Es waren immer nur ein paar Muskeln, die sie bewegen musste, es kostete nichts und war keineswegs anstrengend, ihr Lächeln, sie zeigte es gern und oft, eigentlich fast immer, es war ein Geschenk, es war wie ein Blumenstrauß, den man kauft, wenn man eingeladen ist, weil man doch etwas mitbringen muss, aber nicht weiß, was passend wäre, und ein Blumenstrauß, der passt immer, ebenso ihr Lächeln, es passte immer, und sie brachte es mit, wann immer sie konnte, sie verschenkte es, wenn sie dachte, es wäre angemessen, sie lächelte vorbeugend, eine grellbunt fröhliche Prophylaxe, sie warf mit Blumen um sich, als wäre ihr Gesicht eine holländische Tulpenfarm, doch das war es nicht, und irgendwann waren die Beete leer, und die Blumen, sie begannen zu welken und seltsam zu riechen, die Blüten trockneten aus, wurden grau und faltig, schrumpelig, runzelig, wie verlebte Haut, und die Muskeln, die es zum Lachen und Lächeln braucht, sie verkrampften sich, verhärteten sich, wurden steif und starr, die Maske, einst so flexibel und elastisch, sie wurde statisch und spröde, und wenn man sie fragt, wie es ihr geht, dann entgleist jeder Gesichtszug, kracht in die Schrebergärten neben den Schienen, und im Gesicht, da sind kleine Erschütterungen zu spüren, unter den Augen, doch sie hat keinen Einfluss mehr darauf, selbst wenn sie es versucht, was bleibt, ist ein unkontrollierbares Zucken, das sie tunlichst verbirgt, sie will nicht, dass man es sieht, das Brachland im Gesicht; der Boden ist erfroren, die Samen, sie keimen nicht, die Blumen, sie wachsen nicht, sie wachsen nicht mehr, es sind nur ein paar Muskeln, doch sie gehorchen nicht mehr.

das erinnert mich an die leichtlebige mutter in heinrich bölls „haus ohne hüter“.
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Danke dir fürs Lesen und auch für den Buchtipp…
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