Das Fragezeichen ist wie das alte dunkelgrüne klapprige Fahrrad im Keller. Es ist da, und man weiß genau, wie man es verwendet, doch die Staubschicht wird dicker, die Spinnweben werden allmählich zu dünnen Tüchern. Man mag das Fahrrad durchaus, als Kind saß man stundenlang auf dem weichen Sattel, dessen Naht an der Seite ein wenig aufgerissen war. Man entdeckte die Welt damit. Man erfuhr sie. Doch mit der Zeit glaubte man zusehends, die Welt zu kennen. Mit der Zeit entdeckte und erfuhr man immer weniger. Mit der Zeit lernte man immer mehr, dass man mit der Zeit immer weniger lernt. Natürlich vergisst oder verlernt man das Radfahren nicht. Aber das Fahrrad, es rostet. Und man selbst wohl auch.

watum solltest Du denn rosten und mit der Zeit immer weniger lernen?
Ich denke, nun lernst Du anders als früher, andere Dinge, andere Erkenntnisse, vieles hält Dich auf Trap, nimmt Dir die Zeit, die Du mal auf dem Klapprad zwischen den Spinnweben verbrachtest.
Könnte es sein, daß inzwischen Deine Söhne auf dem Klapprad sitzen und der Platz dort immer knapper wird? *g*
Liebe Grüße von Bruni
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Es ist ja vor allem das fragende Ich, das rostet. Die Fragezeichen bleiben immer häufiger im Keller. Die Kinder hingegen fahren fleissig Fragenfahrrad, mit einer Neugier und Wissbegierde, die ich wohl nicht mehr aufbringen könnte. Aber wohl auch nicht unbedingt muss… Vielen lieben Dank dir fürs Lesen und für deine Gedanken, liebe Bruni…
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In der Garage meines Vaters hängt mein Jugendfahrrad. Es hatte schon 40 Jahre auf dem Buckel, als ich es vom Großvater liebevoll restauriert, bekam. Er hatte eine neue Kette aufgezogen, die Chromteile mit Chrompaste vom Flugrost befreit und eine neue Fichtel&Sachs-Gangschaltung eingebaut. Es war ein 26 1/2-Zoller und es war eine NSU. Damals schon eine Rarität. Das aufgemotzte wiederbelebte Schätzchen fuhr wie ein geölter Blitz und ich liebte es heiß und innig, erfuhr mir die Welt damit, schlug den Teufel, was die Beine nur strampeln konnten.
Heute gehört es wohl in ein Museum, doch verrostet ist es nicht. Es wurde immer gepflegt und instand gehalten. Selbst, als ich schon mein neues schickes Trekkingrad hatte, schaute ich nach dem treuen Wegbegleiter, putzte ihn, bis der Lenker wieder blinkte. Selbst jetzt noch. Weil dieses Rad mir etwas Wertvolles ist, auch wenn ich längst mit einem schnelleren Rad den Radius meiner begrenzten Welt versuche stetig zu erweitern.
Danke für Dein schönes Bild. Auf den Punkt: Wer rastet, der rostet.
Liebe Grüße✨
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Ich danke dir, für den wunderbaren Ausflug in die Garage deines Vaters und in das Früher deiner Welt… Schön, dass der Wert erhalten blieb und bleibt… Vielen Dank nochmals, und herzliche Grüsse zurück…
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Eine schöne Metapher, in wenigen Zeilen auf den Punkt gebracht. Erstrebenswert, finde ich.
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Vielen lieben Dank dir, fürs Lesen und für deine Worte!
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