Wahrscheinlich liegt es am Alter, dass er damit begonnen hat, Selbstgespräche zu führen, obwohl, es sind keine wirklichen Gespräche, er taucht nicht in schillernde Argumentationswelten ab und macht keine rhetorischen Verrenkungen, wenn er mit sich selbst spricht, aber er tut es, er spricht mit sich selbst, er richtet Worte an die eigene Person, einzig und allein an die eigene Person, denn es ist keine andere Person zu sehen, wenn er es tut, schliesslich ist dies ein entscheidender Aspekt von Selbstgesprächen, das bedingungslose Alleinsein, die vollkommene Isolation, denn wäre jemand zugegen, würde dies dem Prinzip des Selbstgesprächs entgegenlaufen, würde es sogar ad absurdum führen, eine andere Person würde sich beim Vernehmen eines Selbstgesprächs wohl unweigerlich angesprochen fühlen, würde darauf reagieren und somit zum Gesprächspartner werden, und eine Gesprächspartnerschaft kann es bei Selbstgesprächen nicht geben, darum ist es so wichtig, sich zu versichern, dass man allein ist, wenn man ein Selbstgespräch initiiert, das weiss er genau und schaut sich jedes Mal um, bevor er mit sich zu sprechen beginnt, und eigentlich findet er es ja seltsam, mit sich selbst zu sprechen, er findet es auch seltsam, dass er, während er mit sich selbst redet, auch sehr häufig über sich selbst redet, und wohl noch seltsamer findet er es, dass er dabei von sich selbst in der dritten Person spricht, er redet zwar über sich selbst, doch er sagt nicht ich und mir, auch nicht du und dir, sondern er und ihm, gerade so, als wäre er ein Fremder, wäre jemand, der seinem Ich und seinem Selbst nicht bekannt wäre, und wie er sich selbst auf diese Weise anonymisiert, fragt er sich, wie gut er sich überhaupt kennt, er fragt sich, warum ihm die Nähe zu sich selbst offensichtlich abhanden gekommen ist, denn so muss es doch sein, er kann sich selbst kaum nahe sein, wenn er von sich selbst in der dritten Person spricht, und wahrscheinlich hat es auch mit dieser unbestreitbaren Distanz zu sich selbst zu tun, dass er sich selbst kaum mehr glaubt, wenn er mit sich selbst spricht, er hat den Eindruck, dass er sich selbst belügt, dass es den Selbstgesprächen oftmals an Wahrheit fehlt, und dieses fehlende Vertrauen, es macht wiederum die Distanz grösser, man entfernt sich wohl unweigerlich von jemandem, dem man nicht glauben und nicht vertrauen kann, und bisweilen wird er während solcher Selbstgespräche ein wenig verärgert oder sogar richtiggehend wütend auf sich selbst, die Selbstgespräche werden dann zum Selbstgeschrei, was immerhin den Vorteil hat, dass sein Ich, das sich ja immer mehr von ihm entfernt, ihn zumindest etwas besser hören kann, aber Hören ist nicht unbedingt Verstehen, er könnte wohl so laut brüllen, wie er wollte, und könnte sich in den Selbstgesprächen dennoch häufig nicht verstehen, könnte seinen Ausführungen nicht folgen, und tatsächlich muss er wiederholt nachfragen in diesen Selbstgesprächen, muss nachhaken und Präzisierungen verlangen, doch gleichzeitig kommt ihm die Fähigkeit, differenziert auf dieses Nachfragen zu reagieren, immer mehr abhanden, und vielleicht müsste ihm das Ganze zunehmend Kopfzerbrechen bereiten, doch das tut es stetig weniger, und vielleicht ist auch das ein Begleiteffekt des Älterwerdens; dass ihm das alles, die Selbstgespräche und die Distanz zu dieser dritten Person, immer mehr egal werden.
