In die nächste Schlacht.

Die Tage zerfallen im Sturm der Zeit und werden zu Ruinen nach dem Krieg, den wir Leben nennen, und was bleibt, ist nicht das, was einst gewesen ist, sondern das, was wir davon noch sehen können; unvollständige Umrisse, zersplitterte Strukturen und Details, die jedem Zusammenhang entrissen wurden; leere Hüllen, aus denen alles Leben entwichen ist. … Weiterlesen In die nächste Schlacht.

Zeit entweicht.

Ein kleiner Junge sitzt vor einem Glas Wein und zieht an seiner Zigarette. Aus seiner Lunge entweicht Rauch, und es entweicht Zeit. Er atmet Vergangenheit aus, sein Leben, gelebt oder ungelebt, und während er den schwebenden Dunst beobachtet, fühlt er sich taumelnd und müde, stürzt haltlos in Richtung Gegenwart. Er kneift die Augen zusammen, wehrt … Weiterlesen Zeit entweicht.

Keine Fragen mehr.

Vielleicht sind wir müde, vielleicht frustriert, vielleicht haben wir bereits resigniert oder halten uns für klug. Wir haben aufgehört, Fragen zu stellen. Bichsel schrieb einst, Kinder lebten in Fragen, Erwachsene jedoch nur noch in Antworten. Aus «Warum gibt es Kriege?» wurde «Es gibt Kriege, es muss sie halt geben.» Fragen zu stellen bedeutet doch, etwas … Weiterlesen Keine Fragen mehr.

Hier sein im Dasein.

Tun, was man nicht lassen kann. Lassen, was man nicht tun kann. Über das Nachdenken nachdenken und daran denken, weniger zu denken. Die Unmöglichkeit einer Möglichkeit erkennen und in Gedanken das Unmögliche möglich machen. Etwas nicht verlieren können, weil man es nicht haben kann, und etwas haben, das man nicht verlieren kann. Fliehen, aber nicht fortkommen, hier sein im Dasein. Sich selbst verraten, um sich selbst nicht zu verraten. Sich selbst … Weiterlesen Hier sein im Dasein.

Ein gutes Stück.

Ich bin ein gutes Stück von mir selbst entfernt und betrachte mich aus der Distanz, ich urteile und verurteile, und irgendwie mag ich mir nicht näher kommen und irgendwie mag ich mich nicht, denn wäre ich ganz bei mir, wäre ich wohl ausser mir, wäre ernüchtert, enttäuscht, doch aus der Ferne verlieren Konturen ihre Härte, … Weiterlesen Ein gutes Stück.

Menschen aus Stein.

Er steht am Eingang zum Friedhof, verharrend am eisernen Tor, und raucht eine Zigarette. Hier ist also der Ort, denkt er, an dem man Frieden findet, die letzte Ruhe, die eigentlich auch die erste und einzige ist. Irgendwo in diesem Garten aus Stein ist sein Platz, und er stellt sich vor, wie fremde Männer sein … Weiterlesen Menschen aus Stein.

Sätze setzen.

Du sortierst die Worte, bringst sie in verschiedene Reihenfolgen, um zu erkennen, dass es wohl keine richtige gibt; du feilst an den Ecken und Kanten der Buchstaben, polierst ihre Oberflächen, damit sie wenigstens glänzen, auch wenn sie nicht strahlen; du versuchst, Sätze so zu setzen, dass sie sitzen, doch sie tun es nicht, sie stehen … Weiterlesen Sätze setzen.

Entschleunigt im Schnee.

Schnee macht die Strassen stumm, entzieht der Welt ihre lauten Farben, entschleunigt die Zeit. Entschleunigt dastehen, der Atem enflieht als Dampfwolke, erstarrt in der weissen Kälte. Und dann sich fragen, wo man ist, wo im Leben, wo in der Zeit, wo im Verlust, im Verlorensein. Sich wundern über den flüchtigen Hauch, dass er noch da … Weiterlesen Entschleunigt im Schnee.

Verharren.

Manchmal zeigt sich die Essenz des Seins nicht im Hinzufügen, sondern im Weglassen, nicht im Schweifenlassen des Blicks, sondern in der Fokussierung, nicht im stetigen Entdecken von Neuem, sondern im Entdecken von Neuem im Bekannten, nicht im Vorwärtseilen, sondern im Verharren, nicht in den Punkten auf der Karte, die man noch erreichen könnte, sondern in … Weiterlesen Verharren.

Am Ufer des Sees II

Das Banale absorbiert dich, nimmt sich Raum, der ihm nicht zustehen sollte. Die Nichtigkeit baut grosse Städte, während das Essenzielle am Rande der Welt steht, in einer Waldlichtung, am Ufer eines Sees oder im stummen Getöse der Meeresbrandung. Was nicht wichtig ist, macht sich wichtig. Was wichtig ist, macht sich rar. Was du nicht brauchst, … Weiterlesen Am Ufer des Sees II

Am Ufer des Sees I

Die Hände in den Hosentaschen vergrabend stehst du am Ufer des Sees. Blickst auf die spiegelglatte Fläche, die im fahlen Licht eines schüchternen Teilmondes vor dir liegt. Und du denkst daran, was hinter dir liegt. Du erinnerst dich an Momente, in denen du am Ufer des Sees standest, die Hände in den Hosentaschen vergraben, den … Weiterlesen Am Ufer des Sees I

Vom Rand der Zeit.

Vom Rand der Zeit hinein in die Mitte, in das Hier und Jetzt, in das Zentrum eines Herzens, in dessen Räumen sich an manchen Stellen Staub gesammelt hatte, der nun aufgewirbelt im Sonnenlicht tanzt, während in der Mitte etwas blüht, dessen Schönheit über den Rand der Zeit hinaus strahlt. Weiterlesen Vom Rand der Zeit.

Zwischen den Orten.

Zwischen den Orten, unter der Oberfläche und hinter Zeichen, die man nicht versteht; das Taumeln, die Trunkenheit von undefinierbaren Tagen. Man schiesst mit Kanonen auf Spaziergänger, imaginäre Gestalten der eigenen Vergangenheit; man brennt die Brücken nieder, bevor man sie überquert, um der Unmöglichkeit einer Umkehr aus dem Weg zu gehen. Man läuft und lässt laufen, … Weiterlesen Zwischen den Orten.

Augenschichten.

Womöglich sind es die gelebten und ungelebten Jahre, die sich in Schichten über das Auge legen, die den Blick ebenso trüben wie den Reiz des Erblickten, und womöglich wird man sich der Schichten erst gewiss, wenn man in Augen schaut, welche die Zeit noch nicht mit Schichten zu bedecken vermochte, und womöglich lässt sich durch … Weiterlesen Augenschichten.

Eine Welt aus Mustern.

Eine Welt aus Einsen und Nullen, in der es nur um das Funktionieren geht, um Zahnräder und richtige Verbindungen. Eine Welt aus Koordinaten, in der man sich zurechtzufinden hat oder eben verloren geht, verloren ist. Eine Welt aus Mustern, in die man sich zu fügen weiss oder durch deren Maschen fällt. Eine Welt aus Pro … Weiterlesen Eine Welt aus Mustern.

Ein Schaf namens Charles.

Ein Schaf. Vielleicht heisst es Charles, vielleicht auch nicht. Jedenfalls stellt sich Charles am frühen Morgen auf die Wiese. Die Sonne ist gerade erst aufgestanden und reibt sich die Augen. Schnell bemerkt Charles eine dunkle Wolke am Himmel, weit entfernt am Horizont. Sie ist beinahe schwarz, und ja, wenn man genau hinschaut, dann erkennt man … Weiterlesen Ein Schaf namens Charles.

Vertrauen auf das Vertrauen.

Vertrauen auf das Vertrauen und immer wieder erkennen, dass es blind ist und sein muss. Dass es keine Frage des Sehens ist. Sich das Vertrauen trauen, es sich zutrauen und darauf vertrauen, dass es trotz Missbrauchbarkeit nur brauchbar sein kann, wenn man es von den Fesseln der Kontrolle lässt. All das ist nicht leicht, doch es ist auch nicht leichtsinnig, zumindest sollte es das nicht sein, wenn … Weiterlesen Vertrauen auf das Vertrauen.

Während man versucht, in den Moment hineinzukommen, bewegt man sich bereits von ihm weg.

Wenn das abstrakte Konstrukt eines Traumes sich zur greifbaren Realität formt, ist diese Wandlung und Verwandlung oftmals nicht sofort erkennbar. Die Zeit, die es braucht, um die Wahrhaftigkeit zu realisieren, ist die gleiche Zeit, die man gerne anhalten würde. Während man versucht, in den Moment hineinzukommen, bewegt man sich bereits von ihm weg. Und vielleicht offenbart sich die echte Schönheit der Momente erst im Zurückblicken am Ende des Lebens. Aber dann ist … Weiterlesen Während man versucht, in den Moment hineinzukommen, bewegt man sich bereits von ihm weg.