Siebzig.

Siebzehn Streichhölzer hast du bereits entfacht, um die Kerzen auf dem Kuchen anzuzünden. Die verkohlten Reste legst du fein säuberlich in eine kleine Schale, deren einzige Funktion es ist, verkohlten Resten von Streichhölzern eine letzte Ruhestätte zu bieten, bevor sie im dunklen Abfalleimer verschwinden. Du denkst daran, dass eines Tages womöglich auch von dir nur … Weiterlesen Siebzig.

Hope

Vor ihr liegt eine Eisfläche, ein Tisch in seiner kalten Leere. Hinter ihr liegt die Dunkelheit, die Nacht in ihrer kalten Leere. Neben ihr liegt das Nichts, ihr Leben in seiner kalten Leere. Jenseits der Gegenwart gab es eine Zeit, die nicht leer war. Eine Zeit, in der ihr Herz keinen dicken Mantel tragen musste. … Weiterlesen Hope

Muttermal, 15:15.

Es ist viertel nach drei Uhr nachmittags. Ich stehe in der Dunkelheit des fensterlosen Korridors und blicke durch die leicht geöffnete Tür zum Schlafzimmer. Auf dem Bett liegt Christina, meine Frau. Sie ist nackt, ihre Augen sind geschlossen. Sonnenstrahlen klammern sich an kleine Schweisstropfen auf ihrer Haut. Sie atmet schwer, stöhnt leise. Wenn ich einen … Weiterlesen Muttermal, 15:15.

Gute Nacht.

Gute Nacht, sagt sie leise. Sie ist allein im Zimmer, ihre Stimme lässt die Stille zerbrechen. Das schwache Licht einer kleinen Lampe wirft diffuse Schatten. Unter ihren nackten Füssen spürt sie Krümel auf dem Teppich. Langsam nimmt sie einen kleinen Pullover aus dem geöffneten Schrank, bedeckt damit ihr Gesicht, atmet ein. Sein Geruch ist weg. … Weiterlesen Gute Nacht.

Henlein.

Er liebt seine Eltern, wie ein Sohn seine Eltern eben liebt, doch für eine Sache könnte er ihnen jeden Tag eine Bratpfanne mit Teflonbeschichtung über die immer grauer werdenden Schädel ziehen. Bei der Wahl seines Vornamens bewiesen sie ein beträchtliches Mass an Phantasie, liessen aber jede Rücksichtnahme vermissen. Und nun zittert er vor jedem Fragebogen, … Weiterlesen Henlein.

Die Dinge.

Die Dinge. Man ist oft nicht da, wenn sie beginnen, oder man ist sich des Anfangs zumindest nicht bewusst. So kann man etwa an einem Sonntag im Januar auf einer Couch sitzen, den Moment umarmen, und ahnt nicht, dass in eben diesem Moment das eigene Leben einen völlig neue Richtung einschlägt. Nicht, dass nichts mehr … Weiterlesen Die Dinge.