Will man sich einen Reim auf die Dinge des Lebens machen, ist man mit der englischen Sprache oftmals besser bedient. Hier finden zum Beispiel rain und pain ganz harmonisch zusammen, pain wird vom rain einfach weggewaschen, was eine überaus reinigende und befreiende Prozedur zu sein scheint. Auf Deutsch reimt sich vieles auf Regen, aber legen und fegen machen begrenzt Sinn, und dass der Regen ein Segen ist, mag zwar sein, doch es klingt nach religiöser Meteorologie oder pathetischer Agrarwissenschaft, nicht aber nach den Dingen des Lebens. Derweil passt zum Schmerz natürlich das Herz, aber sie lediglich lokalisieren und verorten zu können, macht die Pein nicht geringer. Und dann steht man im Leben und im Regen und würde gerne auf Englisch singen.
Manchmal reimt man sich etwas zusammen, doch wenn man es liest, entbehrt es jeglicher Substanz. Vielleicht klingt es schön, doch es ist im besten Fall sinnlos und nicht selten sogar ziemlich dumm. Dann wieder findet man adäquate Wörter, doch sie fügen sich nicht in Sätze, da ist kein Kontext, nur ein Wörterbuch, eine Enzyklopädie der leeren Worthülsen. Die Seiten sind gefüllt mit losen Begriffen wie Respekt und Konfrontation und richtig und Familie und Klarheit und Wut und Ohnmacht und Regen, doch diese Begriffe, sie verbinden sich nicht, sie werden nicht zu Aussagen, geschweige denn zu Reimen. Und dann steht man im Leben und im Regen und würde gerne auf Englisch singen.

Der Regen
löscht Kerzen
jedoch hingegen
keine Schmerzen.
Auch im Regen
schlägt das Herz
trommelt gegen
Seelenschmerz.
Ohne Qual kein Segen
ob Regen oder rain!
Es gilt auch im Regen:
no gain without pain
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Oh, welch wunderbare Worte, welche Ehre und Freude, sie hier zu lesen. Vielen lieben Dank dir für die Gereimtheiten, sie freuen mich sehr…
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Aber das Leben ist auf Englisch auch nicht einfacher…
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Nein, ist es nicht, es kommt einem wohl in jeder Sprache manchmal Spanisch vor…
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So ist es *lächel*
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*lächel*, das wünsche ich Euch allen auch, lieber Disputnik!
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im milden Sommeregen stehen, bis sich die Lebensgeister zu regen beginnen und Pein und Schmach wegwaschen, denn Pein sollte nicht sein und die Schmach? ach… *lach*
Na ja, einem dichtenden Menschen fallen auch im Deutschen genügend Worte ein, um die Pein dazu zu bewegen, mit dem Regen zu vergehen und nirgendwo mehr zu sein 🙂
Aber vielleicht hast Du ja doch Recht, denn ich verteidige nur unentwegt meine deutsche Sprache, aber mir fehlen wohl zu viele Worte in den anderen wunderfeinen Sprachen
Wobei es mir seeeehr gut gefallen würde, selbst im Regen zu stehen und ein Lied mit einem tollen poetischen englischen Text zu singen, aber gelingen wird es mir wohl nicht mehr in diesem Leben.
Das nächste beginne ich anders, versprochen.
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Ach, Bruni, vielen Dank für deine Reime und deine wunderbaren Versuche, die deutsche Sprache zu verteidigen; das ist gut so, das tu ich wohl auch, allein durchs Schreiben, irgendwie. Nur manchmal fehlen – zumindest mir – trotz allem die richtigen Worte… Vielen Dank nochmals, herzliche Grüsse und ein schönes Wochenende dir…
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