Der Kopf. Alles beginnt hier, in und mit ihm, ob er durch die Wand geht oder hinein in die Welt. Jedes Wort und jede Lüge, jede Angst und jedes Bild, jeder Traum und jeder Lapsus, jede Leere, jede Erfüllung, jede Wut und jeder Mut, alles beginnt hier. Jedes Ende sowieso, denkt sie und beißt sich auf die Lippe. Die Lippen, ihre Lippen, oftmals zitternd, auch an Sommertagen und in der Begegnung mit anderen Lippen, im Finden und Verlieren. Das Küssen, es ist manchmal leidenschaftlich und beinahe gierig, doch häufig routiniert und irgendwann automatisch, ein förmlicher Gruß, auf die Wange, auf die blutleere Stellen am Hals. Der Hals. Eine Verengung, ein schmales Konstrukt, und manchmal passt fast gar nichts durch. Der Kloss bleibt hängen, der Atem stockt und stolpert, alles ist zugeschnürt, und die aufgereihten Perlen der Kette glänzen höhnisch im Sonnenlicht, ein glitzernder Kontrast zum Schatten zwischen den Brüsten. Die Brüste. Der Busen, die Weiblichkeit. Sie tanzt und taumelt, zwischen Rolle und Identität, zwischen Erziehung und Entwicklung, zwischen Eigenschaft und Leidenschaft. Sie weiß, wer sie ist, sie weiß, was sie ist, doch sie weiß nicht immer, was das alles bedeutet, und es fühlt sich seltsam an im Bauch. Der Bauch. Manchmal ist da dieser Hunger, dieses diffuse Verlangen, doch sie hört nicht hin, oder sie versteht nicht, weil sie nicht kann, weil sie nicht will. Irgendwann fliegen alle Schmetterlinge weg. Es ist einerlei, ob der Bauch voll oder leer ist, die Taubheit ist immer da, strahlt oftmals aus bis in den Schoss. Der Schoss. Irgendwo zwischen Frausein und Muttersein und Tochtersein verlor sie das Ichsein, verlor sich selbst im Strudel. Manchmal berührt sie sich und stößt in fremde Regionen vor, fernab aller Bezugspunkte. Sie begegnet einem Wesen, irrend, verwirrend, verwirrt, es torkelt und kann sich kaum auf den Beinen halten. Die Beine. Sie sind gemacht, um sie zu tragen, schnell und weit. Es gibt kein Ankommen ohne ein Weggehen, aber es gibt ein Weggehen ohne ein Ankommen, und es gibt immer Wege, es gibt Umwege, Irrwege, Auswege. Manchmal rennt sie, manchmal bleibt sie stehen, manchmal spürt sie ein Brennen an den Füssen. Die Füße. Sie verliert den Boden unter ihnen, stolpert, fällt hin. Der Kopf, der Mund, der Hals, die Brüste, der Bauch, der Schoss, die Beine, die Füße, alles schmerzt. Sie glaubt sich am Ende. Am Ende ist Schmerz auch nur ein Gefühl, denkt sie. Am Ende ist es besser als keines. Und am Ende beginnt auch der Schmerz im Kopf.

Everything will be okay in the end.
If it’s not ok, it’s not the end.
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Hoffen wir’s… Vielen Dank dir fürs Lesen und für deine Gedanken….
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eine fantastische reise
den körper entlang
als prosapoem voll
innerer klang…
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Freut mich sehr, dass sie dir gefällt, die Reise, lieber Finbar… Und lieben Dank dir fürs Mitreisen…
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Tolles Konzept, super Umsetzung! Schön auch, wie du alle Körperteile am Ende zusammenfasst und dann wieder zum Kopf kommst.
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Vielen Dank fürs Lesen und für deine Worte; freut mich sehr, dass dir der Text gefällt…
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Wunderbarst!“….irgendwo zwischen Frausein u Muttersein u Tochtersein verlor sie das ichsein..“–perfekt mit ***
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Vielen herzlichen Dank dir!
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dynamischer text, interessant.
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Vielen Dank dir fürs Lesen und Interessefinden…
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