Ein Mann erzählt, wie sein Vater starb. Er ist verreckt, sagt er. Erbärmlich verreckt. Am Ende war er nur noch Haut und Knochen, nur noch Haut und Knochen. Ganz bleich, die Haut wie Papier, oder nein, wie Gips. Als er endlich starb, war er schon lange nicht mehr am Leben.
Er redet über den Vater wie über ein kaputtes Auto, das sich nicht mehr reparieren lässt. All die Dellen und Beulen. Am Ende häufen sich die Umtriebe, man kann sich nicht mehr auf das Auto verlassen, muss stets befürchten, dass es mitten auf der Straße liegenbleibt. Man mag das Auto sehr, man fährt damit durch sein Leben. Da hängen Geschichten dran, der eigene Atem ist in die Polster eingedrungen. Manche Kratzer sind Widerhaken in der Zeit. Mit zunehmendem Alter klingt der Motor immer merkwürdiger, ein Röcheln oder Husten mischt sich in das bekannte Brummen. Einige Kleinteile lösen sich, der Rückspiegel wird allmählich blind. Und irgendwann geht das Auto endgültig kaputt. Man hat es kommen sehen, ja, und nichts hält ewig. Trotzdem ist da diese Mischung aus Wut und Traurigkeit. Man tritt mit dem Fuß gegen einen Reifen.
Er hat immer gehustet, sagt er. Ich habe das Husten nicht mehr hören können, habe es kaum aushalten können, selbst wenn ich nur eine Stunde bei ihm war. Es machte mich wütend, das Husten. Das Gesicht des Mannes wird starr und hart. Er würde wohl gerne mit dem Fuß gegen einen Reifen treten.
Wenn ich bei ihm war, erzählt er, starrte er manchmal einfach an einen Punkt an der Wand, minutenlang, ohne etwas zu sagen. Er verstummt und starrt an einen Punkt an der Wand, minutenlang. Dann senkt er seinen Blick. Dann hebt er ihn zum Himmel. Dann schließt er seine Augen kurz und öffnet sie wieder. Er ist verreckt, sagt er. Erbärmlich verreckt. Er würde wohl gerne mit dem Fuß gegen einen Reifen treten. Aber er hat kein Auto.
