Er sagt, das wird man ja wohl noch sagen dürfen; er sagt, ich bin ja kein Rassist, aber; er sagt, ich habe nichts gegen Ausländer, aber; er sagt, natürlich sind nicht alle Ausländer kriminell, aber, und alles, was er sagt, meint er auch so, und alles, was er sagt, sagt viel über ihn aus, und man kann sagen, er sei halt einfach ein Rassist, aber so einfach ist es eben nicht, denn er ist auch ein guter alter Bekannter, ein Freund, irgendwie, man kann gut mit ihm reden, jedenfalls über gewisse Themen, vornehmlich solche, bei welchen sein Rassismus verborgen bleibt, er ist wortgewandt und witzig und alles andere als dumm, aber eben, ein Rassist, kein militanter zwar, aber ein überzeugter, ein alltäglicher Rassist, und wer den Alltagsrassismus mit bierseligen Stammtischen in ländlichen Gebieten gleichsetzen möchte, muss einsehen, dass auch das nicht so einfach ist, denn mein Freund, der Rassist, hockt nicht am bierseligen Stammtisch, sondern steht manchmal in Kunstgalerien oder sitzt im Jazzkonzert, er ist elegant gekleidet und spendet Blut, er ist kultiviert und gebildet, er weiß vieles und weiß auch meistens, was er sagt und tut, und man weiß, dass man ihn nicht belehren oder gar bekehren kann, man weiß, dass diesbezügliche Diskussionen im besten Fall unergiebig und nicht selten destruktiv sind, man weiß, dass man seine Intoleranz toleriert, obwohl man sie eigentlich nicht tolerieren will, dass man seine Ignoranz ignoriert, obwohl man sie eigentlich nicht ignorieren will, und man weiß, dass dieses Tolerieren und Ignorieren nur ein Ausweichen ist, ein Kneifen, aber man weiß wohl einfach nicht genau, was man machen soll, mit ihm, mit sich, mit diesem Dilemma, also weicht man weiter aus, immer weiter, und vielleicht liegt darin ja auch eine Entwicklung, irgendwie.

Ein alltäglicher Rassist…
ja, so kommen sie mir auch vor, die, die uns umgeben, alltäglich und immerzu…
und manchmal ist es ein naher Bekannter, bei dem man es nie vermutet hätte.
Es sind die, mit denen man lebt und die so schnell bei der Hand sind, um andere Rassen für Raub, Mord und Totschlag verantwortlich zu machen, denn wenn Deutsche (in Deinem Fall Schweizer, lieber disputnik) es tun, kann man es irgendwie verstehen, Gründe gibt es doch so viele, aber die Anderen, DIE sind bewußt dabei, *unsere* feine Ordnung durcheinander zu bringen…
Es ist ein Denken, das so fest verwurzelt ist, daß sich hartnäckig hält, egal, was geschieht und schnell ist einer diffamiert, der nie etwas Schlimmeres getan hat, als zu früh oder zu spät aus dem Haus zu gehen u. man kann sich nicht erklären, wieso und was er wo tut.
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Ja, liebe Bruni, die Erklärungen, sie fehlen immer wieder, auf allen Seiten, in jeder Hinsicht.
Vielen lieben Dank für dein Lesen und Hineindenken, für deine Gedanken und Worte…
Herzliche Grüsse und eine gute Woche dir…
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Ich finde auch, dass du das sehr gut geschrieben hast und das auch ein wichtiges Thema ist. Dinge in Schubladen zu geben ist die Natur unserer Welt und unseres Gehirns…Fremdenfeindlichkeit hat damit zu tun…jemand als fremdenfeindlich zu bezeichnen auch…
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Das wäre dann wieder dieses Dilemma, dass man selbst intolerant ist, wenn man Intoleranz nicht tolerieren mag, oder? Vielen Dank dir fürs Lesen und für deine Worte…
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Sehr gut geschrieben. Und damit ein Thema berührt, was mich umtreibt: wo wehre ich den Anfängen, wo grenze ich mich ab, wo überziehe ich nicht selbst imn Intoleranz, wenn ich strikt rechte Tendenzen ablehne…
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Ja, diese Thematik lässt bei mir auch hin und wieder Fragezeichen im Raum stehen, bezüglich Abgrenzen und Aufbegehren… Vielen lieben Dank dir fürs Lesen und für deine Worte…
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Danke und sehr gern.
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