Irgendwann verlor er das Gefühl in den Füssen und den Boden darunter, füllte die entstandene Leere mit Gift und Galle, starrte ins Nichts, und später, sehr viel später wachte er auf, die Haut trocken und spröde, die Hose zerschlissen, und er fragte sich, ob die Jahre, die er verloren hatte, je von jemandem gefunden werden würden und ob sie, falls dem so wäre, dieser Person von Nutzen sein könnten, doch eigentlich war es ihm egal, die Dinge ändern sich, Pluto ist kein Planet mehr, obwohl er es anders gelernt hatte, überhaupt sind viele Dinge nicht mehr so, wie sie ihm beigebracht worden waren, Gott und Milli Vanilli, die Ammen verstummten, und sowohl beim Richtigen als auch beim Falschen verschwimmen die Strukturen und Konturen immer mehr, und während er sich zu erinnern versucht an die Zeit, die keine Erinnerungen hinterließ, fragt er sich, wie schwer die Vergangenheit wiegt, wie gut sie befestigt ist am Ich im Jetzt, er fragt sich, was von ihm übrig bliebe in der Gegenwart, wenn er seine Biografie bereinigen und beschönigen würde, wenn sich der zurückgelegte Weg von Schmutz und Scherben säubern ließe, und jemand sagte ihm einst, dass alles im Leben einen Sinn habe, doch er ist anderer Meinung, auch weiterhin, aber er akzeptiert jedes Ding, jede Stunde, selbst die dunkelsten Ecken der vergangenen Zeit, er versucht es zumindest, denn nur so vermeidet er ein Verringern und Schwinden wie jenes von Pluto, nur so ist er Mensch und kann es auch bleiben.

Ganz kurz nur: Schöner Text. Gefällt mir sehr. Danke.
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Noch kürzer: Vielen Dank!
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🙂
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in Leere erwachen, in einem anderen Leben oder auch völlig daneben, und erkennen, daß alles anders ist, als es mal war, muß ein mieses Gefühl sein, ausgelöscht und doch noch vorhanden…
Erinnerungen? nach und nach finden sich vielleicht welche ein, und das wäre wundervoll gut.
Wenn er jedes Ding akzeptiert, das ihm geschieht, dann kennt er doch schon den Sinn des Lebens, oder nicht?
Ist nicht das Leben selbst der Sinn, der hinter allem steckt?
Heute, am Tag nach diesem Attentat in Paris ist es schwer, den Sinn zu sehen, geschweige denn, überhaupt zu verstehen…
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Herzlichen Dank für deine Worte, deine Gedanken, liebe Bruni…
Ja, das Leben selbst ist wohl der Sinn, es liefert den Sinn für sich. Man sieht das aber wohl nicht immer im gleichen Masse klar und deutlich…
Es ist, ob heute oder an jedem anderen Tag, wohl nie leicht, den Sinn zu sehen oder zu verstehen, oder? Und nicht selten geht’s einfach nicht. Aber noch schwieriger dürfte es werden, wenn man’s nicht mehr versucht, gemeinsam, so gut wie’s geht…
Nochmals danke und liebe Grüsse…
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Sicher wird mehr bleiben, als nur das dunkle und finstere.
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Ja, zweifellos, aber das eben auch. Braucht bei Bildern wohl auch dunklere Stellen. Schönen Dank fürs Lesen und für deine Worte…
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