Undank.

15 Gedanken zu “Undank.”

  1. Hm, ich habe den Texte, glaube ich, ein wenig anders als meine zahlreichen Vorkommentatoren gelesen. Die meisten scheinen hier ja das Fehlverhalten auf seiten der älteren Dame suchen bzw. attestieren zu wollen, aber ich wäre mir nicht so sicher, ob dies tatsächlich so eindeutig ist. Ich meine, ist im vorliegenden Text nicht eine gewisse Ambiguität angelegt, was das anlangt?

    Ist es letztlich nicht der selbstberufene Retter in der Not, der sich eine Art Selbsterhöhung ausbedingt, die an und für sich nicht notwendigerweise gegeben sein muß? Bezeichnenderweise liegt die empfundene Kränkung ja auf dieser Seite der Figurenperspektive. Was für eine Art Kränkung sollte dies aber sein? Sollte derjenige, der wirklich aufrichtig hilft (also nicht aus Eigeninteresse), denn überhaupt eine solche Kränkung verspüren können? Und dann ist da dieses Augenzwinkern der älteren Dame: Was will dieses nun genau bedeuten? Ist es ihr womöglich gar nicht Ernst mit jenen Klagen über Sprudelwasser und Aprikosenfüllungen? Hat diese Geste nicht sogar etwas von Koketterie an sich?

    Wirklich ein bemerkenswerter Text, wie ich finde, der viele bedenkenswerte Fragen stellt!

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    1. Das Bemerkenswerte und Bedenkenswerte freut mich sehr, vielen Dank dir! Die Ambiguität ist sicher da, ja, und auch die Frage, wie selbstlos das Helfen grundsätzlich ist. Die Dame ist schlussendlich nur eine Stellvertreterin, die auf ihrem Bänklein sitzt und fragt, ob Hilfsbedürftige Anprüche haben können/dürfen. Und daraus ergibt sich die Frage, was man als helfende Person macht, wenn sich ebensolche Ansprüche zeigen. Doch eigentlich sind die Deutungen der Lesenden weitaus spannender als meine Gedanken dazu, darum danke ich einfach herzlich für dein Lesen und deine Worte.

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  2. Schade, dass die ältere Dame, fast verdurstet, so elitär auswählerisch auf die feine, gut gemeinte Hilfe der Leute reagiert…
    Eindrucksvoll, dein Text, wie immer sehr sehr gut verfasst.
    LG vom Finbar

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    1. Vielen Dank dir fürs Lesen und deine Worte… Grad im übertragenen Sinn ist das Fragen nicht immer möglich, und manchmal macht die wohlmeinende Absicht den rationalen Gedanken wohl einen Strich durch die Rechnung…

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    2. Genau sowas war auch mein erster Gedankengang nach dem Lesen der Geschichte: warum wurde vorher nicht nach ihrem Wunsch gefragt? Die Frau hatte auch nix von Hunger geäußert. Wehe wem ein unbedacht geschenkter Gaul nicht passen will. Er gälte sogleich als undankbar, drum leidet er lieber still.😎

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      1. Aber bei diesem Vor- Bedenken könnte natürlich keine genau solche Geschichte wie Deine geschrieben werden. Welche die Phantasie zum Nachdenken anregt.
        Die alte Dame ist einsam und wünscht sich ganz offensichtlich ein Wiedersehen mit ihrem Wohltäter.
        Mit Himbeergeleekeksen und Osaft und ohne Aufstoßen. 🙂

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  3. Undank ist der Welt Lohn

    So kann man es wohl sehen. Leider passiert so etwas immer wieder.

    Um einen weiteren Spruch zu zitieren: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.
    Was ist so schwierig daran, einfach mal Danke zu sagen und sich und den anderen die Kommentare zu ersparen? Wenn mein Nachbar mir Kirschen schenkt, dann meckere ich nicht rum, weil da ein oder zwei faul sind. Sondern bedanke mich und freue mich über die Geste. Und lasse mir die guten Kirschen schmecken.

    Auch wenn die Kekse nicht schmecken und das Wasser zu sehr prickelt. Beim nächsten Mal, hilfst Du vielleicht nicht mehr. Nicht nur ihr, sondern auch anderen, da Du diese Erfahrung gemacht hast.

    Der letzte Satz könnte eine bittersüße Pointe sein.
    Und so bleibt ein Gefühl der Nachdenklichkeit bei mir zurück. Wie hätte ich reagiert? Was hätte ich getan?

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    1. Vielen lieben Dank dir fürs Lesen und für deine Worte! Ja, derartige Begebenheiten sind eher irritierend und tragen wohl kaum zur grundsätzlichen Hilfsbereitschaft bei. Dennoch kann man vielleicht versuchen, sie als unrühmliche Ausnahme und nicht als Regel anzusehen… (Der bittere Nachgeschmack geht ja auch irgendwann wieder weg…)

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      1. Ja, sonst wäre das mit der Hilfsbereitschaft am Ende noch weniger ausgeprägt, wenn sich jeder von den wenigen negativen Erfahrung abschrecken ließe.

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