Oft fragt man sich, was eigentlich los ist, was eigentlich geschieht, und eigentlich ist die Antwort ziemlich egal, es geht nicht um die Antwort, es geht um die Frage, die man sich stellt, denn solange man noch fragt, beweist man Interesse, ist noch am Leben oder zumindest nah dran. Man könnte sich seinen Teil denken, doch man lehnt dankend ab, man verzichtet auf seinen Teil und auf das Denken.
Dann wieder sucht man nach Antworten, obwohl die Frage schon längst vergessen ist, man sucht nach Ursachen, sucht nach Erklärungen und weiß, dass keine davon abschließend sein kann, also schließt man nicht ab, man sucht immer weiter, eine Suchsucht vielleicht, ein grüblerischer Rausch. Man denkt sich seinen Teil, und der Teil wird größer und breiter, bis das Denken nur noch humpelt und hinkt.
Man betrachtet ein Bild, sieht einen Film, liest ein Buch, verfolgt ein Gespräch, hört einen Klang, und häufig ist das Dargebotene schon alles, was zählt. Es gibt weitere Schichten, eine Welt zwischen Zeilen und hinter der Leinwand, doch um dorthin zu gelangen, müsste man sich seinen Teil denken, doch das mag man nicht tun, es bleibt beim Konsum, man stillt nur den Hunger und wird trotzdem nicht satt.
Man redet von Liebe und Freundschaft, von Versprechen und Vertrauen, von Verlangen und Hingabe, von Plänen und Wünschen, zeigt sich offen und ehrlich, verlässlich und redlich, verletzlich und echt, doch ein Teil bleibt ungesagt, man denkt ihn sich nur, behält ihn für sich, und der Teil wird zum Gift, wird zum Sand im Getriebe, zum Geröll auf der Straße, zum Teil, der die Summe auf Null stellt.
Und dann gibt es Gespräche, ein Austausch von Ansichten, die Meinungen sind gemacht und werden gesagt, wobei das Mitgeteilte mitunter geteilt wird, aber manchmal auch nicht, manchmal hört man die schrecklichsten Dinge und opponiert dennoch nicht, man schweigt und bebt und brodelt im Innern, doch man lächelt nur und denkt sich seinen Teil, und häufig ist es dieser Teil, der am Ende dann fehlt.
