Werner sagt, dass die Frauen endlich aufhören sollen, sich zu beklagen, schließlich hätten sie es ja gut, im Vergleich zu früher, im Vergleich zu anderen Ländern, so ganz allgemein und grundsätzlich, und dann zieht er die Nase hoch, macht einen unlustigen Witz und lächelt schief.
Werner hat keine Ahnung, wer Emmeline Pankhurst und Emily Davison und Alice Paul und Lucy Burns waren, er kennt das Wort Suffragette nicht, aber immerhin hat er eine klare Vorstellung davon, was eine Emanze ist, und bei Frauenbewegung denkt er abwechselnd an Pornofilme und Aerobic.
Werner ist kein Arschloch, nur wenige Frauen haben ihn jemals so genannt, und er könnte nie eine Frau schlagen oder gar vergewaltigen, er findet diese Art von Gewalt eigentlich unnötig, auch wenn es in seinen Augen gewissen Weibern gar nicht schaden würde, wenn sie mal ein bisschen grober angefasst würden.
Werner liest per Zufall einen Zeitungsbericht, der davon erzählt, wie beim Epsom Derby 1913 eine Frau mit der Flagge einer Frauenrechtsorganisation auf die Rennbahn stürmte und vom Pferd des englischen Königs zu Tode getrampelt wurde, doch weder das Wort Suffragetten noch der Name Emily Davison dringt weiter als bis zur Netzhaut, und als er fertig gelesen hat, zuckt er mit den Schultern, sagt selber schuld und blättert zum Sportteil der Zeitung.
Werner will sich keinen Vorwurf machen lassen, er habe nämlich nichts gegen Frauen, nein, er liebe Frauen, sagt er, schließlich sei er ja keine Schwuchtel, aber eben, das ganze Geplärre wegen Gleichberechtigung und Emanzipation mag er nicht mehr hören.
Werner weiß nicht, wie es geschehen konnte, dass er plötzlich von merkwürdigen und furchteinflößenden Kreaturen gepeinigt wird, sie halten ihn an unsichtbaren Leinen und zerren an seinen Kleidern, und wenn er nicht gehorcht, wird er beschimpft oder bestraft, und dann wacht er schwitzend und schwer atmend auf und ist froh, dass das Ganze nur ein schlechter Traum war.

Habt Mitleid mit Werner, er gehört (zum Glück) einen aussterbenden Art an! 🙂
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Naja, das mit Aussterben glaub ich erst, wenn’s dann so ist, aber schön wär’s….
Lieben Dank dir fürs Lesen…
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Schön für Werner, dass er aufwachen konnte…
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Ja, da hat er Glück gehabt, der Mann…
Danke dir fürs Lesen!
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werner ist ein ekelpaket, wie es viele gibt und daß er träume hat, in denen ihn seltsame fiurchterregende Kreaturen peinigen, könnte darauf hindeuten,. daß da irgendwo in seinem denkfaulen kopf doch sehr leise ein gedanke entstanden sein könnte, der so gar nicht zu dem bild passt, das frau sich nach dem vorherigen lesen von ihm macht…
besonders gut finde ich die stelle, in der er keine Ahnung von suffragetten hat, aber schon mal etwas von emanzen hörte und die frauenbewegung zwischen aerobic und pornofilmen einordnet…
Ein text, wie er mir gefällt, immer nachdenklich macht und die gedanken in aufruhr bringt
liebe grüße von mir
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Wenn da im Hinterkopf tatsächlich ein solcher Gedanke entstanden sein sollte, so dürfte jemand wie Werner wohl sehr darauf bedacht sein, diesen Gedanken möglichst zu ignorieren…
Freut mich sehr, dass dir der Text gefällt, liebe Bruni… Herzliche Grüsse und ein schönes Wochenende dir…
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