Wir winden uns, so gut es geht, winden uns um alle Ecken und raus aus dem Gröbsten, wir geraten ins Trudeln und trunkene Wanken, obschon wir vollkommen nüchtern sind, vielleicht zu nüchtern für jedes Hier und Jetzt. Ein Bein ist kürzer als das andere, war es schon immer. Man hat uns damals nichts gesagt, man glaubte, uns schützen und schonen zu müssen, man meinte es nur gut, doch nun hinken und humpeln wir über den Asphalt und durch die Gassen und haben niemanden, der die Schuld zu schultern bereit ist, also tragen wir sie selbst. Das drückt auf die Wirbelsäule, das Rückgrat krümmt sich immer mehr, und von Zeit zu Zeit bleiben wir stehen, schwitzend und schnaufend, schauen uns um, mit flehenden Augen und suchendem Blick. Und manchmal ist es tatsächlich ein Trost, wenn wir die übrigen Leute sehen, wie sie ebenfalls humpeln oder mitunter schräg aus der Erde ragen wie windschiefe Bäume in einem Winter ohne Schnee. Doch der Trost kann nichts begradigen, es gibt kein Ausgleichen, ein Bein ist kürzer und wir winden uns.

Bei mir ist das eine Bein auch ein klein wenig kürzer als das andere, lieber Schreibfreund, wobei das noch nicht mal das interessanteste daran ist, sondern es ist auch wesentlich empfindlicher, empfindsamer was Berührungen und Schmerzen angeht…
ist das nicht irre?!
Fein, dein Verbalbeinbild…
liebe Abendgrüße
Finbar
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Ja, bei mir ist eines auch kürzer, ebenso emfindsamer und sogar seit Geburt ein wenig benachteiligt, was man aber nur spürt und höchstens bei genauem Hinschauen sieht… Liebe Abendgrüsse zurück, lieber Finbar…
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und manchmal humpelt auch das Leben selbst, sieht, wie wir die Bürde des Humpelns tragen
und guckt neutral aus der Wäsche. Hat es uns halb in den Boden gestampft, trampelt es diesen
fest, damit uns das Herauswinden noch schwerer fällt, doch manchmal, da ist es auch gnädig
und lässt uns teilhaben…richtet unsere Beine und vergnügt hüpfen wir durch Parks und Gärten, lieber Disputnik
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Oh, ein wunderbare Bild, das humpelnde Leben, das neutral aus der Wäsche schaut. Und ja, das vergnügte Hüpfen durch Parks und Gärten lassen wir uns hoffentlich nehmen, liebe Bruni…
Herzlichen Dank für deine Gedanken und Worte, und liebe Grüsse…
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