Er fährt in eine Stadt, die er nicht kennt, er fährt ohne Begleitung, ganz allein, ihm ist niemand bekannt, der in jener Stadt wohnt oder zumindest in relativer Nähe lebt, er ist ein Fremder ohne jegliche Bezugspunkte; jedes Gesicht ist ein neues Gesicht, jede Gasse ist unbekanntes Terrain, jede Häuserecke ist Neuland, und alles, was er sieht, ist eine Entdeckung, jedem Anblick wohnt Neuartigkeit inne, seinen Augen zeigt sich zwar Gewohntes wie Beton und Backstein und Asphalt, aber die Kompositionen und Kombinationen, sie bieten keinen Halt im Bekannten, der Kopf kann nicht auf alte Bilder zurückgreifen und kreiert unentwegt neue, wie eine Kamera, und während er den Häusern entlanggeht, staunt er über Besonderheiten, betrachtet architektonische Auffälligkeiten, klammert sich an Merkwürdiges, während unzählige Eindrücke ihn wie eine Flut überschwemmen; aber obschon ihm an diesem Ort alles fremd ist und er keinerlei Zugehörigkeit verspürt, mag er sich nicht einsam fühlen, nur allein, zwar keineswegs angenehm allein, da ist nur geringes Behagen, er findet auch keine Ruhe oder Erholung im Alleinsein, doch es ist zumindest keine Einsamkeit, und er denkt zurück an einen Moment in ferner Vergangenheit, eine Feier mit vielen Gesichtern, es waren bekannte Gesichter, lachende Gesichter, mit Übermut in den Augenwinkeln und Rausch in den schiefen Blicken, und damals wusste er, wo er war, er kannte die meisten Namen und viele Geschichten, er war alles andere als allein, aber gerade damals, bei jener Feier, war er ungleich einsamer als in jener Stadt, in der er niemanden kennt, niemanden, aber immerhin sich selbst.

das Einsamsein kommt dann, wenn man sich im Fremden ganz und gar unwohl fühlt und absolut nichts erkennt, zu dem man Bezug haben könnte. Man fühlt sich als krasser Außenseiter, wünscht sich nur weg aus der entstandenen Situation und aus dem Alleinesein wird das Einsamsein, ein vezweifeltes Gefühl.
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Manchmal ist Einsamkeit auch dann so erdrückend, wenn man nicht allein ist; sich unter (vielleicht sogar bekannten) Menschen einsam fühlen kann furchtbarer sein als jedes Alleinsein…
Vielen lieben Dank dir fürs Lesen und für deine Worte, liebe Bruni…
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Ja,das gibt es auch und ich denke,es ist recht häufig
Ich kenne das Gefühl auch…
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…und das ist doch immerhin etwas!
Liebe Herbstgrüße vom Finbar
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Das ist schon sehr viel, nicht wahr?
Vielen Dank und liebe Grüsse zurück…
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Ja, seeeehr viel sogar, vor allem, wenn die Reise nach innen schon erfolgreich absolviert wurde, lieber Schreibfreund…
Take care, Finbar
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Da hast du absolut recht, lieber Finbar! Danke dir, und gleichfalls…
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