Die Sonne brennt auf der Haut, lässt die Schweißtropfen wie Perlen glitzern. Er atmet ein. Er atmet aus. Dann läuft er los. Die Rufe der Menschen zu allen Seiten vermengen sich zu einem Rauschen, ein betäubendes Brausen erfüllt die heiße Luft des Nachmittags. Sein Herz schlägt schneller, ungeahnte Kräfte treiben ihn immer weiter. Neben sich die anderen aus seinem Team, sie laufen mit, vom gleichen Eifer beseelt wie er selbst, das Weiße in ihren Augen ist gleißend hell. Er schlägt wilde Haken, scheint in einem Moment zu tanzen und im nächsten zu straucheln, doch er drängt stetig vorwärts, tief hinein in die freien Räume, die der Gegner seiner Mannschaft scheinbar kampflos überlässt. Kurz vor dem Tor bremst er abrupt ab, dreht seinen Körper ein wenig. Er visiert sein Ziel an, schluckt noch einmal trocken und leer. Dann, ohne Gnade und weiteres Zögern, schießt er.
Eduardo ist dreizehn Jahre alt. Eigentlich wollte er Fußballer werden, Profi, wollte als Stürmer für die kolumbianische Nationalmannschaft spielen. Es hat nicht geklappt. Jetzt ist er Soldat. Einer von geschätzten vierzehntausend Kindersoldaten in Kolumbien. Er schluckt noch einmal trocken und leer, atmet ein, atmet aus. Dann läuft er weiter.

…da zieht es mir „bei der Auflösung“ des Schießens den Bauch krampfhaft zusammen, lieber Schreibfreund…
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Ich hoffe, der Krampf hat sich wieder gelöst, lieber Finbar… Vielen Dank dir fürs Lesen…
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Diese Seelen werden wohl nimmer heilen. Gut, daß dies doch nicht so ganz im tosenden Jubel untergeht. Danke für’s Anmahnen, herzlichst, Ihre Frau Knobloch.
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Und ich danke herzlichst fürs Lesen und die Worte!
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die beiden Extreme – der eine hoch oben, nur noch diesen Ball im Sinn und das Geld,das damit zusamnenhängt und dann das, was es niemals geben dürfte (wobei ich auch etwas gegen die zu hohen Kosten habe, die die WM verursacht), aber nicht nur bei den kleinen Jungen, sondern auch bei erwachsenen männlichen Menschen – dieses Soldatentum, der Dienst an der Waffe, der Dienst zum Töten von Menschen, die dann nicht mal wissen, wofür sie sterben…
Falsch das eine und falsch das andere und schon hat Dein Text etwas bewirkt
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Etwas zu bewirken, das ehrt den Text natürlich… Um Geld geht es häufig auch bei den kleinen Kriegern, ihr Soldatentum ist oftmals der einzige Weg aus der Armut. Obschon der Fussball zweifellos der bessere wäre… Herzlichen Dank dir für deine Gedanken, liebe Bruni…
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Wie schrecklich 😦
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Ja, absolut und zweifellos…
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Ich danke, dass sie daran erinnern.
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Und ich danke herzlich fürs Lesen!
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