Dort, ein Buch.

Einst, vor vielen Jahren, stand ich in einer Buchhandlung im engen Raum zwischen den Regalen und blätterte in einem Buch. Der Autor hatte Briefe an Firmen oder bekannte Persönlichkeiten geschrieben. Diese Briefe und die Antworten darauf waren abgedruckt. Das Buch schien unterhaltsam zu sein, es lag in der Humor-Abteilung auf, neben anderen Büchern, die mit Aufklebern als Bestseller gekennzeichnet waren, und während ich das besagte Buch durchblätterte und einige der Briefe las, konnte ich mir tatsächlich ein Grinsen nicht verkneifen. Trotzdem kaufte ich es nicht. Vielleicht erachtete ich es als vergleichsweise gehaltlos, oder ich bevorzugte erzählende Literatur, oder ich fand es gar nicht sonderlich gut oder witzig. Jedenfalls ließ ich es dort, dieses Buch.

In der Zwischenzeit hat die Buchhandlung ihre Tore geschlossen, wie so viele Buchhandlungen. Nun ist da ein Kleidergeschäft, eine Modeboutique, da sind Tücher statt Bücher. Ich war noch nie da, und daran wird sich auch nichts ändern, denn nur so kann ich sicher sein, dass jenes Buch noch dort ist, am gleichen Ort wie damals, nur dort und nirgends sonst. Ich weiß nicht mehr, wie es heißt und wer es geschrieben hat, ich glaube, der Umschlag war gelb, aber sicher bin ich nicht, und eigentlich will ich das alles auch gar nicht wissen. Wenn mir heute jemand dieses Buch schenken würde, ich würde es nicht haben wollen, denn das Buch gehört nicht hierher. Sein Platz ist dort, im engen Raum zwischen den Regalen, die längst nicht mehr da sind.