A. klagte immer wieder über Kopfschmerzen, seine Augen taten weh, ihm wurde häufig schwindlig. Seine Frau sagte ihm immerzu, er solle zum Arzt gehen, doch A. winkte stets ab. Irgendwann kippte er um, prallte mit dem Kopf auf den Glastisch und war tot.
P. sagte immer, dass er jederzeit aufhören könne mit den Drogen, wenn er wollte, doch er wollte halt nie, will noch immer nicht. Und so sitzt er auch heute Abend auf seiner Couch und portioniert weißes Pulver auf dem Glastisch.
T. sagte immer, dass ihr Mann eigentlich gar kein schlechter Mensch sei; impulsiv vielleicht, und wütend, ja. Aber sie verzieh ihm immer, verzieh ihm alles. Eines Tages schlug er sie so heftig, dass sie zurücktaumelte und auf den Glastisch stürzte. Dass der Tisch kaputt ging, machte ihn nur noch wütender.
E. hatte ihrem Vater immer wieder erzählen wollen, was ihre Mutter nur ihr erzählt hatte, ihm hingegen nicht, und nun ist er tot, ohne zu wissen, was E. weiß, und ohne zu wissen, dass sie ihn trotzdem über alles liebt. Und alles, was bleibt, ist sein lachendes Gesicht auf dem Foto, das auf dem Glastisch liegt.
K. spielte immer alleine im Wohnzimmer, wenn seine Eltern sich im Schlafzimmer oder in der Küche zankten. Er ließ seine Spielzeugautos über den Glastisch fahren, sie schleuderten in den Kurven und sprangen über Hindernisse. Als seine Eltern wieder einmal besonders lautstark stritten, schmetterte er einen kleinen Ferrari so heftig auf die Glasplatte, dass an der Kante ein Stück absplitterte.
S. sagte sich immer, dass es sicher besser werde, es sei halt einfach eine hektische Zeit, da müsse er durch, das werde von ihm erwartet. Und jetzt kniet er auf dem Wohnzimmerboden, die Weinkrämpfe rauben ihm den Atem, und er legt ein Seil auf den Glastisch.
H. war sich immer sicher, dass sie einmal Mutter werden würde, doch kein Mann war gut genug, um Vater ihrer zukünftigen Kinder zu werden, oder etwas kam dazwischen. Jetzt ist es zu spät und sie zu alt, und sie legt ihren Kopf auf den Glastisch, lässt ihn immer wieder niederprallen, bis sich erste Risse bilden.

Wahnsinniger Text. Er berührt mich. Vielen Dank!
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Oh, das freut mich sehr! Ich hab zu danken, fürs Lesen und Berührenlassen und für deine Worte…
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