Sie tanzen nicht mehr. Der Rücken, die Hüfte, man kennt das. Es ist gelogen und sie wissen es und sagen es trotzdem. Sie verzichten auf Aufrichtigkeit, um sich nicht zu kränken. Vielleicht ist das Liebe. Vielleicht ist es das, was man aus Liebe macht mit der Zeit. Wenn sie wütend ist, zischt sie manchmal, dass sie am liebsten gehen würde, ihn und ihr gemeinsames Leben zurücklassen wolle. Er entgegnet dann, sie sei ja immer noch da, und er weiß selbst nicht genau, ob er dabei enttäuscht oder dankbar ist. Auf den Fotos sehen sie glücklich aus. Sie beide, immer, auf jedem Bild, tanzend oder nicht. Sie wundert sich, ob es Täuschung ist, und er fragt sich, wann die Täuschung geschah; beim Aufnehmen der Bilder, beim Betrachten oder irgendwann dazwischen. Manchmal sind sie einander böse, denken an alle Fehler und an Schuld, aber nicht grundsätzlich. Vielleicht ist das schon genug, vielleicht genügt und begnügt man sich irgendwann, vielleicht ändert sich der Blickwinkel auf Erwartungen. Früher war die Tanzfläche ihre Welt. Heute bleibt sie leer. Sie tanzen nicht mehr.

genügsam im Beieinanderbleiben, weil das Auseinandergehen so schwierig ist…
Das Leben als Tanzfläche; findet hier keine Bewegung mehr statt, macht sich Bitternis breit.
Das Stillstehen fällt schwer, aber der gemeinsame Tanz ist unwiederruflich beendet.
Wie es geschah, weiß keiner von beiden so recht, erst wurden sie immer langsamer, bis sie
in der allerletzten Bewegung erstarrten und da stehen sie nun und wissen nicht mal, was
eigentlich geschehen ist, nur, daß sich sich plötzlich nicht mehr an den Händen hielten…
Wieder eine, die vorüber ging…eine erloschene Liebe, das Feuer brannte nieder und in der
Asche richten sie sich ein, so gut es geht.
Wieder eine von Deinen so gut gefühlten Geschichten, lieber Disputnik, die alle Potential
haben. (Natürlich meine ich auch, genau wie Herr Hund, hier liegt ein Schatz begraben, Du
solltest mit dem Bergen beginnen)
Deshalb bin ich für das Buch mit den kurzen Geschichten *lächel*
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Das Bild, wie sie sich in der Asche einrichten, die nach dem Erlöschen des Liebesfeuers noch blieb, es ist wunderbar und (mindestens) eine eigene Geschichte wert… Vielen Dank dir, liebe Bruni, für dein Lesen und für deine Gedanken.. Und jaja, vielleicht sollte ich einige der kurzen Geschichten wirklich mal ein wenig bündeln; ich mache mir mal ein wenig Gedanken dazu… Nochmals Danke und liebe Grüsse…
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Ninmm es Dir, dieses Bild, lieber Disputnik, und zaubere eine neue Geschichte über das Paar, das sich in der Asche des erloschenen Liebesfeuers einrichtet. Es würde mich sehr freuen und Deine positiven Gedanken zu einem Kurzgeschichtenbuch tun es auch.
Liebe Grüße von mir
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Getanzt wird Verbundenheitsgefühl zum körperlichen Ausdruck. Getanzt werden kann auf Parkett, in einem Ballsaal, auf einer Party, einem Konzert, im Waldwechselschritt in gemeinsamer Betrachtung von Baumkronen, Drehungen ins Leben hinein, wieder hinaus, synchron, nicht synchron in Bewegungen, Worten, Gedanken, Bildern, Worten, Gefühlen.
Der Tanz ist beendet, wenn einstmals gemeinsam Betrachtetes in Selbstbetrachtung versunken, die Hände des Tanzpartners verloren hat.
Gern gelesen, schön eindringlich nachgespürt.
Viele Grüße
von der Karfunkelfee
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Und wunderbar weitergedacht, hinwegformuliert und intensiviert… Vielen herzlichen Dank fürs Lesen und die Worte, und liebe Grüsse zurück…
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Sie tanzt nicht mehr, sie schleppt sich ins Schweigen, in Ausreden, in eine Sackgasse. Aber man will ja nicht allein sein.
Leider wahrscheinlich zu oft wahr. Ich will es nicht ausschließen. Wie könnte ich auch? Doch wie Sie es schildern, möchte man es fast befürchten.
Sehr gut, Disputnik. Respekt.
Freundlichst
Herr Hund
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Herzlichen Dank für den Respekt und das Lesen und die Worte, verehrter Herr Hund.
Ich weiss nicht. Ich denke, man kann immer noch tanzen, auch wenn der Rücken schmerzt; ist vielleicht nicht mehr so gelenkig, aber dennoch beweglich. Ich glaube, das ist möglich, das geht. Aber halt nicht von alleine.
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Man könnte immer noch tanzen, ja. Will ich gar nicht ausschließen. Doch geht es ja in Ihrem Text nicht um Möglichkeiten (um Alternativen), sondern um ein Paar, das nicht mehr gemeinsam tanzt. Nicht mehr, nicht weniger. Und ich denke, ohne es zu wissen, solche Paare finden sich viele. Und die finden nicht mehr zurück zum ersten Tanz (besser ausgedrückt von karfunkelfee).
Sie sollten weitererzählen, nach Möglichkeiten suchen für dieses Paar. Einen lohnende Geschichte.
Ihr Herr Hund
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Ja, ich teile Ihre Vermutung, dass es viele solche Paare geben dürfte, viele Nichtmehrtänzer, und manche davon finden nicht mehr zurück auf die Tanzfläche. Dieses Paar hier hat sich wohl damit abgefunden, betrachtet alte Fotos und gibt sich damit zufrieden. Andere begegnen sich neu, auf einem anderen Parkett, auch ohne Hüftschwung. Wieder andere schlafen betrunken an den hinteren Tischen im Schatten. Wieder andere rauchen draussen. Wieder andere blicken neidvoll auf die Tänzer und werden wütend. Andere wissen um den Wert ihres Lebens und klatschen Beifall. Es gibt so viele Geschichten in jenem Tanzlokal…
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Machen Sie was draus, ich bitte Sie. Schildern Sie in in einigen Kapiteln diese besonderen Paare, die Rahmenhandlung besteht schon….Ich finde, das hat einiges an Potential.
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Ein Konzeptroman über ein Tanzlokal und seine Besucher. Ja, das wär was. Ich werde Sie mit Freude in den Danksagungen erwähnen!
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Ich meine es ernst…..ich würde mich über eine Danksagung freuen….ich komme darauf zurück.
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