Ich bin kein Rassist, aber. In den meisten Fällen steht zwischen diesem kurzen Bekenntnis und dem Punkt am Satzende etwas Rassistisches. Alle Albaner sind kriminell. Alle Schwarzen verkaufen Drogen am Bahnhof. Alle Serben sind gewalttätig. Alle Amerikaner sind bekloppt. Alle Muslime sind Terroristen. Alle Russen sind homophobe Trinker. Ich bin kein Rassist, aber. Dann der Widerspruch. Eine Aussage, welche die eröffnende Beteuerung umgehend als Unwahrheit entlarvt. Das ist sehr seltsam. Das ist bedenklich. Und irgendwie auch bedauerlich. Wenn man einen Aspekt seiner Persönlichkeit verleugnen muss, ist dies doch eine enorme Einschränkung, ein Beschneiden der individuellen Freiheit. Man glaubt an eine Ideologie, doch man darf sich nicht offenbaren, kann sich nicht uneingeschränkt zu ihr und somit zu sich selbst bekennen. Traurig ist das, sehr traurig. Es ist tragisch, die moderne Gesellschaft zeitigt unschöne Zustände. Der Rassist hat ganz offensichtlich einen schlechten Ruf. So schlecht, dass sich nicht einmal Rassisten selbst so bezeichnen mögen. Man sollte etwas dagegen unternehmen. Da muss man doch handeln! Da muss man doch aktiv werden! Vielleicht ließe sich ja eine geschützte Zone schaffen, in welcher die Rassisten ihre Neigung unverblümt ausleben können, ein Ort, an welchem sie keine Ablehnung oder haltlosen Vorurteile fürchten müssen. Und wenn sie sehr stark unter den erschwerten Bedingungen zu leiden haben, ließe sich womöglich sogar ein Land finden, das ihnen Obhut und Sicherheit bieten kann. Zumindest vorübergehend, so lange, bis man in ihrer Heimat endlich unbesorgt verkünden kann, man sei ein Rassist, ohne falsche Scham und ohne Angst vor Hetze und Verfolgung. Natürlich kosten solche Dinge Geld. Aber man könnte ja beispielsweise eine Spendenaktion starten. Ein Herz für Rassisten. Oder so. Die individuelle Freiheit müsste der Allgemeinheit doch etwas wert sein. Ich bin kein Rassist, aber Rassisten sind doch auch nur Menschen wie du und ich, oder?

es ist schnell rassistisch dahergeredet, wenig wirkungsvoll auf Dauer
es ist schnell rassistisch gehandelt, wirkungsvoll auf Dauer
es ist langsam rassistisch gekriegt, sehr wirkungsvoll auf Dauer, nämlich für immer!
des Teufels Eskalation!
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Du hast Recht, lieber Finbar, obwohl ich glaube, dass auch das rassistische Daherreden auf Dauer eine Wirkung entfaltet, sich langsam einschleicht und zu übleren Folgen führen kann… Vielen Dank für deine Worte!
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Gibt es diese „geschützten Zonen“ nicht schon längst? Geschützt werden sie durch die Unfähigkeit derjenigen, die nichts sagen wollen. Sich nicht trauen. Den Rassismus unschön finden aber keinen Mut haben dagegen anzugehen. Angst haben. Geschützte Zonen wohin man sieht. In der Schulhofecke, im Lehrerzimmer, in der Polizeiwache, in der Redaktion der Lokalzeitung, am Stammtisch und bei Oma Erna. Je mehr Leute nichts sagen wollen; schließlich kostet es Überwindung dem Schüler, dem Kollegen, der alten Dame einfach so ins Wort zu fallen, desto dicker der Schutzwall. Desto unwahrscheinlicher ist es, das da jemand des Weges kommt, der sich ein Herz und einen fetten Vorschlaghammer faßt. Salute!
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Ja, die geschützten Zonen, die gibt es, und das Schweigen, unser Schweigen, verstärkt die geschützten Zonen nur noch… Vielen Dank für deine Worte…
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die, die im Geheimen agieren, die Du nicht sehen kannst, sind noch gefährlicher meiner Meinung nach, weil sie tun und lassen können, was sie wollen, keiner verdächtigt sie, sie höhlen aus im Untergrund, unerkannt und ungenannt. Bis sie bemerkt werden, ist das Unheil schon lange geschehen. Ihre Ideologien sind weit gestreut inzwischen.
Die, die sich vom Begriff des Rassismus distanzieren und trotzdem unentwegt gegen diese Anderen wettern, Gründe gibt es ja genügend, sind Feiglinge, die die erste Gelegenheit ergreifen würden, sich eine Uniform anzulegen, wenn alle sie tragen würden. Nur bis zu diesem Zeitpunkt distanzieren sie sich, aber dann… s. 3. Reich
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Dann schauen wir hin, schauen wir genau hin… Vielen lieben Dank für deine Worte und deine Gedanken, liebe Bruni…
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Mit der europäischen Geschichte und der deutschen im Besonderen im Gepäck, sollten wir uns alle lieber an einen Schlachtruf halten, der da lautet: „Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!“ Und entsprechend bin ich dafür Leuten, die die im Beitrag genannte Floskel benutzen, gleichermaßen eine verbale Ohrfeige zu erteilen. Soll jeder machen was er will, aber hier gibt’s für mich keine Toleranz!
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Vielen Dank für deine Worte… Ich bin grundsätzlich absolut deiner Meinung. Eine kleine moralische Frage stelle ich mir diesbezüglich dennoch hin und wieder: Wenn man Intoleranten mit Intoleranz begegnet, ist dies dann nicht mit einer ähnlichen (wenn auch nicht in vergleichbarem Mass ausgeprägten oder grundlosen) Unduldsamkeit und Rechthaberei behaftet? Ich weiss keine abschliessende Antwort, doch ganz egal, wie sie lautet – verbale Ohrfeigen sind angebracht und Rassismus zählt zu den Dingen, deren (leider höchst unwahrscheinliches) Aussterben ich nicht bedauern würde.
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oh ja, sie sind Menschen
wie Du und ich auch
aber
sie sind das, was ich verabscheue,
was ich auch in mir selbst nicht zulassen werde
weil ich um die Schäden weiß,
die sie anrichten,
um das Leid, das entsteht,
wenn sie sich austoben
Was bin ich sie leid, diese Rassisten
die ihre „Springerstiefel“ im Verborgenen hüten,
damit sie niemand erkennt
und vielleicht sogar mit dem Namen nennt…
und deshalb fände ich es gar nicht schlecht, wenn es dieses Land gäbe, in dem sie sich versammeln könnten,
doch ich befürchte, sie werden einen Krieg entfesseln, der eine gegen den anderen, der Schlimmste gegen den Schlimmen und sie würden sich mit Steinen bewerfen, Foltern und Knechten, denn das liegt ihnen, das Unterdrücken der Schwachen, der Anderen, der nicht mit Johlenden…
Nein, ich möchte nicht sein wie sie, deshalb rufe ich oft meinen Verstand zur Ordnung, wenn er mir einen „rassistischen“ Gedanken eingeben möchte – denn wirklich gefeit dagegen ist keiner
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Liebe Bruni, vielen Dank für deine Worte, auch für deine Wut, die manchmal alles ist, was noch bleibt, wenn Respekt und Verständnis längst nicht mehr taugen… Ich verstehe sie oft nicht, jene Personen, die ein unzweifelhaft rassistisches Gedankengut offenbaren, sich aber emsig von der Bezeichnung als Rassist distanzieren, irgendwie entsteht dadurch ein mulmiges Gefühl, eine Unberechenbarkeit. Aber ich kann auch bekennende Rassisten nicht verstehen, und wer nun gefährlicher ist, weiss ich nicht…
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