Der Sessel knarrt, er ächzt und stöhnt, armer Sessel, bemitleidenswert und gequält, doch Liebende haben kein Mitleid mit armen Sesseln, Liebende haben überhaupt kein Mitleid im Moment des Liebens, sie haben nur sich selbst, im Kopf und in jedem Nervenstrang, sie sind nirgendwo und überall, armer Sessel, arme Möbel, arme Welt, alles ist inaktiv in der Gegenwart des Liebens, jedes Kind und jeder Greis, jedes Kamel und jeder Fisch, jedes Staubkorn im Gefüge, sie alle werden zum formalen Rest, ein erstarrtes Drumherum, ausgeblendet und irrelevant, armer Sessel, er ächzt, sie stöhnen, sie sind nirgendwo und überall, in einem sommergelben Feld und in einer staubigen Holzhütte, in der Transsibirischen Eisenbahn und in einem alten Fiat 500, im warmen Regen im Juli und im wilden Rauschen des Meeres, armer Sessel, er knarrt und ächzt, doch sie hören ihn nicht, die Liebenden, sie sehen ihn nicht, sie sind gar nicht da, sie sind nirgendwo und überall, vollkommen aus der Zeit gefallen und dennoch nur im Moment, im Moment ihres Liebens, und der Sessel knarrt, er ächzt und stöhnt, dann atmet er aus, sie atmen aus, das Knarren verstummt, und die Kamele und Fische, sie bewegen sich wieder.

Er ächzt und stöhnt ja nur zum Schein, in Wahrheit genießt er das, was geschieht und lächelt leise in sich hinein…
LikeLike
Das kann gut sein; dass die Knochen ächzen, muss ja nicht bedeuten, dass das Geniessen verlernt wurde… Vielen Dank fürs Lesen und für deine Worte, liebe Bruni…
LikeLike
*lächel*, ich denke auch, daß es so ist, lieber Disputnik
LikeLike
Und ich glaube, ihm ist es auch egal. Dem Sessel. Er mag die Liebe. Die Liebenden. Das Liebende. Sein Dasein hat einen tieferen Grund. Und sein Ächzen und Stöhnen erzählt die Geschichte des Lebens. Der Liebe.
LikeLike
Ja, der Sessel, der arme, er erträgt das Leben und Lieben mit Stolz und Würde…
LikeLike