Die Welt flackert, eine Bildstörung, flüchtige Irrlichter in der Dämmerung. Dein rechtes Auge, es zuckt wieder. Das Zucken gehört zu dir wie deine Stimme, dein Gang, dein Schniefen, wenn du erkältet bist. Du streichst dir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, doch sie fällt sofort zurück. Du versuchst es nochmals. Scheiterst erneut. Also gibst du auf.
Dein eigenes Räuspern lässt dich zusammenzucken, gerade so, als ob dir deine Anwesenheit einen Schrecken eingejagt hätte. Die Stille hockt neben dir wie ein altes, müdes Tier. Es ist ein treues Tier, rückt dir nicht von der Seite, und wenn du jeweils draußen in der lauten Welt bist, kriecht es dir unter die Haut und versteckt sich dort vor dem Lärm.
Wenn du deine Finger über die Haut an deinem Körper gleiten lässt, spürst du die Unebenheiten, die rauen Stellen an manchen Gelenken. Du denkst daran, wie lange du schon hier bist, hier im Dasein. Die Jahre lassen sich zählen, doch sie zählen nicht; sie sind nicht wichtig. Es muss nicht mehr alles wichtig sein. In den Furchen der Zeit setzt sich immer mehr Staub fest. Wenn du deinen Körper heftig schütteln würdest, dann würde er auffliegen, der Staub. Doch meistens zuckst du lediglich mit den Schultern.
Es ist dir unangenehm, dass du in letzter Zeit häufiger mit dir selbst redest. Banale Dinge, die eigentlich keines Kommentars bedürften, kleidest du in gemurmelte Worte, kurze Sätze, die du in schweigende Räume schiebst. Es geschieht nur, wenn du sicher bist, dass dich niemand sehen oder hören kann. Dennoch hast du Angst davor, dass du ertappt werden könntest.
Jetzt gerade redest du nicht, die Stimme in deinem Kopf dringt nicht ins Freie. Die Stille hockt neben dir wie ein altes, müdes Tier. Du streichelst es, ganz vorsichtig, um es nicht zu irritieren. Du fragst dich, ob du es mitnehmen kannst, wenn du gehst. Obwohl, noch denkst du nicht ans Gehen, denkst nur darüber nach. Eine weitere Haarsträhne fällt in dein Gesicht. Du lässt sie hängen. Das alte, müde Tier neben dir, es lebt, doch es bewegt sich nicht. Du streichelst es weiter, eine langsame, sich stetig wiederholende Bewegung. Dein rechtes Auge zuckt wieder, und du zuckst mit den Schultern.
