Also ein Buch. Oder ein Büchlein. Mit dem eigenen Namen auf dem Deckel. Es wird nicht die Welt verändern, das Buch. Aber die eigene Welt, die schon, irgendwie.
«Hornhaut» erscheint in der Edition Outbird und versammelt 29 Texte, die von toten Enten, Feuermaulbuntbarschen und vor allem von Menschen handeln. Erhältlich ist das Buch via shop.outbird.net, auf www.amazon.de und in jeder guten Buchhandlung, nicht aber bei Podologen und Fußmedizinern.
Für Informationen, Rückmeldungen oder Beanstandungen gerne ein Nachricht hierhin.
Als kleine Leseprobe hier der Text, der dem Buch den Namen gab.
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Hornhaut.
Eines Morgens bleibt sie einfach liegen. Es ist ein Samstag, sie muss nicht zur Arbeit, hat keine Termine, keine Pläne. Sie hört, wie draußen der Regen auf ein nahes Blechdach prasselt. Hin und wieder fährt ein Auto rauschend über die nasse Straße. Einige Minuten lang bellt der Hund der Nachbarin, dann verstummt er wieder. Als es hell wird, hört der Regen auf.
Sie liegt auf ihrem Bett, das immer ein wenig muffig riecht, was ihr aber längst nicht mehr auffällt. Einen Moment lang denkt sie daran, das Bettlaken zu wechseln, doch sie tut es nicht. Sie bleibt weiterhin liegen, zieht manchmal die Decke bis über die Brust und schlägt sie bald darauf wieder zurück. Sie reibt ihre Fußsohle am Schenkel des anderen Beines und ist erstaunt, wie grob und rau die Hornhaut ist.
Manchmal vernimmt sie Stimmen vor dem Fenster. Spielende Kinder, diskutierende Nachbarn, undefinierbares Rufen. Sie versteht kein Wort, gerade so, als wären es fremde Sprachen, die da gesprochen werden. Im Laufe des Vormittags hört sie zweimal, wie jemand hupt. Einmal folgt auf das Hupen direkt das stürmische Aufheulen eines Motors. Beim zweiten Mal ist dies nicht der Fall.
Als sie ein Kind war, hat sie sich manchmal gefragt, ob man sterben kann, wenn man einfach aufhört zu atmen. Sie hielt dann jeweils so lange die Luft an, bis sie nicht mehr anders konnte und hastig nach Luft schnappte. Heute weiß sie, dass es nicht funktioniert, dass man nicht stirbt, wenn man aufhört zu atmen. Sie hält die Luft an, hört das Pochen im Kopf und fühlt sich wieder wie das kleine Kind von damals.
Um die Mittagszeit wundert sie sich, ob sich an diesem Tag jemand bei ihr melden wird. Am frühen Nachmittag klingelt das Telefon, aber nur ganz kurz. Die Türklingel bleibt hingegen stumm, und auch auf ihrem Handy geht keine Meldung oder Nachricht ein. Gegen Abend fragt sie sich, ob sie sich nun einsamer fühlt als noch am Morgen. Sie weiß es nicht. Und sie weiß nicht, was es bedeutet, dass sie es nicht weiß.
Zweimal hat sie Durst, dreimal muss sie zur Toilette, einmal isst sie einen Apfel, dann noch ein Stück Brot. Es sind kurze Unterbrechungen, vereinzelte Fragmente in einem ansonsten nahezu unversehrten Kontinuum, wie kleine Splitter, die aus der Zeit ragen. Wenn sie aufsteht, hat sie jeweils den Eindruck, sie zerstöre etwas. Wenn sie sich wieder hinlegt, scheint jedoch alles unverändert.
Als es am Abend allmählich dunkel wird, überlegt sie kurz, ob sie aufstehen und zum Briefkasten gehen soll, um nachzusehen, ob sie Post bekommen hat. Dann lächelt sie matt und bitter und denkt, dass es zwecklos wäre. Draußen setzt der Regen wieder ein, prasselt auf ein nahes Blechdach. Sie reibt ihre Fußsohle am Schenkel des anderen Beines und ist erstaunt, wie grob und rau die Hornhaut ist.

Herzliche Glückwünsche, lieber Ralf, und ich hoffe,
es wird bei den Lesern einschlagen wie eine Bombe *lächel*
Hornhaut ist ein guter und Interesse weckender Titel
Liebe Grüße von Bruni
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Vielen Dank dir, liebe Bruni; zwar liegt mir Bombenterror fern, aber natürlich wär’s schön, wenn sich die eine Leserin oder der andere Leser finden würde…
Herzliche Grüsse zurück…
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🙂
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Mir war nicht bewusst das es dein Buch ist.
Ich gratuliere dir! Ich hoffe es wird erfolgreich verkauft.
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Danke dir, das freut mich sehr!
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Bitte, Bitte!
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Gratuliere zum neuen Buch, lieber Disputnik!
Herzliche Abendgrüße vom Finbar
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Vielen Dank dir, lieber Finbar!
Herzlichste Grüsse zurück…
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🐌🍁🌿🐛
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*lächel*
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