Sie ist.

13 Gedanken zu “Sie ist.”

  1. Die Ich-Perspektive war hier die richtige Wahl, denke ich. So ergibt sich eine Einheit aus Inhalt und Form, die den scheinbar untenrinnbaren Selbstbezug bereits im labyrinthischen ersten Absatz eindrücklich vorführt. Absolut lesenswert!

    Nur ist die Erzählerin mit ihren zweiundfünfzig Jahren für Nazareth nicht vielleicht doch ein bißchen zu jung (immerhin wäre sie gerade mal sechs gewesen, als das Lied weiland veröffentlicht wurde)? Oder sollte ihr bereits im Kindesalter das Herz gebrochen worden sein?

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    1. Vielen Dank dir für deinen schönen Kommentar! Was Nazareth betrifft; ich bin jünger als die Protagonistin und war bei der Veröffentlichung des Songs noch gar nicht geboren, sah (oder hörte) mich aber in meiner Jugend und auch später immer wieder mit ihm konfrontiert…

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  2. Glockenklarer Fall von Mittelalterkrise. Die Achtziger-Graffittis, die diese Frau in ihrer Jugend auf Schulhofmauern und an Häuserwänden, in Unterführungen und überall so las, führten unter anderem als Mottos „No Future“, „Alles scheisse alles Mist, wenn du nicht besoffen bist“ und „Nur Idioten halten Ordnung- das wahre Genie beherrscht das Chaos“ und ähnliche Parolen im Schilde. Letztere hat sie leider nicht ausreichend automatisiert und verinnerlicht. Sonst würde sie im Sommerkleid und Doc Martens zu den Death Kennedies (too drunk to fuck, hihi) Pogo stampfen und ihr Haar mal so richtig für Helge Schneider schütteln…
    Und alle Jüngeren würden sie bewundern, weil sie frei ist und immer noch genug frei für eine unabhängige, überparteiliche und möglichst auch überregionale Meinung…

    Du beschreibst Deine Geschichten-Heldin wieder einmal zum Nachdenken schön.
    Liebe Grüße
    Amélie

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    1. Wahrscheinlich helfen in vielen Fällen selbst die besten Graffitiweisheiten nichts mehr… Aber in einem Paralleluniversum ist sie da draussen, im Sommerkleid, schüttelt ihr Haar und hat den Mut zur Freiheit im Gesicht…
      Vielen lieben Dank dir fürs Lesen und für deine Worte! Herzliche Grüsse zurück…

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      1. Ich glaube, deiner Geschichten-Heldin wäre vielleicht doch noch zu helfen. Solange sie noch Lust hat Musik zu hören, Sommerkleider anzuziehen und nach Leben und Lust aus zu spähen, so lange besteht auch noch Hoffnung für ungenierte und unzensierte Freiheit. Schlimm und hoffnungslos würde es ja erst, wenn sie auf literweise Wodka, dubiose Softpornoseiten und ausbeuterisches Shopping-TV umsteigen würde, beim Zocken auf illegal betriebenen Pokerseiten im Darknet all ihr Gespartes verlöreund das bunte Kleid ganz hinten links im Schrank in einem alten Gummistiefel als No-Future-Artefakt einer aufgegebenen Babyboomergeneration vergammeln würde. Es sei denn, sie gehört noch zur Pillenknickpopulation. (Was auch nicht netter klingt).

        Du siehst: Deine Geschichtenheldin hält mich super auf Trab.
        Danke☺️

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    2. Nur Westküsten-Punk (Dead Kennedys) und britische Herzschmerz-Balladen-Cover (Nazareth) passen nicht so ganz zusammen, oder?

      Insofern erschiene mir die Vorstellung recht abwegig, daß die Ich-Erzählerin des vorliegenden Textes irgendwo – sei es in ihrem knarrenden und zitternden Haus (nicht, daß es noch einstürzt!) oder anderswo – Pogo tanzen würde; und die von Dir angeführten Graffiti aus den 80ern hatte sie wahrscheinlich schon damals gar nicht wahrgenommen oder als häßliche Schmierereien ohnehin absichtlich übersehen.

      Ferner wäre ich mir nicht so sicher, ob die Jüngeren heute ausgerechnet so etwas wie eine überparteiliche Meinung wirklich alle zu schätzen wüßten … obzwar dies freilich davon abhängen mag, welcher Krise genau jene Überparteilichkeit letztlich entsprungen wäre. Handelte es sich um eine solche, deren Lösung die verantworlichen Parteien nicht erst seit heute eher im Wege stehen, so mag dies durchaus ihre Zustimmung oder, wie Du schreibst, auch ihre Bewunderung finden! (Dafür gibt es ja auch einschlägige Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit.)

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      1. Lieber Auden, danke für Dein Miteinbringen. Disputniks Geschichten setzen oft etwas in mir frei…es ist wie eine Alternative zu der Ausweglosigkeit, denn die Frau liegt in Ketten, sie ist beschämt, weil sie Falten hässlich findet. Wie sehr würde ich mir wünschen, jemand sagte ihr, wie schön sie sei. Auch ohne Jugend, Lack und Puder. Auch ohne Sommerkleid. Westküstenpunk, puh. Das zieht und kribbelt…allein dieses windschöne Wort. Jetzt überlege ich grad, ob wohl Yellow Biafra Charles Aznavours Chansons kannte. Zuzutrauen wäre es ihm. Umgekehrt wird es schon schwieriger. Andere Epoche usw.
        Herzlich Dank für Deine Inspiration
        Amélie

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