Lena rennt.

Sie rennt und rennt, rennt und rennt, und während sie rennt, hört sie es dumpf in ihren Ohren pochen, hört den Rhythmus ihres Herzschlags, er klingt wie ein elektronischer Beat, und sie denkt an den Film Lola rennt und an die treibende Musik darin und daran, dass Lola rennt, weil sie Geld besorgen will, das … Weiterlesen Lena rennt.

Alles so leicht.

Die hohen Grashalme neigen sich leicht im Wind und der Wind ist warm und die Wärme ist spürbar auf der Haut, die Sonnenstrahlen dringen durch die Poren, durch Fleisch und Blut bis tief hinein ins Innerste, und die wenigen Wolken hängen in Fetzen am Himmel, jede von ihnen wirkt wie eine wilde und freie Kreatur, … Weiterlesen Alles so leicht.

Kaninchen.

Du bist das Kaninchen im Scheinwerferlicht, wie in dem Song, den Thom Yorke singt, und im Musikvideo zum Song läuft ein Mann durch einen Straßentunnel, wird immer wieder angefahren, fällt hin, wird beschimpft, und schließlich stellt er sich mitten auf die Straße, mit nacktem Oberkörper, breitet die Arme aus und wird von einem Auto erfasst, … Weiterlesen Kaninchen.

So einfach.

Wenn die Sonne in ihr Gesicht scheint, schliesst sie die Augen, legt den Kopf in den Nacken, spürt die Wärme auf der Haut, sieht kleine Punkte vor den geschlossenen Lidern tanzen, und dann, in diesem Moment, denkt sie, dass es doch so einfach sein könnte, alles könnte so einfach sein, die Widerhaken in der Zeit … Weiterlesen So einfach.

Eine andere.

Sie stellt sich vor, wie es wäre, eine andere zu sein, doch sie scheitert, wie so oft, nein, wie immer, wie jedes Mal, denn die Vorstellung, eine andere zu sein, endete bisher ausnahmslos im Scheitern, im Misslingen, im Fehlschlagen, sie kann wohl noch tausend Mal versuchen, sich vorzustellen, eine andere zu sein, und dennoch bleibt … Weiterlesen Eine andere.

Gregoria ist verärgert.

Gregoria ist verärgert, sie ist wahrlich verärgert, nicht immer, aber doch ziemlich häufig, sehr häufig sogar, denn das Wort ziemlich ist ziemlich relativierend, fast so relativierend wie das Wort relativ, und Gregoria ist nicht relativ häufig verärgert, auch nicht ziemlich häufig verärgert, sondern sehr häufig verärgert, sie ist auch verärgert über Wörter wie ziemlich und … Weiterlesen Gregoria ist verärgert.

Frau Elmer.

Jaja, wahrscheinlich war ich ein kleines bisschen verliebt in die Frau Elmer, denn die Frau Elmer kannte alle Bücher in der Bibliothek, wirklich alle, denn über jedes einzelne Buch, das ich auslieh, wusste sie bestens Bescheid, wusste so gut Bescheid, wie man nur Bescheid wissen kann, wenn man ein Buch auch tatsächlich gelesen hat, und … Weiterlesen Frau Elmer.

Pickel.

Da ist ein Pickel, eine Pustel, auf seiner Wange, neben der Nase, und selbige rümpft er, denn er ist eigentlich zu alt für Akne, viel zu alt, Akne ist ein Problem der Jungen, eine eitrige Bürde der Pubertät, welcher er längst entwachsen ist, doch die Pickel kehren immer wieder zurück, zwar nur vereinzelt, aber unvermindert … Weiterlesen Pickel.

Der Luchs, der Stab und der kleine Junge.

Es war einmal ein kleiner Junge, der traf in einem Waldstück auf einen Luchs, der einen dünnen, ganz geraden Stab zwischen den spitzen Zähnen trug, und nachdem ihm zunächst ein lähmender Schreck in die Glieder gefahren war, wuchs im kleinen Jungen eine unerklärliche Faszination, nicht unbedingt in Bezug auf das Tier, sondern auf das rätselhafte … Weiterlesen Der Luchs, der Stab und der kleine Junge.

Pädagogisch wertvoll.

Frau Biasotto war die Erste, damals im Kindergarten, doch mit Frau Biasotto ist das so eine Sache, denn zwar weiß man noch genau, dass die Haare von Frau Biasotto unglaublich lang waren und erst unterhalb ihres Rückens ein Ende fanden, und man weiß auch, dass sie einen roten Renault 4 fuhr, doch an weitere Einzelheiten … Weiterlesen Pädagogisch wertvoll.

Anatoli und Arthur.

Am Ende hat alles ganz am Anfang angefangen, nicht erst in jüngster Vergangenheit, nicht erst mit der Zeit, nicht erst im Verlauf der Jahre und auch nicht erst, seitdem die Tasse fliegt, und Arthur ist nicht irritiert, dass Anatoli eine Tasse in seine Richtung geworfen hat, doch er ärgert sich, dass es seine Tasse ist, … Weiterlesen Anatoli und Arthur.

Selbstgespräche mit einer dritten Person.

Wahrscheinlich liegt es am Alter, dass er damit begonnen hat, Selbstgespräche zu führen, obwohl, es sind keine wirklichen Gespräche, er taucht nicht in schillernde Argumentationswelten ab und macht keine rhetorischen Verrenkungen, wenn er mit sich selbst spricht, aber er tut es, er spricht mit sich selbst, er richtet Worte an die eigene Person, einzig und … Weiterlesen Selbstgespräche mit einer dritten Person.

Was sie tun würde.

Eigentlich müsste sie aufstehen, müsste sich bereit machen, müsste zur Arbeit gehen, müsste all das tun, was sie jeden Tag tut, doch heute ist nicht jeder Tag, sie mag nicht tun, was sie tun müsste, also bleibt sie liegen und denkt daran, was sie tun würde, wenn es ein Tag wie jeder andere wäre; sie … Weiterlesen Was sie tun würde.

Landwirtschaft und Liebe.

Bert liest eine Geschichte von einem, der eine Geschichte liest, und in dieser Geschichte geht es um Landwirtschaft, doch Bert hat keine Ahnung von Landwirtschaft, Agrarwissenschaften sind ihm völlig fremd, und der einzige Bauer, den er kennt, kennt er noch von früher, aus der Schule, damals war er ein stämmiger Junge mit einem dicken Hals, … Weiterlesen Landwirtschaft und Liebe.