Er ist eigentlich ein lieber Kerl, er redet viel und lacht häufig, seine Stimme ist laut, seine Sätze sind kurz, er sagt, was er denkt, und häufig sagt er Fotze, manchmal sagt er Pussy oder Möse oder Muschi, meistens aber sagt er Loch, und vielleicht sagt das einiges über ihn aus, doch ihm ist das egal, er möchte einfach nicht den Begriff Vagina verwenden, schließlich redet er ja auch von seinem Schwanz und nicht vom Penis, weil Vagina und Penis, das klingt so medizinisch, so technisch, findet er, und dann lacht er wieder und erklärt, dass er dennoch gern Gynäkologe geworden wäre, und er macht mit seinen Händen eine Bewegung, als würde er einen Vorhang auseinanderschieben und durch die Öffnung schauen, und dann streckt er die Zunge raus und lacht erneut, immer wieder, er erzählt gerne Witze, und auch dann lacht er, meistens vor der Pointe und immer lauter als die anderen, aber so ist er eben, ein bunter Hund, ein lustiger Geselle, ein lieber Kerl, und manchmal muss er eine Frau einfach berühren, ihr mit seinen fleischigen Händen an den Hintern greifen oder sie mit den haarigen Armen umfassen, ganz harmlos natürlich, er tut ja niemandem weh, und wer dann merkwürdig reagiert, ist ein verklemmtes Weib, eine Spaßbremse, man lebt doch nur einmal, dann sollte man es doch genießen, und überhaupt, das ist doch eigentlich ein Kompliment, wenn er seine Finger nicht im Zaum halten kann, das zeigt doch, dass die Frau was hat, er wird nämlich nicht bei jeder dahergelaufenen Schlampe geil, erklärt er mit feierlichem Ernst in der Stimme, er hat durchaus hohe Ansprüche, und die Dicken und die Alten und die Hässlichen greift er nicht einmal mit Schutzhandschuhen an, doch die schönen Frauen, ja, die liebt er, das sagt er laut und deutlich, er liebt die Frauen, und Liebe ist doch was Gutes, und er ist ja auch ein lieber Kerl, nur einige Male musste er ein wenig grob werden, musste für klare Verhältnisse sorgen, aber das war wirklich nicht der Rede wert, das heilt ja alles schnell wieder ab bei den jungen Dingern, und abgesehen davon ist er eigentlich ein lieber Kerl.

Perfekt, literarisch perfekt. Und auch noch tiefgründig.
Liest sich auch verständnistechnisch erstaunlich problemlos für einen so wahnsinnigen langen Satz.
Ich bin wie immer begeistert!
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Vielen lieben Dank fürs Lesen und die Begeisterung und für deine Worte!
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Ja ja die lieben Kerle 😦 …bei dene verhält es sich genau so wie mit den „lieben“ frauen die es ja genau so gibt.
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Naja, „genau so“ scheinen mir die umgekehrten Verhältnisse dann doch nicht zu sein… Vielen Dank dir fürs Lesen und für deine Worte…
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Puh…dachte ich und dann an den Typ damals, dem ich den Fuß platt trat beim Tanzen, als seine Hand ‚Hüfte‘ falsch interpretierte. Ich habe mich überaus höflich entschuldigt für meinen Fuß und dass ich gar nicht tanzen könne, so ein Schweinepech aber auch….😎
Eine tolle Darstellung ist Dir gelungen, ich glaube, befürchte…so einige Frauen erkennen den einen oder anderen ‚lieben‘ Kerl wieder.
Nichtsdesttrotz gibt es auch weibliche Jägerexemplare, die ihre plumpen Übergriffigkeiten mit ihrer holden Weiblichkeit entschuldigen und den Geschlechterspieß kurzerhand umdrehen. Alles, was Haare hat und bei ‚Drei‘ nicht auf den Bäumen sitzt, wird mit ‚Süßer‘ betitelt…angetrunkene Kegelclubs sind Präzedenzbeispiele…
Die Gewaltbereitschaft und das Keulengebaren mancher lieben Kerle dieser Welt mutet archaisch an…
Liebe Grüße
von der Karfunkelfee
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Wunderbar, wie du dich aus der Bredouille zu tanzen vermochtest…
Und natürlich gibt es auch die plumpen Frauen, doch gegen die ach so lieben Kerle muten sie vergleichsweise harmlos an, wie ich find.
Vielen Dank für dein Lesen, für deine Gedanken und Worte. Und herzliche Grüsse zurück…
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Geht gar nicht. Solche lieben Arschlöcher. Da gibts nichts zu verschönen. Grüße Charles
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Vielen Dank! Fürs Lesen, die Worte, die Übereinstimmung… Beste Grüsse zurück…
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Böse, ganz böse. Ich hörte eben solche Worte einer Frau mal irgendwann zu einer anderen sagen: „Komm stell dich nicht so an, er ist sonst immer ein lieber Kerl“.
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Ein ziemlich furchtbarer Satz, find ich.
Vielen lieben Dank fürs Lesen und für deine Gedanken…
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Jetzt muss ich doch mal …
Eine Überschrift, ein Bild, und das Dazwischen wird noch deutlicher, als es schon ist. Es ist das Dazwischen, das Offensichtliche zwischen deinen Zeilen und das, was es offensichtlich in jedem Leser auslöst. Bei mir ist es heute die Frage, aus welcher Perspektive der Text geschrieben ist, und warum. Und meine Fantasie dankt, wie jedes Mal beim Lesen, ob der Überschläge und unzähligen Möglichkeiten.
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Dass die Fantasie dankt, ist schön und gut, ebenso, dass etwas ausgelöst wird beim Lesen. Schliesslich sind die Perspektiven der Lesenden so viel bunter und vielfältiger als jene des Schreibenden… Herzlichen Dank fürs Lesen und die Worte…
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Distanz aufbauen. Mit rasender Geschwindigkeit. Bevor es tätlich wird.
Die Typen sind überall.. und in Gesellschaft, in der Gruppe nehmen sie so richtig fahrt auf.
Gedanken an Indien…
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Diese lieben Kerle, ja, es gibt sie leider überall… Vielen Dank fürs Lesen und für deine Worte…
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