Sie machen die Straße neu, wieder einmal, neue Wege braucht das Land, alles will erschlossen sein, alles will erobert werden. Die Bauarbeiter hocken auf ihren Baumaschinen oder klammern sich an ein Werkzeug, und sie schauen grimmig, sie alle. Einer wischt sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn, ein anderer raucht eine Zigarette. Eine Frau und ein Kind kommen an der Baustelle vorbei, und der kleine Junge zeigt auf einen Bagger, sein Gesicht leuchtet, als würde sich die Sonne darin spiegeln, doch die Mutter zieht ihn weg, drängt ihn weiter. Wahrscheinlich hat sie etwas zu tun, das viel wichtiger ist als dem Jungen sein Bagger. Ein Stück der Straße ist bereits asphaltiert, noch ganz frisch, und als einer der Bauarbeiter unbedacht auf den Asphalt tritt, bleibt ein Fußabdruck zurück. Als der Baustellenleiter später diesen Fußabdruck erblickt, wird er wütend, sein Gesicht färbt sich dunkelrot, als würde sich ein Sonnenuntergang darin spiegeln. Verdammte Scheiße!, ruft er, und die Männer schauen grimmig, einer wischt sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn, ein anderer raucht eine Zigarette. Am Himmel fliegt ein Flugzeug vorüber, zeichnet einen weißen Kondensstreifen ins klare Blau. Einer der Bauarbeiter hustet, ein anderer fragt sich, wohin das Flugzeug fliegt. Amerika, vielleicht, oder Madrid, oder Marseille, alles will erschlossen sein, alles will erobert werden. Später, nach einigen Monaten, ist die Straße fertig und schon bald nicht mehr neu. Eine Frau und ein Kind kommen vorbei. Der kleine Junge entdeckt den Fußabdruck im Asphalt und stellt seinen eigenen kleinen Fuß in den großen Abdruck. Sein Gesicht leuchtet, als würde sich die Sonne darin spiegeln, doch die Mutter zieht ihn weg, drängt ihn weiter. Wahrscheinlich hat sie etwas zu tun, das viel wichtiger ist als dem Jungen sein Fußabdruck. Am Himmel fliegt ein Flugzeug vorüber, doch niemand blickt hinauf, niemand sieht den weißen Kondensstreifen im klaren Blau, niemand fragt sich, wohin es fliegt, und vielleicht fliegt das Flugzeug dann nirgendwo hin, nicht nach Amerika und nicht nach Madrid. Vielleicht ist es gar nicht da.

Wirklich schön, wie du gleichzeitig furchtbar simpel und trotzdem tiefgründig schreibst! 😊
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Vielen lieben Dank fürs Lesen und für das schöne Kompliment!
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