Wahrnehmungskraftlosigkeit.

Sie sagt: Wenn man mit den Fischen schwimmt, kann man unter Wasser atmen. Sie sagt: Wenn man sich in große Papierbögen einwickelt, kann man im Innern eines Baumes stehen. Sie sagt: Einmal kannte ich einen Mann, der hatte unter seinem Gesicht noch ein zweites Gesicht, das er aber niemandem zeigte, nur seiner Mutter, und als die Mutter starb, starb auch das untere Gesicht und das obere Gesicht wurde ganz bleich. Sie sagt: Im Wald leben kleine pelzige Wesen, die sich aber so gut verstecken, dass noch kein Mensch sie je gesehen hat, und weil noch kein Mensch sie je gesehen hat, gibt es die kleinen pelzigen Wesen für uns Menschen nicht, aber für die Rehe und Vögel schon, denn vor den Rehen und Vögeln haben die kleinen pelzigen Wesen keine Angst. Sie sagt: Wenn man im Nebel steht, verschwindet der Rest der Welt. Er wird nicht nur unsichtbar. Er verschwindet.

Man sagt: Du hast eine reiche Fantasie. Deine Fantasie blüht wie eine Blumenwiese im Frühling, wie ein Meer aus bunten Blüten. Sie zuckt dann mit den Schultern, wie sie es immer tut, wenn sie Leute nicht versteht. Woher sie ihre Vorstellungskraft nehme, will man von ihr wissen. Sie schaut sich um, als würde sie etwas suchen, und dann antwortet sie leise: Ich stelle nicht vor. Ich nehme nur wahr. Man folgt ihrem Blick, stellt sich vor, wie wohl ihre Wahrnehmung sein könnte. Doch dann zuckt man mit den Schultern, wie man es immer tut, wenn man Leute nicht versteht. Und womöglich wickelt mal sich in große Papierbögen ein. Aber man kann dennoch nicht im Innern eines Baumes stehen.