Jeder Zoo ist ein Abenteuerland, jedes Einkaufszentrum ein Erlebnispark, jedes Tanzlokal ein Partytempel, jede Bahnfahrt eine unvergessliche Reise. Kaum ein Aspekt des Lebens wird nicht mit dem Versprechen aufgeladen, das Sein entscheidend zu bereichern. Und während wir den einzigartigen Momenten nachjagen wie hungrige Hunde, gerinnen jene Situationen, in welchen nichts Zählbares oder Erzählbares geschieht, zu nichtigen Phasen, zu Leerstellen in der Zeit, alles andere als erstrebenswert oder sinnvoll. Wir hasten durch die Tage, als wären wir auf der Flucht, wir fürchten uns vor der Stille, vor der Langsamkeit, und der Ruhepuls, er wird zum Gespenst, das wir bekämpfen, mit allen Mitteln und mit immer ausgereifteren Waffen. Stillstand ist der Tod, sagt man, doch wir wollen nicht sterben, wir wollen leben, wollen erleben, vorwärts und immer weiter gehen. Wir rennen, schnell und schneller.
Und dann sitzt man auf einem Sofa und sieht den Kindern beim Spielen zu und betrachtet das Leben, das man lebt, und während der Ruhepuls den Körper füllt, möchte das Herz gern aus der Brust und hinein in den Augenblick springen. Und all die leeren Versprechungen der Welt, sie werden eingelöst, hier und jetzt, obwohl eigentlich gar nichts Außergewöhnliches passiert.

sehr schön den einzigartigen ruhepuls-JETZT-moment herausgearbeitet, mit leichter feder, so liest es sich, aber ich weiss, dass der schriftstellertropfen sich oft sehr langsam formt, bevor er sich entschliesst vom stalaktiten zum stalagmiten herunterfällt…
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Vielen Dank für deinen Kommentar, lieber Finbar. Ja, die eingefangenen Momente sind in aller Regel ungleich schneller vorbei als die Zeit, die es dauert, um sie in Worte zu kleiden.
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