Gut ist, was zählt.

Wir hadern damit, dass die Liebe kein Monopol hat, dass wir sie fühlen und trotzdem weinen, trotzdem wüten, und das Leben, das wir leben, ist so, wie es sein soll, und dennoch reibt es uns auf, in gewissen Momenten, der kalte Wind schlägt uns ins Gesicht, lässt Lächeln gefrieren, und manchmal öffnen wir Ventile, der … Weiterlesen Gut ist, was zählt.

Und zugleich.

Deine Welt war eine andere, kleiner und zugleich größer, und du warst in ihr kleiner und zugleich größer als ich es heute bin. Du hast häufiger geweint und häufiger gelacht, du hast heftiger gejubelt und heftiger gebangt als ich es heute könnte. Deine Angst und dein Mut waren kleiner und zugleich größer, und du warst … Weiterlesen Und zugleich.

Wir müssen aufpassen, dass wir keine Finger im Ärmel verlieren.

Als ich seinen kleinen Arm sanft in den Ärmel führe, sage ich ihm in gespieltem Ernst, wir müssten aufpassen, dass die Hand nicht im Ärmel verloren gehe. Er hat keine Angst, doch er schaut gespannt auf die Öffnung am Ende des weichen Stofftunnels, und als die ersten Finger auftauchen, lacht er laut auf, und wir … Weiterlesen Wir müssen aufpassen, dass wir keine Finger im Ärmel verlieren.

In der Nacht zwischen gestern und heute.

Gestern war alles so leicht, so frei, so bunt auch, beseelt von Unbeschwertheit, manchmal für Augenblicke zerstört, jedoch umgehend regeneriert. Gestern, das war ein leerer Plastiksack, tanzend im Wind, das waren Pusteblumen und Staumauern im Bach, die Welt hörte am Horizont auf und war dennoch unendlich. Heute schleppen wir unsere gepackten Koffer, mähen den Rasen … Weiterlesen In der Nacht zwischen gestern und heute.

Imaginäre Schrauben.

Du suchst den imaginären Schraubendreher, um den kleinen Geländewagen zu reparieren, der in einen Unfall verwickelt war und nun kaputt ist und Schmerzen hat. Du drehst an imaginären Schrauben, stellst den umgekippten Wagen wieder auf die Räder, und tatsächlich, er fährt einwandfrei, alles ist wieder in Ordnung, und du bist zufrieden und glücklich und stolz, … Weiterlesen Imaginäre Schrauben.

Vielleicht ist alles gar nicht so.

Vielleicht ist alles gar nicht so schlimm. Vielleicht war früher nicht alles besser, sondern nur vieles anders; vielleicht entwickelt sich der Mensch in eine fragwürdige Richtung, lässt den Fragen aber irgendwann Antworten folgen; vielleicht sprengen wir ihn dereinst einfach, den Turm, den wir aus unseren Problemen bauen; vielleicht errichten wir neue Autobahnen, um nicht mehr … Weiterlesen Vielleicht ist alles gar nicht so.

Das Spiel, das wir spielen.

Wir spielen unser Spiel. Wir spielen unsere Rollen. Wir spielen herunter und wieder hoch. Wir spielen uns auf und spielen uns etwas vor, denn spielen können wir eigentlich gar nicht mehr. Wir haben es verlernt, haben die Gabe des Spielens verloren wie wir unsere Unschuld verloren haben. Das Spiel, es geht weiter, es verändert sich, … Weiterlesen Das Spiel, das wir spielen.

Eingekleidet.

Wir kommen nackt zur Welt und verlassen sie im Anzug, und dazwischen werden wir eingekleidet, erst von elterlichen Händen, dann von der Vorstellung, wie wir auszusehen haben, was wir wo und wann und wie zu tragen haben, und wir kleiden und verkleiden uns, vielleicht zur Tarnung, vielleicht zum Schutz, wovor auch immer, und wir bedecken … Weiterlesen Eingekleidet.

Zeit entweicht.

Ein kleiner Junge sitzt vor einem Glas Wein und zieht an seiner Zigarette. Aus seiner Lunge entweicht Rauch, und es entweicht Zeit. Er atmet Vergangenheit aus, sein Leben, gelebt oder ungelebt, und während er den schwebenden Dunst beobachtet, fühlt er sich taumelnd und müde, stürzt haltlos in Richtung Gegenwart. Er kneift die Augen zusammen, wehrt … Weiterlesen Zeit entweicht.

Keine Fragen mehr.

Vielleicht sind wir müde, vielleicht frustriert, vielleicht haben wir bereits resigniert oder halten uns für klug. Wir haben aufgehört, Fragen zu stellen. Bichsel schrieb einst, Kinder lebten in Fragen, Erwachsene jedoch nur noch in Antworten. Aus «Warum gibt es Kriege?» wurde «Es gibt Kriege, es muss sie halt geben.» Fragen zu stellen bedeutet doch, etwas … Weiterlesen Keine Fragen mehr.

Vom Rand der Zeit.

Vom Rand der Zeit hinein in die Mitte, in das Hier und Jetzt, in das Zentrum eines Herzens, in dessen Räumen sich an manchen Stellen Staub gesammelt hatte, der nun aufgewirbelt im Sonnenlicht tanzt, während in der Mitte etwas blüht, dessen Schönheit über den Rand der Zeit hinaus strahlt. Weiterlesen Vom Rand der Zeit.

Augenschichten.

Womöglich sind es die gelebten und ungelebten Jahre, die sich in Schichten über das Auge legen, die den Blick ebenso trüben wie den Reiz des Erblickten, und womöglich wird man sich der Schichten erst gewiss, wenn man in Augen schaut, welche die Zeit noch nicht mit Schichten zu bedecken vermochte, und womöglich lässt sich durch … Weiterlesen Augenschichten.

Eine Welt aus Mustern.

Eine Welt aus Einsen und Nullen, in der es nur um das Funktionieren geht, um Zahnräder und richtige Verbindungen. Eine Welt aus Koordinaten, in der man sich zurechtzufinden hat oder eben verloren geht, verloren ist. Eine Welt aus Mustern, in die man sich zu fügen weiss oder durch deren Maschen fällt. Eine Welt aus Pro … Weiterlesen Eine Welt aus Mustern.

Die Dinge.

Die Dinge. Man ist oft nicht da, wenn sie beginnen, oder man ist sich des Anfangs zumindest nicht bewusst. So kann man etwa an einem Sonntag im Januar auf einer Couch sitzen, den Moment umarmen, und ahnt nicht, dass in eben diesem Moment das eigene Leben einen völlig neue Richtung einschlägt. Nicht, dass nichts mehr … Weiterlesen Die Dinge.

Die Überschätzung.

Namen werden allgemein überschätzt. Und Namen machen auch unangenehm abhängig. Früher zum Beispiel, in meiner Kindheit – und ja, ich wuchs in einer Zeit auf, in welcher Kinder noch eine Kindheit hatten – rief meine Mutter oft meinen Namen in das schwindende Licht eines Sommerabends, zitierte mich ins Haus und schickte mich manchmal direkt ins … Weiterlesen Die Überschätzung.