Ein Pony oder den Weltfrieden, ein 1965er Ford Mustang Cabriolet oder das Ende des Hungers, einen Lottogewinn oder ewige Gesundheit, wer bekommt denn schon, was er sich wünscht, und wer wünscht sich denn, was er auch tatsächlich bekommen könnte, der Geist aus der Flasche ist wie alle Geister nur ein Trugbild, eine süffisant grinsende Illusion, ein Hirngespinst, ein Kopfgespenst, und dennoch schreiben wir die Wünsche auf und nieder, basteln Listen auf kariertem Recyclingpapier und polieren die Flasche, bis sie golden glänzt im schwindenden Licht des Abends, und wenn es dunkel wird, liegen wir müde im Bett, manche beten, manche nicht, manche blicken nach oben, manche nach innen, aber niemand blickt durch, und manch einer sagt sich, wie kann es denn Glück sein, wenn noch Wünsche vorhanden sind, man kann doch nur wunschlos glücklich sein, es muss doch noch mehr geben, man muss doch noch mehr leben, man muss nur daran glauben, dann gibt es keine Grenzen, und wenn der Glaube schon Berge zu versetzen vermag, wären die Wünsche doch leicht, wären machbar, erfüllbar, schließlich sind Berge deutlich schwerer als Ponys und Mustangs, aber die Sache mit dem Glauben ist ein Irrglaube, die Berge bleiben ungerührt und stehen noch immer am gleichen Ort, alles andere wäre auch seltsam, nicht nur Tourismusbüros und Bergbahnbetreiber wären betrübt, und wenn selbst kleine Berge stärker sind als jeder Glaube, reicht dieser wohl auch nicht für Wünsche, also greifen wir zur Flasche, und egal, ob in jener nun Jeannie oder Dschinn oder Gin drin ist, irgendwann soll das Ding dann einfach erscheinen, unsere Wünsche erfüllen, zur wahrhaftigen Wahrheit machen, doch wenn man dann reinen Wein einschenkt, ist das Glas weder halbvoll noch halbleer, da ist nur heiße Luft und ein seltsamer Duft, das Glas bleibt leer, nur ein blasser Dunst ist zu sehen, den wir aber dennoch nicht haben können, der Geist aus der Flasche ist so ungreifbar wie alle anderen Ideen, die wir entwickeln, um unser Suchen und Taumeln zu manifestieren, und vielleicht bringt man die Flasche besser zur Sammelstelle, zusammen mit all den anderen alten Flaschen, damit erreicht man zwar keinen Weltfrieden und bekommt auch kein Pony, aber zumindest schont man die Umwelt, was ja keine schlechte Sache ist, und auch die Wünsche sind keine Wegwerfartikel, gehören nicht in den Hausmüll, sie bleiben doch wertvoll, selbst ohne Erfüllung; wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben, sagte einst Goethe, und vielleicht wäre auch jener, der nicht mehr wünscht, unter der Erde besser aufgehoben, vielleicht ist es gelogen, wenn man sagt, man sei wunschlos glücklich, vielleicht ist Wunschlosigkeit alles andere als Glück, vielleicht macht nicht die Erfüllung der Wünsche uns glücklich, sondern dass wir sie haben, und wenn nun ein kleines Mädchen beim Christkind ein Pony bestellt, wird es wohl weinen und nicht wirklich verstehen, wenn dann doch nur ein Brettspiel im Geschenkpapier steckt, aber es wird weiter wünschen, sich das Streben bewahren, und klar, das Ende des Hungers oder den Weltfrieden bekommt niemand zu Weihnachten, aber der Wunsch ist der Vater und der Gedanke das Kind, und vielleicht verändern unsere Kinder dereinst die Welt, aber keines davon wird auf einem Pony sitzen.

Glaube und Wünsche…
Zum Glauben gäbe es viel zu sagen und was wären wir ohne unsere Wünsche. Wären wir wunschlos glücklich?
Ich bezweifle es und denke, daß es auch absolut nicht erstrebenswert ist.
Ich erinnere mich gut an die allererste Schallplatte, die ich bekam, als Kind!, heute finden wir sie ja nur noch bei Sammlern.
Aladin und die Wunderlampe hieß sie u. ich saß mucksmäuschenstill vor dem Plattenspieler und hörte atemlos dieser spannenden Geschichte zu. Dieser dienstbare Geist faszinierte mich und ich habe heute noch eine genaue Vorstellung davon, wie so ein Geist aus der Lampe auszusehen hat. *lächel*.
Ich höre auch die Stimmen aus dem Damals noch in meiner Erinnerung, aber an die erfüllten Wünsche selbst erinnere ich mich nicht… Das Wunder der Erfüllung erfüllte mich mehr als das, was darauf folgte… 🙂
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Liebe Bruni, vielen herzlichen Dank für deine Gedanken und deine wunderbaren Erinnerungen… Ja, der dienstbare Geist (und die Idee dahinter) übt wohl eine Faszination aus, die weit über das Kindesalter hinausreicht… Und ich möchte zwar glücklich, aber keinesfalls wunschlos sein…
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Das ist gut so, lieber Disputnik, wie schön ist es doch, Wünsche haben zu können…
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Dass Glauben Berge versetzen können soll…
nun ja, ich habe niemals daran „geglaubt“…
aber wenn ich mir nun so die Bischöfe
ansehe… hm… vllt sollte ich das doch mal versuchen…
LG vom Lu
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Danke, lieber Finbar, auch für den Dschinn… Ja, dass der Glaube Berge versetzen kann, bezweifle ich heftig, beim Geschäft mit dem Glauben bin ich mir nicht immer so sicher…
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Kennst du diesen Dschinny hier:
http://t3.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcQrYS1SQ2oJoutL8oUAv23niCvblz8kpYHpADEuFD9nYL2pA7zPdL1uhQ
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Lieber Disputnik, das Foto von dem Abramovitch ist schon sehr schön, wenn auch sehr arrangiert wirkend, aber die Stimmung, die er dadurch erreicht hat, dass er seine Whiskeyflasche schnell geleert und farblich präpariert hat (alles in Windeseile wohl), ist doch sehr beeindruckend! 😀
Ciao Lu
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Lieber Finbar, ich hoffe doch sehr, dass es Gin war, es würde so schön zum Dschinn passen, und nach dem zügigen Leeren einer ganzen Flasche überhaupt noch ein Foto in den Kasten zu kriegen, ist in jedem Fall beeindruckend…
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