Eine Insel im Meer, vor der kroatischen Küste, dort, wo früher Jugoslawien war, vor dem Krieg, und diese Insel, sie ist erst seit einigen Jahren wieder frei zugänglich, zuvor war sie ein militärischer Stützpunkt, in manchen Kriegen, und überhaupt von großer strategischer Bedeutung, in allen Kriegen, in allen Konfliktsituationen, denn sie liegt wohl vorteilhaft, ein wenig vorgelagert, und wenn feindliche Kräfte übers Meer kommen sollten, sieht man sie hier rasch, und für noch bessere Sicht finden sich auf der ganzen Insel kleine Wachtürme und Verstecke, ebenso Armeeanlagen und militärische Einrichtungen, Bunker und U-Boot-Stationen und Tunnels für Schiffe; die Insel ist übersät mit Zeichen von Kriegen, längst vergangenen Kriegen, und bei all dieser martialischen Geschichte ist es beinahe grotesk, wie friedlich hier alles wirkt, ein wenig rau, ein wenig herb, aber eben auch sehr idyllisch, die einzige Herrscherin, so scheint es, ist die Natur, und die wenigen Menschen, die hier leben, sind vom Wind gegerbt und zugleich sanft, und vielleicht sind manche im Innern stolz auf ihre Herkunft und auf ihr Hiersein, doch niemand scheint sich zurückzusehnen nach der militärischen Zeit, man ist wohl froh, ihr entronnen zu sein, und die Wachtürme, sie zerfallen allmählich, werden überwuchert und ausgehöhlt, Metall rostet, Fundamente modern vor sich hin, und überall wachsen die Halme und Zweige durch die Spalten und Öffnungen, beinahe so, als würde all die Angst, die diesen Bauten Vorschub leistete, vom Lauf der Zeit, vom Gang der Dinge überwunden, und alles, was man sieht, erzählt davon, dass der Krieg vorbei ist, die Toten gezählt, die Schulden gesühnt sind, und während man auf dieser Insel hockt, nach den Kriegen, inmitten von Frieden, hört man, was im Rest der Welt geschieht, man liest von terroristischen Attacken und Putschversuchen und Bürgerkriegen, von gewetzten Messern und polternden Drohgebärden, und man weiß gar nicht, ob man verzweifeln soll, weil sich das alles immer wieder wiederholt, oder ob man der Hoffnung Raum lassen soll, weil das alles irgendwann vorübergeht und dereinst die Halme und Zweige durch die Spalten und Öffnungen der Militäranlagen wachsen.
Man muss doch hoffen… Wie soll man sonst weitermachen?
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Ja, man sollte sie wohl tatsächlich bis zuletzt am Leben lassen, die Hoffnung… Vielen Dank dir fürs Lesen und Hoffen!
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Halme und Zweige werden durch die Spalten und Öffnungen der Militäranlagen wachsen
und eine friedliche Zeit wird all die kriegerischen überwuchern – das hoffe ich, lieber Disputnik, ich hoffe es von ganzem Herzen!
LG von Bruni und Wortbehagen
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Ich hoffe es ebenso, liebe Bruni, ohne Zweifel… Vielen Dank dir und herzliche Grüsse zurück!
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Ich wäre bdingungslos für die letzten Zeilen: „oder ob man der Hoffnung Raum lassen soll, weil das alles irgendwann vorübergeht und dereinst die Halme und Zweige durch die Spalten und Öffnungen der Militäranlagen wachsen“
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Ich schliesse mich bedingungslos an!
Vielen lieben Dank dir fürs Lesen und für deine Worte…
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