Womöglich gab es eine Sollbruchstelle. Sie wusste nicht, wie laut das Knacken war, es wurde übertönt von einem Rauschen und einem tauben Gefühl. Die Entfernung, sie wuchs immer mehr, und damit auch der Leerraum dazwischen. Und irgendwann begann sie, von und zu sich selbst nur noch in der dritten Person zu sprechen.
«Wer ist sie?»
Ihre Stimme verliert sich zwischen den unzähligen Bäumen, die sich nicht zu einem Wald vermengen. Es ist kalt, jedes Wort verdampft nach dem Entweichen, aber sie friert nicht.
«Wohin soll sie gehen? Und ganz egal, ob sie jemals ankommt; was soll und will sie eigentlich dort?»
Das Rauschen hängt noch immer in ihrem Ohr, wie ein Leintuch über alten Möbeln in einem verlassenen Haus. Alles ist dumpf, jeder Klang gleicht einem Schlag mit einem weichen Gegenstand auf ihren Kopf.
«Hört es auf? Und was kommt danach?»
Irgendwo schreit eine Krähe. Eine Antwort wie jede andere. Sie versteht keine davon. Und sie hat längst aufgegeben, eine zu erwarten, die einen Sinn ergibt.
«Wird sie irgendwann in den Spiegel blicken können, ohne zusammenzuzucken? Wie weit kann man sich entfernen?»
Am Rande ihres Blickfeldes löst sich ein gelbliches Blatt von einem Zweig und fällt in Zeitlupe zu Boden. Sie blinzelt kurz. Zeit ist kein Arzneimittel.
«Wer hilft ihr beim Tragen, wenn niemand da ist? Und was ist Schuld überhaupt?»
Womöglich gab es eine Sollbruchstelle. Doch eigentlich spielt es keine Rolle.

oh ja, die gab es, doch sie verschwand unter so viel Alltäglichkeit, daß sie unauffindbar bleibt.
Nachforschen bringt nichts, denn vor dieser Sollbruchstelle gab es die feinen Risse und alle trugen bei zu dem, was sie nun fühlt…
Jeder kleinste Riss müßte behandelt werden, jeder, denn jeder trägt seine Schuld.
Doch wer ist verantwortlich für diese Schuld?
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Ja, die kleinen, feinen Risse, manchmal, und manchmal dann auch ein grosser, und irgendwann lässt sich die Zerreissprobe nicht mehr bestehen… Vielen lieben Dank für deine Gedanken und Worte, liebe Bruni…
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