen

Analphabeten.

A schreit und B schreit lauter, denn A glaubt, dass B etwas hat, was A gehört, während B darauf beharrt, dass es B zusteht, und C möchte derweil etwas von B, kann aber nur davon flüstern, denn eigentlich ist C auf der Seite von A, weil B etwas anderes glaubt als A und C, was … Weiterlesen Analphabeten.

Wie es kommt.

Wie kommt es, dass wir uns die Liebe nicht erklären können, aber tausend Gründe finden, um andere zu hassen? Wie kommt es, dass wir unsere Kinder lehren und belehren, aber als Erwachsene aufgegeben haben, aus Fehlern und überhaupt zu lernen? Wie kommt es, dass wir stets zu wissen glauben, was falsch läuft, aber in der … Weiterlesen Wie es kommt.

Gleich verschieden.

Wir sind alle gleich, doch wir sind alle gleich erzürnt, sobald jemand anders ist. Wir wären so gern einzigartig und finden es eigenartig, wenn jemand andersartig ist. Wir wollen Grenzen überschreiten, doch wir setzen Grenzen, wer die Grenze zu uns überschreiten darf. Wir gestatten jedem seine Meinung, doch wer unsere Meinung nicht teilt, dem sagen … Weiterlesen Gleich verschieden.

Ein Satz über die unterschiedliche Lautstärke des öffentlichen Sterbens.

Es ist schön warm im Wohnzimmer, ein schönes, warmes und wohnlich gezimmertes Leben, und während wir billigen Wein aus nicht ganz billigen Gläsern trinken, sterben die Menschen im Fernsehen, sterben in den Zeitungen und im Internet, und wenn etwa einige Dutzend Personen in amerikanischen Metropolen einem Sturm zum Opfer fallen, ist die Betroffenheit groß, obwohl … Weiterlesen Ein Satz über die unterschiedliche Lautstärke des öffentlichen Sterbens.

Alle Farben und Grau.

Als es allmählich dunkel wurde, kamen sie, die Monster und Dämonen. Zuerst war da nur ein leises Scharren, ein Knirschen, und er glaubte, flüsternde Stimmen zu hören, stets bestrebt, sein pochendes Herz zu übertönen. Während die schwarze Nacht um sich griff, wurden die Stimmen lauter, und seine Angst zeigte sich in allen Farben, grell und … Weiterlesen Alle Farben und Grau.

Moçambique.

Ich war noch nie in Moçambique, nicht annähernd, und ich bezweifle, dass ich jemals nach Moçambique reisen werde. Ich weiß nichts über Moçambique, kenne weder politische Zustände noch soziale Situation, weder klimatische Bedingungen noch geologische Gegebenheiten. Keiner meiner Freunde stammt aus Moçambique, und ich nehme an, dass auch keiner der Freunde meiner Freunde seine Wurzeln … Weiterlesen Moçambique.

Das perforierte Herz.

Sie steht auf einem Stein. Es ist kein großer Stein, auch kein außergewöhnlich schöner, dennoch hatte sie das seltsame Bedürfnis, sich auf diesen Stein zu stellen. Sie sieht nicht mehr von der Welt um sie herum, sie steht auch nicht höher als andere, denn sie ist allein. Irgendwie braucht sie diese erhöhte Position, um sich … Weiterlesen Das perforierte Herz.