Bis zum nächsten Mal, hat man gesagt, bis bald, bis irgendwann, doch irgendwann kam nie, das nächste Mal, es blieb aus, und nun entfällt es endgültig. Man hätte Gelegenheiten gehabt, hätte sie nur ergreifen müssen, doch keiner von beiden regte oder bewegte sich, und einer von beiden kann es nun nicht mehr. Man nannte sich Freunde, doch jetzt wundert man sich, ob man es tatsächlich war, ob wahre Freunde diese Entfernung zwischen sich hätten entstehen und stetig anwachsen lassen. Man fragt sich, ob man sich etwas vorgespielt hat, ob man sich belogen hat, und warum. Man redet sich ein, dass sich die Dinge im Lauf der Zeit unweigerlich verändern, ganz einfach, ganz von selbst, dass sich die spitzen Zähne der Zeit unerbittlich in den Raum zwischen den Menschen fressen, und gleichzeitig weiss man eigentlich nur zu gut, dass man es zu weiten Teilen selbst in der Hand hat, ob man das Verändern zulässt oder ob man das Vorhandene pflegt und versucht, um es zu bewahren. Distanz entsteht nicht, wenn man zusammen weitergeht, und auch nicht, wenn man gemeinsam stehenbleibt. Distanz entsteht nur, wenn man sich voneinander entfernt. Dass man von seinem Ableben überhaupt erfahren hat, ist blosser Zufall. Ein verpasster Zug, ein Zusammentreffen mit einem gemeinsamen Bekannten, eine beiläufige Bemerkung, ein erstauntes Nachfragen, dann die Information. Schon vor einem Jahr, die arme Familie, so plötzlich, und wie schrecklich das alles war. Und wo vorher alles definiert schien, ist da seither das Hinterfragen und Zweifeln. Man stolpert durch diesen Raum, in dem schon lange nichts mehr ist, aber erst jetzt etwas fehlt. Und von irgendwo aus der Tiefe dringt ein Gefühl nach oben, das man nicht benennen kann oder will.
Bis zum nächsten Mal, hat man gesagt. Und sich erst jetzt, viel zu spät, etwas dabei gedacht.
