Der Film beginnt. Ein kurzer Vorspann, dann die Exposition, die Vorstellung zweier Personen. Die Frau. Der Mann. Sie begegnen sich in einem Raum voller Menschen, sie sind einander unbekannt. Es ist laut, es ist hektisch, die Musik dröhnt, doch dann blicken sich die Frau und der Mann in die Augen, und alles verstummt, alles erstarrt, die Szene wird zum Standbild, und alles, was sich bewegt, sind sie. Zwischen ihnen schweben Staubpartikel, in welchen sich das Licht verfängt.
Es ist eine Filmromanze.
Schnitt. Sie stehen am Ufer des Meeres, nackte Füße im nassen Sand, die Wellen schieben Schaumkronen zu ihnen hin. Die Frau. Der Mann. Die Königin und ihr König. Sie brauchen kein Schloss, keinen Thron, nur sich selbst, die Welt gehört ihnen. Sie blicken hinaus auf den Ozean, während der Wind ihre Haare fliegen lässt. Wenn man am Meer steht, wohin soll man dann noch gehen, fragt sie. Er lächelt und erwidert: Ich bin angekommen. Und will nicht weg.
Es ist ein Liebesfilm.
Schnitt. Es regnet auf das Blechdach einer kleinen Hütte im Wald, ein Trommelwirbel, der bis in die Ecken des Raumes dringt, in welchem sie auf einer schlichten Matratze liegen. Die Frau. Der Mann. Ihr Rücken und sein Oberkörper scheinen zu verschmelzen, seine Hände gleiten rastlos über ihre Brüste, ihren Bauch und hin zu ihrem Schoss. Sie fasst nach hinten, um ihn noch näher an sich zu ziehen, doch näher und tiefer geht nicht. Nachdem ihr Körper nach einem heftigen Zucken erstarrt ist, küsst er sie auf die Stelle hinter ihrem Ohr.
Es ist ein Erotikfilm.
Schnitt. Die Felskante bildet eine lange Linie, an deren Ende sich ein Plateau eröffnet, auf dem zwei Bergsteiger stehen. Die Frau. Der Mann. Sie blicken auf die Welt unter ihnen, die vereinzelten Wolkenfetzen, die Waldgrenzen, die dunklen Täler, die das Land strukturieren. Die Luft ist dünn und erfüllt von einer Stille, die sie schweigend respektieren. Er greift nach ihrer Hand und zieht sie an seinen Mund, küsst jeden Finger. Sie lehnt ihren Kopf an seine Schulter und lächelt stumm.
Es ist ein Abenteuerfilm.
Schnitt. Der Dampf von Kaffee steigt zu alten Leuchten auf, sie sitzen auf Barhockern an einem Tresen. Die Frau. Der Mann. Zwei Brötchen liegen auf einem Teller, und in jedes steckt er eine Gabel. Die Gabeln sind die Beine, die Brötchen sind die Füße, und dann beginnt ein Tanz. Sie lacht glucksend. Sie weiß, dass der Tanz eine Kopie ist, inspiriert von Charlie Chaplin und Johnny Depp, doch sein Gesicht ist das Original, ist echt und wahr. Dann endet der Tanz, und sie beißt in einen der gebackenen Füße.
Es ist eine Komödie.
Schnitt. Ein elektronisches Piepsen gibt den Takt an, doch da ist keine Musik, sie singen nicht, sie tanzen nicht. Die Frau. Der Mann. Feuchte Linien zeichnen ein Muster auf die Haut ihres Gesichtes, die Lippen beben, aus ihren Augen spricht die Angst. Du bist so jung, flüstert sie. Es ist noch zu früh, viel zu früh. Er lächelt schwach. Es geht nicht um die Länge der Zeit, gibt er zurück. Es geht nur um ihr Gewicht. Dann senkt er seinen Blick und betrachtet ihre Finger, die seinen Handrücken streicheln.
Es ist ein Drama.
Schnitt. Durch ein Fenster fällt das schwache Licht der Dämmerung auf das Bett und einen zitternden Körper. Die Frau. Sie weint stumm, hin und wieder stolpert ein leises Schluchzen in den Raum. Auf der Leinwand in ihrem Innern betrachtet sie einzelne Szenen, doch die Geschichte, sie verläuft ins Leere, verliert sich im Nichts. Dann sterben die Bilder, und nach einer Abblende folgt der Abspann. Sie möchte aufstehen, aus dem Kinosaal ins Freie fliehen, ins Leben. Doch sie kann nicht. Der Abspann läuft, und schließlich wird die Leinwand schwarz.
Es ist ein Film. Und alles, was noch bleibt.

und hier möchte ich nicht stören
bei dem Gespräch zwischen einem Mann und einer Frau
es ist das Leben, das abläuft,
einzelne Sequenzen nur,
aber aufschlußreiche
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Herzlichen Dank für deine Worte, liebe Bruni, und nein, du störst ganz sicher nicht… …
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es war eine so schöne Kommunikation *lächel*
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Und hier schliesse ich meine Augen nun gerne zu. Hier, auf dieser Insel.
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Dann kommen die Tränen.
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Ist ein wichtiger Fluss.
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Sicher, ja. Doch Flüsse münden auch ins Meer und manchmal wird man des Schwimmens müde.
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Ja, verständlich, und dann ist’s gut, wenn es Inseln gibt.
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Ist das Tiffany?
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Nein, ist es nicht. Hier fehlen auch die Silberstreifen…
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Dann öffne ich meine Ohren und mein Herz, um mehr darüber zu erfahren.
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Um mehr zu erfahren, musst du nur die Augen schliessen…
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