Da ist dieses Bild, wenn er die Augen schließt, ein Bild von ihr, ein Bild, das keine Flächen kennt, ein Bild mit mehr als zwei Dimensionen, da ist nicht nur Chiaroscuro, da ist mehr als nur die starke Kontrastierung von Hell und Dunkel, da ist die plastische Wirkung eines Bildes, er schließt die Augen und sieht ein Bild von ihr, sieht sie, und er sieht sie nicht nur, er fühlt sie, er spürt ihr Bein an seinem, er spürt ihre Haut, die warme und weiche, er berührt sie nicht, doch sie, sie berührt ihn, irgendwo in der Tiefe, und dort ist dieses Bild, das er sieht, da ist Hell, da ist Dunkel, da ist Chiaroscuro, doch da ist noch viel mehr, es lebt, das Bild, es zeigt das Leben, ihr Leben, ein Bild, das alles einfängt, das hellste Hell und das dunkelste Dunkel und die Dinge dazwischen.
Sie schreibt irgendwann im separaten Alltag, dass sie sich auf ihn freut, er sieht die Buchstaben auf einem kleinen Bildschirm, und er weiß, dass es nie ein Leben ist, was man auf Bildschirmen sieht, dass auch Millionen Pixel niemals mehr sein können als eine Imitation der Realität, und dennoch, die trivialen Buchstaben auf dem kleinen Bildschirm sind mehr als nur eine Ansammlung von hellen Bildpunkten auf dunklem Hintergrund, sie erzählen eine Geschichte, doch diese Geschichte, sie ist nicht allgemeingültig, sie ist nicht universell, es ist die Geschichte zweier Menschen, die nur jene zwei Menschen verstehen, die Geschichte, sie beschreibt das Leben, ihr Leben, ein Bild, das alles einfängt, das hellste Hell und das dunkelste Dunkel und die Dinge dazwischen.
Stunden später ist es dunkel in der Außenwelt, es gibt nur das Schwarz der Nacht und die Helligkeit von anonymen Lichtern, ein banaler Kontrast, der kein Bild ergibt, keine Geschichte erzählt, während sie und er in einem Raum liegen, verborgen von der Außenwelt, geborgen in der Innenwelt, es ist dunkel, er sieht die Hand vor den offenen Augen nicht, aber wenn er die Augen schließt, ist da dieses Bild, ein Bild von ihr, das keine Flächen kennt, er spürt ihr Bein an seinem, er spürt ihre Haut, die warme und weiche, sie berühren sich, lieben sich, hier in diesem Bett und irgendwo in der Tiefe, und wo das Konzept des Chiaroscuro nach mehr Räumlichkeit, mehr Ausdruck strebt, reicht dieses Bild unendlich weit darüber hinaus, in tiefere Tiefen und höhere Höhen, das Bild, es zeigt das Leben, ihr Leben, ein Bild, das alles einfängt, das hellste Hell und das dunkelste Dunkel und die Dinge dazwischen.

Danke!
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Gerne!
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sein Bild von ihr, wenn sie nicht da ist, nicht neben ihm geht und nicht neben ihm steht,
geschweige denn liegt. Doch ein so inniges deutliches Bild von ihr, als sei sie da – bei ihm,
ein dichtes Gedankenbild, von einer virtuellen Nachricht zusätzlich gestützt
und wie gut passt dieses Gedankenbild auch dann noch, als er sie fühlen und spüren kann
im RL, in einem Raum, der sie beide trägt und alle ihre Sinne bewegt
Wie gut passen doch diese beiden Bilder zusammen
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…und wie wundervoll ist dieser Kommentar, liebe Bruni. Vielen lieben Dank dir fürs Lesen und für deine Worte!
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clair-obscur
kommt Dein einfühlsames
Bild daher
als wäre es
kein bisschen schwer
dimensionsmalerei
zu betreiben
in der Beschreibung
indirektes Licht
gänzlich eingetaucht
die Kontraste
die Konturen
eingebettet
in das weiche
Fleisch
miteinander
zärtlicher
menschlicher
Leiber
ein pures Bild
in clair-obscur
auf italienische Weise
aus der Ecke
lächelt Caravaggio
melancholisch
leise
immer diese
himmlischen weiber…
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Ein wunderschöner Kommentar, poetisch und stark, mit klaren Konturen und grosser Tiefe. Ich danke dir von ganzem Herzen dafür…
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Schön. Man kann die Sehnsucht spüren.
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Vielen Dank, Frau Knobloch, das freut mich sehr…
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